Mehr abgeschlossene Ausbildungsverträge, aber zu wenige junge Menschen sind für die Ausbildung geeignet. Zu diesem Resultat ist der bayerische Metall- und Elektro-Arbeitgeberverband (vbm) in seiner aktuellen Umfrage gekommen. Immerhin erholt sich der Markt langsam von der Corona-Krise.
Unternehmen müssen Jugendliche von sich überzeugen
Jugendliche wünschten sich eine Ausbildung, die angesagt ist, sagt vbm-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt - und das sei auch ihr gutes Recht. Deswegen müssten die Unternehmen von sich überzeugen. Wichtig sei aber, dass die Jugendlichen die notwendige Qualifikation für ihren angestrebten Weg haben. Am schlimmsten sei, wenn ein Junge oder ein Mädchen eine Ausbildung begonnen habe und dann klar werde, dass er oder sie scheitern wird.
52,5 Prozent der befragten Firmen sagen in der Umfrage, dass die Jungen und Mädchen nicht zu ihren Anforderungen gepasst haben. Brossardts Verband hilft hier - je nach Bedarf - immer wieder in Schulen. Trotzdem bleibe es eine Daueraufgabe, weil jeder und jede andere Begabungen und einen anderen familiären Hintergrund habe. Dazu kommen gesellschaftliche Prägungen, sagt Brossardt, beispielsweise, dass Mädchen seltener in technische Berufe gehen. An alle Jugendlichen hat er eine gute Nachricht: Im Schnitt kommen 1,8 Stellen auf jeden und jede von ihnen.
Firmen in Bayern bekommen so viele Azubis wie vor der Corona-Pandemie
Und weitere Zahlen machen eigentlich gute Laune: Im Jahr 2020 wurden bei den 288 befragten Firmen in Bayern 13.789 Verträge abgeschlossen, 2021 ging die Zahl leicht auf 13.151 zurück. Für 2022 prognostiziert der Verband 14.000 neue Ausbildungsverträge. Diese Prognose beruht auf den Meldungen der Firmen, erklärt der Hauptgeschäftsführer. Schließlich seien die Verträge meist schon abgeschlossen und die Vorhersagen in der Vergangenheit sehr stabil gewesen.
Drei Viertel bilden für das eigenen Unternehmen aus
Nach Rückgängen in der Pandemie kehrt die Zahl der Ausbildungsverträge wieder auf ihr Vorkrisenniveau zurück. Im Übrigen ist die Übernahmequote in den Betrieben hoch, 74,4 Prozent bilden aus, weil sie selbst Bedarf haben. Die Umfrage wurde vor Beginn des Kriegs in der Ukraine durchgeführt, daher sind die Auswirkungen von Fluchtbewegungen noch abzuwarten. Sowohl, was die Ausbildungsplätze angeht, als auch die wirtschaftlichen Herausforderungen infolge des Kriegs. Lieferengpässe dürften sich verschärfen und die Sicherheit der Energieversorgung und die Energiepreise seien unsicher, sagte Brossardt.
Düster sieht es noch immer im Kampf gegen den Fachkräftemangel aus: Bis 2035 werden etwa 700.000 Arbeitende fehlen. Das liegt neben der fehlenden Qualifikation auch am demografischen Wandel, so Brossardt. Eine Ausbildungsgarantie, wie sie die Ampel-Koalition vorschlägt, hält er für Bayern für den falschen Weg, weil sie das eigentliche Problem nicht löse. Brossardt sieht dabei Risiken, wie zurückgehende Mobilität der Jugendlichen, dass sie einen Job auswählen, in dem wenig Perspektive besteht oder dass eine Entkoppelung vom Arbeitsmarkt entsteht.