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Augsburg: Arbeitskampf bei Premium Aerotec in Augsburg ist vom Tisch

Augsburg

Arbeitskampf bei Premium Aerotec in Augsburg ist vom Tisch

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    Airbus und die IG Metall haben sich auf ein Paket geeinigt, das für Beschäftigte wieder eine Perspektive bietet. Dazu gehört auch eine Beschäftigungsgarantie.
    Airbus und die IG Metall haben sich auf ein Paket geeinigt, das für Beschäftigte wieder eine Perspektive bietet. Dazu gehört auch eine Beschäftigungsgarantie. Foto: Ulrich Wagner

    Die ganze Nacht durch wurde von Montag auf Dienstag in Hamburg gerungen, dann stand morgens nach einem 18-stündigen Verhandlungs-Marathon fest: Die Gewerkschaft IG Metall, Betriebsrat und die Arbeitgeberseite von Airbus haben sich auf einen Tarifabschluss geeinigt. Damit wurde der sich zuletzt massiv zuspitzende Konflikt zwischen beiden Seiten um die Zukunft der deutschen Luftfahrtwerke des europäischen Konzerns beigelegt. Der von der

    Im Mittelpunkt der fast ein Jahr währenden Auseinandersetzung stand das weitere Schicksal der Airbus-Zuliefertochter Premium Aerotec mit Sitz in Augsburg. Hier drohte eine Zerschlagung des bayerischen Standortes in einen zu Airbus gehörenden Teil für größere Montagen des Flugzeugrumpfs und einen Bereich für kleinere Einzelteile. Letztere Sparte sollte nach den Airbus-Plänen an einen Investor abgestoßen werden. Das erregte Unwillen in der Belegschaft und beim Betriebsrat. Denn von einem solchen Teilverkauf wären in Augsburg rund 2200 von insgesamt etwa 2800 Arbeitsplätzen betroffen gewesen.

    Mubea liebäugelt mit einem Einstieg bei dem Airbus-Zulieferer

    Die Befürchtung war groß, dass der Werksteil IV, in dem auch große Rumpfenden für Kurz- und Mittelstreckenflieger von Airbus gebaut werden, vor einer ungewissen Zukunft steht. So sorgte sich der Betriebsrat, dass nach einem Verkauf des bei weitem größten Teils des Augsburger Standortes Arbeitsplätze in großem Stil in Niedriglohnländer nach Osteuropa und Asien verlagert werden. Doch seit Dienstag ist klar: Das Werk wird nicht zerschlagen, sondern soll als Ganzes erhalten bleiben.

    Dabei ist ein Verkauf noch nicht vom Tisch. Denn Airbus hat zumindest einen Interessenten an der Hand, der bereit wirkt, die Einzelteilefertigung, also die Premium-Aerotec-Standorte in Augsburg, im friesischen Varel und auch die Tochterfirma im rumänischen Brasov zu übernehmen. Hier bestätigten sich Informationen unserer Redaktion, dass der nordrhein-westfälische Mittelständler Mubea, also die Muhr und Bender KG, mit einem Einstieg in den Augsburger

    Kann Mubea bei Premium Aerotec in Augsburg landen?

    Attendorn mit rund 25.000 Einwohnern ist eine Hansestadt. Thomas Muhr, geschäftsführender Gesellschafter der Firma, sagt: „Mubea ist der innovative Leichtbau-Spezialist, der Maßstäbe in der Automobilindustrie setzt.“ Das inhabergeführte Familienunternehmen mit rund 14.000 Beschäftigten besteht seit 105 Jahren und ist in 20 Ländern an 48 Standorten aktiv. Mubea hat in den vergangenen gut 20 Jahren ein enormes Wachstumstempo hingelegt und hebt stolz hervor, den Umsatz alle sieben Jahre zu verdoppeln. Zuletzt erlöste die Firma 2,08 Milliarden Euro, während es für das Jahr 2000 noch 370 Millionen Euro waren. Damals lag die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter 3000. Das Unternehmen verfügt auch über eine Mubea Flamm heißende kleine Luftfahrtsparte und beliefert hier bereits Airbus. Dabei hat sich der Betrieb auf komplexe Stanz-, Umform- und Ziehkomponenten aus Edelstahl, Aluminium- und Titanlegierungen spezialisiert. Mubea Flamm beschäftigt laut Internetseite in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) rund 330 Frauen und Männer. An einem Standort in der Türkei kommen noch etwa 60 hinzu. Der Luftfahrt- ist jedoch deutlich kleiner als der große Autobereich. Dem Vernehmen nach könnte gerade das norddeutsche Premium-Aerotec-Werk im friesischen Varel mit rund 1300 Beschäftigten von einem Mubea-Engagement profitieren. Denn es wäre möglich, dort neben Teilen für die Flugzeug- auch Baugruppen für die Autoindustrie herzustellen.

    Wo der Mehrwert eines Mubea-Engagements für den Standort Augsburg liegt, gilt bisher als ungeklärt. Und so bleibt es ungewiss, ob das aufstrebende nordrhein-westfälische Unternehmen bei Premium Aerotec landen kann. Denn zunächst loten Airbus und die Belegschafts-Vertretung in bis Ende März angesetzten Gesprächen aus, inwieweit ein Einstieg von Mubea die Werke in Augsburg und Varel weiterbringt, also „nachhaltig“ ist.

    "Ohne Zustimmung der IG Metall wird es keinen Verkauf von Augsburg geben"

    Daniel Friedrich, der für die Gewerkschaft federführend mit dem Luftfahrt-Konzern verhandelt hat, betonte: „Ohne Zustimmung der IG Metall wird es keinen Verkauf von Augsburg oder Varel geben.“ Und er machte deutlich: „Nur mit dem Druck aus der Belegschaft war dieses Ergebnis möglich.“ Bekanntlich gingen der Einigung am Dienstag massive Warnstreikaktionen der Beschäftigten voraus, sodass kein Zweifel bestand, dass sie sich auch in hohem Maße an einem unbefristeten Arbeitskampf im Februar beteiligen würden.

    Was passiert aber, wenn Betriebsrat und Gewerkschaft nach längerer Prüfung zum Ergebnis kommen, dass aus ihrer Sicht ein Verkauf an Mubea keinen Mehrwert gegenüber einem Verbleib der Standorte Augsburg und Varel im Airbus-Konzern haben? Der Fall wurde in der Tarifeinigung klar geregelt: Dann sollen die beiden Standorte von Premium Aerotec nach einem Umbau spätestens bis 30. Juni 2025 Teil der neuen deutschen Airbus-Gesellschaft werden, die für die Montage des Rumpfes zuständig ist.

    Augsburger Luftfahrt-Fabrik könnte ein Airbus-Werk werden

    Die Augsburger Luftfahrt-Fabrik würde also ein Airbus-Werk und damit könnte sich der Wunsch vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfüllen. Damit geht ein Umbau des Standortes hin zur Produktion von mehr höherwertigen Teilen als heute einher. Im Gegenzug würden einfachere Baugruppen an Unternehmen in Billig-Lohnländer vergeben. Ein Angebot für entsprechende Zugeständnisse machte der Augsburger Betriebsratsvorsitzende Sebastian Kunzendorf dem Konzern schon vor längerer Zeit. Er hat auch erreicht, dass für diesen Fall ein Arbeitsplatzabbau, wie ihn Airbus lange in den Raum gestellt hat, vom Tisch ist. Hochrechnungen von Brancheninsidern zufolge wären so bis 700 von noch 2800 Arbeitsplätzen in Augsburg bedroht gewesen.

    Doch nun gibt es die Chance, dass das Werk auch dank höherwertiger Arbeit die Zahl der Arbeitsplätze halten, vielleicht sogar etwas erhöhen kann. Denn Airbus-Manager stellten einen deutlichen Stellenaufbau von rund 1000 Jobs allein in Hamburg und Hunderten weiteren in Deutschland in Aussicht. Schließlich hat sich die Luftfahrt-Branche schneller als gedacht erholt und der Konzern will künftig deutlich mehr Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge der A320-Famillie bauen. Davon profitiert auch das Werk in Augsburg. Betriebsrats-Vorsitzender Kunzendorf zeigte sich jedenfalls mit dem Kompromiss „aus Michael Leppek sagte gegenüber unserer Redaktion: „Wir haben einen weiteren Arbeitsplatzabbau verhindert. Und das Beste ist: Die angedrohte Teilung des Werkes ist vom Tisch. Nun wird der Standort nicht verscherbelt und kaputt geschrumpft.“ Der Gewerkschafter ist froh, dass jetzt Betriebsrat und IG Metall das Heft des Handelns in der Hand haben, wie es mit dem Augsburger Werk weitergehe. Leppek meinte: „Belegschaft, Betriebsrat und

    Die in Varel wohnende und schon lange für das Werk kämpfende SPD-Politikerin Siemtje Möller sagte im Gespräch mit unserer Redaktion: „Es ist erfreulich, dass Bewegung in das Thema gekommen ist. Das ist ein Etappensieg.“ Die Staatssekretärin im Verteidigungsministerium forderte die Airbus-Führung auf, „auch die deutschen Standorte am Bau des neuen Wasserstoff-Flugzeugs zu beteiligen“. Möller war es im Wahlkampf gelungen, den heutigen Kanzler Olaf Scholz für einen Auftritt vor der Belegschaft in Varel zu gewinnen. Der SPD-Politiker hatte sich für einen Erhalt der Arbeitsplätze starkgemacht. Deutschland redet bei

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