Vollumfängliches Geständnis? Oder eine Gefängnisstrafe? Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler hatte über das Mai-Wochenende Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Und Mittwochfrüh erfuhr die Öffentlichkeit im Justizpalast in München, welche Wahl Stadler und seine Verteidiger getroffen haben.
Richter Stefan Weickert beginnt pünktlich und gibt zu Protokoll, worauf sich im Rechtsgespräch verständigt wurde: Das Gericht sagt Rupert Stadler für den Fall eines vollumfänglichen Geständnisses zu, dass er eine Bewährungsstrafe zwischen eineinhalb und zwei Jahren bekommt. Bewährungszeit: drei Jahre. Zudem muss er 1,1 Millionen Euro an gemeinnützige Organisationen oder die Staatskasse zahlen. Die Staatsanwaltschaft stimmt zu.
Dann äußert sich Stadlers Anwalt Thilo Pfordte: Auch er stimmt zu. Weitere Erklärungen würden in zwei Wochen folgen. Heißt: Stadler ist zu einem Geständnis bereit.
Diesel-Prozess: Bislang hatte Ex-Audi-Chef-Stadler die Vorwürfe stets bestritten
Erkennbare Regungen sind in diesem Moment bei Stadler nicht zu beobachten. Auch wenn es ein sehr besonderer Moment ist: Denn was auch immer der frühere Top-Manager dann selbst oder über seine Anwälte vor Gericht sagen wird, dürfte sehr interessant werden. Der 60-Jährige hat seither die gegen ihn erhobenen Vorwürfe stets bestritten. Seit Prozessauftakt im September 2020 – und auch davor. Wie er begründet, warum er so lange bestritt, was seit Jahren an Vorwürfen im Raum steht, dürften nicht nur in seiner Ingolstädter Heimat viele verfolgen.
Stadler folgt mit seiner Ankündigung aller Voraussicht nach dem Beispiel seiner Mitangeklagten. Giovanni P. und der frühere Audi-Motoren-Chefentwickler und ehemalige Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz hatten in dem Betrugsprozess die gegen sie noch erhobenen Vorwürfe eingeräumt.
Die Sitzung ist schnell vorbei. Kurz wird noch ein Gutachter gehört, dann vertagt sich das Gericht. Mit einem Urteil ist noch diesen Sommer zu rechnen.