Der deutsche Atomausstieg ist vollzogen: Die drei zuletzt verbliebenen Kraftwerke Isar 2, Neckarwestheim und das AKW Emsland sind vom Netz. Wurde dort also einfach der Stecker gezogen? Nein, so leicht ist das nicht.
Tatsächlich nimmt der Rückbau eines Atomkraftwerks zehn bis 15 Jahre in Anspruch, wie es auf der Internetseite des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz heißt. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass es sogar noch deutlich länger dauern kann: Das Kernkraftwerk Stade in Niedersachsen wurde 2003 stillgelegt und befindet sich seit 2005 im Rückbau – fertig wird er laut dem zuständigen Unternehmen Preussen Elektra wohl erst 2026.
Das Atomgesetz regelt, dass ein Kraftwerk nach dem Ende seiner Laufzeit stillgelegt und abgebaut werden muss. Doch dafür gelten strenge Sicherheitsvorgaben, die das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) überwacht.
Der Rückbau eines AKW dauert in der Regel zehn bis 15 Jahre
Aber warum konkret nimmt der Rückbau eines AKW so viel Zeit in Anspruch? "Ein Kernkraftwerk ist eine sehr komplexe Anlage mit einer Vielzahl an Komponenten und Systemen", heißt es vonseiten des bayerischen Umweltministeriums. Viele tausend Armaturen, Rohrleitungen, Kabel und Schaltschränke verteilten sich auf zahlreiche Gebäude und Räume. Der Abbau der Komponenten folge einem genauen Plan und Schutzzielen.
So müssen die einzelnen Bestandteile auf Radioaktivität geprüft und gereinigt werden. Lässt sich die Radioaktivität nicht entfernen, bedarf es einer fachgerechten Entsorgung in einem Endlager. Tatsächlich betreffe das jedoch nur bis zu zwei Prozent der beim Rückbau anfallenden Reststoffe, da ein Großteil der Materialien laut dem bayerischen Umweltministerium "entweder nie mit radioaktiven Stoffen in Kontakt gekommen ist oder durch Dekontaminationstechniken gereinigt werden kann".
Die überwiegende Menge an Radioaktivität in einem AKW befindet sich in den abgebrannten Brennelementen. Etwa fünf Jahre dauert deren Abklingzeit: In speziellen Lagerbecken werden sie unter Wasser gekühlt. Erst danach können sie sicher verpackt in Zwischenlagern untergebracht werden.
Atomausstieg: Das Stilllegen eines Kernkraftwerks ist ein langwieriger Prozess
Verantwortlich für die Stilllegung ist der Kraftwerksbetreiber selbst. Eingesetzt werden Fremdfirmen, aber vor allem eigene Mitarbeitende, die noch zu Betriebszeiten des Kraftwerks im Einsatz waren und mit den Systemen vertraut sind.
Zudem kostet der Rückbau eine Menge Geld – nämlich circa eine Milliarde Euro pro Anlagenblock, heißt es vonseiten des bayerischen Umweltministeriums. Finanziert werden diese Kosten von den Betreibern selbst. Unabhängig davon haben sie über 24 Milliarden Euro in einen Entsorgungsfonds einbezahlt. Dieser ist für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle bestimmt.