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Arbeitswelt: Bedingungsloses Grundeinkommen: 1200 Euro pro Monat für lau

Arbeitswelt

Bedingungsloses Grundeinkommen: 1200 Euro pro Monat für lau

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    Vertreter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), des Max-Planck-Instituts und des Vereins "Mein Grundeinkommen".
    Vertreter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), des Max-Planck-Instituts und des Vereins "Mein Grundeinkommen". Foto: Wolfgang Kumm, dpa

    Es ist eine Traumkombination. Über drei Jahre kommen jeden Monat pünktlich 1200 Euro auf dem Konto an, für die kein Finger gerührt werden muss. Gründe für ein schlechtes Gewissen gibt es keine, da die ganze Übung zum noblen Zweck der Wissenschaft geschieht. Der Verein "Mein Grundeinkommen" hat am Dienstag dieses Experiment mit den Forschern des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), dem Max-Planck-Institut und der Kölner Universität gestartet. Bewerben auf den Hauptgewinn können sich alle, die über 18 Jahre alt sind und in Deutschland leben. Bei der Zahl von einer Million Bewerbern ist Schluss, danach sieben die Wissenschaftler aus. Am Ende kommen 120 davon in den Genuss des Grundeinkommens, das ab Frühling nächsten Jahres ausgezahlt werden soll.

    Was machen die Menschen mit dem Grundeinkommen?

    Die Gruppe soll der Gesellschaft nachgebaut werden, um verallgemeinerbare Aussagen darüber herauszufinden, wie sich das Leben durch da Grundeinkommen ändert. Wechseln die Leute die Stelle? Arbeiten sie mehr oder weniger? Machen sie sich selbstständig? Engagieren sie sich im Ehrenamt im Sportverein oder der Feuerwehr?  "Wir haben noch keine richtigen Antworten darauf, die Debatte ist durch starkes Hoffen geprägt. Glauben hilft uns nicht mehr, wir wollen es wissen", sagte Michael Bohmeyer vom Grundeinkommens-Verein zum Auftakt des Projekts. Er und seine Mitstreiter beginnen nicht bei null. Über mehrere Jahre haben sie bislang an mehr als 650 zufällig ausgewählte Menschen jeden Monat 1000 Euro verschenkt, die Effekte aber nicht umfassend wissenschaftlich untersucht.  

    Das Interesse am Thema ist groß. Bereits wenige Stunden nach dem Start hatten sich über das Internet mehrere zehntausend Teilnehmer bei dem "Pilotprojekt Grundeinkommen" beworben. Erhalten sollen das Geld Schüler, Studenten, Angestellte, Selbstständige, Arbeitslose, Arme, Reiche, Rentner. Bezieher von Hartz-IV oder Arbeitslosengeld I oder Hartz-IV müssen bei den Arbeitsämtern angeben, dass sie jeden Monat diese Summe erhalten. Ihre staatlichen Bezüge dürften deshalb kleiner werden.  Für die anderen sind die 1200 Euro nach Einschätzung der Initiatoren steuerfrei, weil sie juristisch als Schenkung deklariert sind. Denn finanziert wird das Experiment von 140.000 Spendern. Weil das Geld von so vielen Leuten kommt, ist sich Bohmeyer sicher, dass die Schenkungssteuer nicht greift, weil pro Spender nur ein vergleichsweise kleiner Betrag anfällt.

    Grundeinkommen: Andere Länder haben die Wirkung schon erforscht

    Während der drei Jahre werden die Teilnehmer mehrmals von den Wissenschaftlern befragt, wie sich ihr Leben verändert hat. Experimente mit Grundeinkommen hat es in mehreren Ländern gegeben, zuletzt prominent in Finnland. Per Zufall waren 2000 Arbeitslose ausgewählt worden, die jeden Monat 560 Euro vom Staat erhielten – ohne Auflagen, Bedingungen und Abzüge bei Zuverdienst. Die Ergebnisse fielen gemischt aus. Die Teilnehmer fühlten sich besser, empfanden weniger Stress und waren gesünder. Das Dickicht der Bürokratie wurde gelichtet.  Zu mehr Beschäftigung hat das Grundeinkommen jedoch nicht geführt.

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