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Arbeitsmarkt: Was Menschen aus der Ukraine auf dem deutschen Arbeitsmarkt leisten

Arbeitsmarkt

Was Menschen aus der Ukraine auf dem deutschen Arbeitsmarkt leisten

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    Ukrainische Flüchtlinge sind sehr gut qualifiziert. Über 70 Prozent haben einen Hochschulbschluss.
    Ukrainische Flüchtlinge sind sehr gut qualifiziert. Über 70 Prozent haben einen Hochschulbschluss. Foto: Christoph Soeder, dpa

    Deutschland ist ein Einwanderungsland und der Freistaat ist es erst recht. Das belegen erneut die jüngsten Zahlen, die das bayerische Innenministerium am Montag in München vorgelegt hat. Demnach hat sich der Anteil der ausländischen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in den letzten zehn Jahren verdoppelt - von rund 449.000 im Dezember 2012 auf über eine Million im Dezember 2022. Auch die ukrainischen Kriegsflüchtlinge haben einen immer bedeutenderen Anteil daran. 

    Derzeit sind in Bayern 26.300 beschäftigt - so viele wie in keinem anderen Bundesland, wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte.

    Ralf Holtzwart, Chef der Regionaldirektion Bayern (Bundesagentur für Arbeit), betonte bei dem Termin im Innenministerium: "Der bayerische Arbeitsmarkt kann sich nach wie vor sehen lassen und was die Beschäftigung von Ausländern betrifft, können wir uns sehr gut sehen lassen." Diese hätten einen ganz wesentlichen Anteil am Aufbau der Beschäftigung im Freistaat. Aktuell sind hier rund 151.000 Stellen offen. 

    Ralf Holtzwart: "Wir brauchen die Bereitschaft der Unternehmen"

    Die rund 150.000 ukrainischen Geflüchteten (überwiegend Frauen mit ihren Kindern) seien den weiteren Angaben Holtzwarts zufolge "gut qualifiziert". Und je besser sie die Sprache lernten, umso besser könnten sie integriert werden. Derzeit würden noch rund 23.000 Ukrainerinnen und Ukrainer Integrations- und Sprachkurse besuchen. Sobald sie damit fertig wären, stünden auch sie dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Wie Holtzwart weiter ausführte, sei die Masse der aus dem ukrainischen Kriegsgebiet Geflüchteten noch als sogenannte Helfer beschäftigt - obwohl sie eigentlich eine bessere Ausbildung mitbrächte.

    Der Direktionschef sieht das positiv, weil es die Einstellung zeige, zunächst einmal seinen Beitrag leisten zu wollen und erst danach zu schauen, ob es auch noch eine bessere Job-Möglichkeit gebe. Ihm ist aber wichtig: "Wir müssen schauen, dass wir sie dann hier in ihre ursprünglichen Jobs bringen." Und zu den Firmen gewandt, sagte der Arbeitsmarktexperte: "Wir brauchen die Bereitschaft der Unternehmen, sie auch einzustellen." Natürlich hätten sie vielleicht eine andere Ausbildung, aber: "Wir müssen ihnen eine Chance geben." Laut Innenministerium verfügen 72 Prozent der ukrainischen Geflüchteten über einen Hochschulabschluss. 

    Die meisten der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigtenunter den Zugereisten kommen aus Rumänien. Es folgen die Türkei, Kroatien, Polen, Italien, Ungarn. Bosnien und Herzegowina, Tschechien, Griechenland, Bulgarien. Dann erst folgt die Ukraine

    Perspektive der ukrainischen Geflüchteten verschiebt sich, je länger der Krieg dauert

    Auch wenn die meisten der Kriegsflüchtlinge nicht gekommen sind, um für immer zu bleiben oder das Riesenproblem mit dem hiesigen Fachkräftemangel zu lösen, so hat sich bei rund der Hälfte (Gesamtdeutschland) den weiteren Angaben zufolge, die Perspektive allerdings etwas verschoben. Je länger der Krieg dauert, mit dem Russland die Ukraine überzieht, desto mehr erwögen doch um ihrer Kinder willen, zunächst einmal zu bleiben. 

    Die EU-Massenzustromrichtlinie gewährt Flüchtlingen aus der Ukraine für bis zu drei Jahren in der EU einen Schutzstatus und somit direkten Zugang zum Arbeitsmarkt. Mit Blick darauf, dass diese Richtlinie irgendwann auslaufen könnte, sagte Herrmann: "Ich gehe davon aus, dass alle, die einen festen Arbeitsplatz haben und von eigenen Händen Arbeit leben, dann auch dauerhaft hierbleiben können." Es würde, gibt sich der Innenminister zuversichtlich, in Deutschland niemand auf die Idee kommen, Ukrainer dann wieder auszuweisen. Wer Ukrainer einstelle, sagt Herrmann mit Blick auf die Unternehmen, müsse diesbezüglich "keine Sorge haben". 

    Sowohl Herrmann als auch Holtzwart betonten mit Blick auf die Zuwanderung das wichtigste überhaupt: den Spracherwerb. "Je besser die Sprache, umso höher die Chance der Integration." Deutschland mit seiner vergleichsweise schwer zu erlernenden Sprache, ist hier im Vergleich der Industriestaaten allerdings nicht die erste Wahl, wenn es darum geht, weltweit Fachkräfte für ein Leben in der Bundesrepublik zu begeistern. Holtzwart mahnte daher einmal mehr: "Ohne die Erhöhung von qualifizierter Zuwanderung werden wir den Bedarf an Arbeitskräften nicht annähernd decken können. " 

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