Die Generation Z hat mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Die jungen Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden, seien faul und würden nur auf ihre Work-Life-Balance achten. In nur wenigen Jahren, ab 2030 um genau zu sein, werden sie und die Millennials den Arbeitsmarkt dominieren. Doch wie ist ihre Einstellung zur Arbeitswelt wirklich? Zwei Forsa Studien, die vom sozialen Berufsnetzwerk Xing in Auftrag gegeben wurden, zeigen nun, dass die Generation Z vor allem eines ist: wechselwillig.
Gemäß den Studien sind etwa 48 Prozent der 18- bis 29-Jährigen offen für einen Jobwechsel, 14 Prozent seien sogar aktiv auf der Suche nach einer anderen Arbeitsstelle. Zum Vergleich: In der Generation Y, die sogenannten Millennials, denken neun Prozent konkret über einen Jobwechsel nach, bei den 40- bis 49-Jährigen sind es nur noch sechs Prozent und bei der Generation 50+, auch Babyboomer genannt, sinkt die Bereitschaft auf drei Prozent. Dieser Wechselwille ist laut Rüdiger Maas, Gründungsmitglied des Instituts für Generationenforschung in Augsburg, in der großen Auswahlmöglichkeit begründet. "Etwa doppelt so viele Menschen gehen in Rente als nachkommen", so Maas. So entstand ein Überfluss an Jobangeboten – die junge Generation hat die Qual der Wahl. "Dadurch bleibt immer die Angst, nicht die richtige Auswahl getroffen zu haben, das macht sie vulnerabel", sagt der Generationenforscher.
Babyboomer mussten sich ihre Arbeitsplätze erkämpfen – Gen Z hat die Wahl
Vor allem ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben kein Verständnis für den häufigen Wechsel des Arbeitgebers. Nicht selten werden Vorwürfe laut, dass die junge Generation zu anspruchsvoll und schwer zufriedenzustellen sei. Das liegt laut Maas vor allem daran, dass die Babyboomer selbst einen anderen Zugang zum Arbeitsmarkt hatten. Während es heute Jobangebote im Überfluss gibt, musste sich die ältere Generation einen Arbeitsplatz noch hart erkämpfen. Dementsprechend gebunden sind auch heute noch ältere Erwerbstätige an ihren Arbeitgeber.
Dem Xing-Arbeitsmarktexperten Julian Stahl zufolge sind Flexibilität und Agilität weit oben auf der Agenda der Jungen, wenn es um ihren Arbeitsplatz geht. "Diese Generation ist nicht gekommen, um lange bei einem Arbeitgeber zu bleiben. In Fachkreisen gelten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dieser Generation daher bereits jetzt zu den illoyalsten Jobbern aller Zeiten", so Stahl. Die Generation Z sei hoch qualifiziert, aber auch dynamisch.
Workation, Sabbatical und Co: Generation Z verändert den Arbeitsmarkt
Doch woran liegt es, dass die Jüngeren häufiger als alle anderen Generationen ihren Arbeitgeber wechseln möchten? Die Forsa-Studien belegen, dass für die Wechselwilligen ein zu niedrig empfundenes Gehalt (49 Prozent) ausschlaggebend ist, dicht gefolgt von einem zu hoch empfundenen Stresslevel (42 Prozent). Aber auch die Führungskultur ist für 27 Prozent ein Grund für einen Jobwechsel. Für Rüdiger Maas ist das nicht überraschend. In einer Befragung der Generation Z durch das Institut für Generationenforschung haben laut Maas etwa 88 Prozent angegeben, dass ihnen die Arbeitsatmosphäre wichtig ist – dazu gehört auch die Führungskultur. Die Forsa-Studien liefern einen ähnlichen Wert, wenn es um einen guten Zusammenhalt im Team geht. Das ist 68 Prozent wichtig.
Doch die Generation Z stellt auch Forderungen an ihre Arbeitgeber. Vor allem neue Arbeitsformen sind laut den Studien von den jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gewünscht. Egel, ob 4-Tage-Woche (82 Prozent), Homeoffice (66 Prozent), eine unbezahlte längere Auszeit (31 Prozent) oder die Option einer Workation (23 Prozent) – also die Möglichkeit, Urlaub mit Arbeit zu verbinden. Die junge Generation verändert durch ihren Wunsch nach Flexibilität den Arbeitsmarkt. Sowohl zwei Drittel der Generation Z als auch der Millennials blicken positiv auf ihre berufliche Zukunft.