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Analyse: Diskussion um Tempolimit: Jetzt mal langsam

Analyse

Diskussion um Tempolimit: Jetzt mal langsam

Josef Karg
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    Freie Fahrt für freie Bürger? So einfach ist es nicht. Es spricht viel für ein Tempolimit.
    Freie Fahrt für freie Bürger? So einfach ist es nicht. Es spricht viel für ein Tempolimit. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Die Mehrheit der Menschen in Deutschland ist mehreren Umfragen zufolge für ein Tempolimit - Frauen übrigens noch deutlicher als Männer. Nur knapp jeder Vierte es generell ab. Doch politisch hat es sich bisher nicht durchsetzen lassen. Zuletzt stand die FDP in der gescheiterten Ampel-Koalition beharrlich auf der Bremse. FDP-Chef Christian Lindner beispielsweise sprach sich dagegen aus. Der Einfluss auf das Klima wäre marginal, glaubt er.

    Doch die Faktenlage spricht gegen Lindner und die Liberalen. Das belegt auch eine Studie vom Umweltbundesamt. Darin wurden die Effekte von Tempolimits auf Autobahnen und Landstraßen untersucht. Das Ergebnis ist eindeutig. Die Analyse geht von 6,2 Millionen Tonnen weniger Kohlendioxid aus, wenn auf Autobahnen Tempo 120 gilt. Bei zusätzlich Tempo 80 auf Landstraßen wären es sogar 7,4 Millionen Tonnen. Auch der Ausstoß von Schadstoffen wie Stickstoffoxiden würde stark abnehmen. Das entspricht 4,7 Prozent weniger CO₂ im Straßenverkehr.

    Experten sagen: Tempolimits könnten Menschenleben schützen

    „Keine andere Einzelmaßnahme bringt so viel für den Klimaschutz wie Tempolimits auf Autobahnen und Landstraßen. Zudem retten sie Menschenleben und sind fast kostenlos zu haben“, kommentiert Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des ökologischen Verkehrsclubs VCD die Ergebnisse der Studie. Das wäre seiner Ansicht nach ein Riesenschritt.

    Über die Ergebnisse der Studie hinaus wird durch Tempolimits auch die Verkehrssicherheit erhöht – insbesondere auf Landstraßen. Dort passieren zwei Drittel aller tödlichen Unfälle; die meisten, weil die Autos für die Straßenverhältnisse zu schnell fahren. Die Deutschen Verkehrswacht, hatte in diesem Zusammenhang zuletzt gefordert: „Wenn wir dort ein anderes Tempolimit hätten, nämlich alles auf 80 Kilometer pro Stunde drosseln würden, dann können wir tatsächlich auch wissenschaftlich nachweisen, dass dort deutlich, deutlich mehr Unfälle mit Getöteten, schwer und schwerst Verletzten eben verhindert werden können“, so ein Sprecher der Verkehrswacht.

    Was wird die neue Bundesregierung unternehmen

    Beim VCD sieht man das ähnlich: „Die Zeit für Ausreden ist vorbei. Jeder Verkehrstote ist einer zu viel; jede Tonne CO2 heizt das Klima auf.“ Das Recht auf Rasen sei längst zum Anachronismus geworden, seit Jahren spreche sich eine Mehrheit der Bevölkerung für Tempolimits aus. Das müsse auch die Politik begreifen. Die nächste Bundesregierung müsse der Vernunft Vorrang geben vor der Ideologie, fordert Müller Görnert.

    Zumal ein Tempolimit wohl auch wirtschaftlich sinnvoll sind. Eine internationale Forschergruppe hatte im vergangenen Jahr ermittelt, dass dadurch sogenannte Wohlfahrtsgewinne von mindestens 950 Millionen Euro pro Jahr entstehen würden. Besonders ins Gewicht fallen würden - neben dem Klimaschutzeffekt und den damit verbundenen Einsparungen - der eingesparte Kraftstoff, weniger Unfälle, geringere Lieferketten-Kosten und Einsparungen bei der Infrastruktur, heißt es in der Studie, die im Fachjournal „Ecological Economics“ veröffentlicht wurde.

    Deutschland ist weltweit aktuell neben Afghanistan, Bhutan, Burundi, Haiti und Mauretanien eines der wenigen Länder, in denen es kein Tempolimit auf Autobahnen gibt.

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    4 Kommentare
    Maja Steiner

    Ich bin absolut für ein Tempolimit auf Autobahnen - ob es unbedingt 120 km/h sein müssen und nicht wie wie in Österreich, Frankreich, Italien 130 km/h darüber könnte man noch debattieren. Jedenfalls kann ich nach 1500 km auf spanischen, französischen und deutschen Autobahnen sagen, wo man am unentspanntesten unterwegs ist - nämlich dort, wo man nicht weiß, mit welchem Tempo jemand hinter einem herangerast kommt. Allein für die Psyche ist ein Tempolimit ein enormer Gewinn. Ich behaupte jetzt mal auch für die der Schnellfahrer, weil sie sich nicht mehr über die Trödler aufregen müssen. Was aber ein Witz ist, ist die Aussage des VCD „Die Zeit für Ausreden ist vorbei. Jeder Verkehrstote ist einer zu viel." Ja, schon, aber da gäbe es viele andere Ansatzpunkte, wenn das dem VCD wirklich wicht wäre. Bspw. die mangelnde Rundumsicht, die Ablenkung durch die Entertainmentsysteme und ausfallende Navis... Ich behaupte mal, dass die zu eben so viel Toten führen. Nur das interessiert keinen.

    Martin Goller

    Jetzt mal langsam, wo kämen wir denn Hin wenn wir uns um wissenschaftliche Daten, demokratischen Mehrheiten und Menschenleben sowie Klimaschutz scheren? Das wären ja dann fundierte Entscheidungen! Was kommt als nächstes? Kein populistisches Bauchgefühl? Empirisch belegte Faktenentscheidungen?

    Harry Vogt

    Ein paar Wochen Zeit hätte Volker Wissing ja noch... - jetzt, da er wie wir alle nicht mehr unter der Knute dieser Drei-Prozent-Klientel-Partei zu leiden hat. Wissenschaftlich belegt sind die zahlreichen positiven Effekte eines Tempolimits seit Jahrzehnten. Und vielleicht hat Herr Wissing ja inzwischen selbst erkannt, dass man dafür gar nicht sooo viele Schilder bräuchte.

    Ludwig Bille

    Macht halt einen Volksentscheid bei der Wahl! Ich bin es langsam satt in diesem Land zu leben. Weltuntergang habe ich schon zig mal überlebt, Ozonloch Saurer Regen (damals in 5 Jahren ist der Wald Tod) Öl geht aus, habe ich auch schon vor 40 Jahren gehört das die Reserven noch 20 Jahre reichen. Alles Falsche Prognosen, wie dieser Ganze Umwelt Zauber. Tempotlimit für die Umwelt, wieder so eine Sache. In letzter Zeit werden immer mehr dieser Klima Thesen zerlegt, heute kommt einer stellt eine Behauptung auf, verschanzt sich hinter irgendeinem Verein geht ins Internet und die Leute glauben es sei es aus Idealistischen oder anderen Gründen. In Baden-Württemberg denken tatsächlich Politiker über eine Kuchensteuer nach! Wir machen uns langsam zur über regulierten Lachnummer auf der Welt, warum brauchen wir immer mehr Verbote und Bürokratie. Sollen wir als Deutsche unser Hirn abgeben und uns alles vordenken lassen? Probleme sind Wirtschaft, Strom und Infrastruktur und Zuwanderung!

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