Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Aktienmarkt: Was die IG Metall zu den Börsenplänen von Renk sagt

Aktienmarkt

Was die IG Metall zu den Börsenplänen von Renk sagt

    • |
    Renk plant den Börsengang.
    Renk plant den Börsengang. Foto: Ulrich Wagner

    Seit Renk, der Augsburger Spezialist für Antriebs- und Steuerungstechnik, vor knapp zwei Wochen angekündigt hat, die Rückkehr an die Börse vorzubereiten, wird mit Spannung darauf gewartet, wann das Unternehmen seine nächsten Schritte kommuniziert. Nach dem ersten öffentlichen Angebot von Wertpapieren dauert es üblicherweise rund vier Wochen, bis der Börsengang dann tatsächlich erfolgt. Geplant ist, die Zulassung der Aktien im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse (Prime Standard) zu beantragen. Abhängig von den Marktbedingungen soll der

    Die Beteiligungsgesellschaft Triton mit Sitz in Frankfurt wird auch nach dem Börsengang eine Mehrheitsbeteiligung an dem Augsburger Traditionsunternehmen halten. Triton hatte Renk 2020 vom Volkswagen-Konzern erworben, der die Renk-Mehrheit wiederum durch die Übernahme von MAN erhalten hatte. Renk wurde zur GmbH umgewandelt und war seit Februar 2021 nicht mehr an der Börse notiert. 

    Ausländische Investoren?

    Was aber sagen eigentlich Arbeitnehmervertreter zum geplanten Gang an die Kapitalmärkte? Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, zeigt sich im Gespräch mit unserer Redaktion nicht überrascht. Kerner ist bei der

    Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, fordert, dass der Staat bei Renk einsteigt.
    Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, fordert, dass der Staat bei Renk einsteigt. Foto: Bernd Von Jutrczenka, dpa

    Zugleich treibt Kerner um, dass sich nach dem Börsengang – wie beim Roboterhersteller Kuka – ausländische Investoren bei Renk einkaufen könnten. Der Spitzen-Gewerkschafter betont: "Die Sorge habe ich und sie ist mehr als berechtigt. Mehr als 70 Armeen und mehr als 40 Marinen und Küstenwachen setzten Renk-Technologien ein. Das Außenwirtschaftsgesetz sehe zwar eine Meldepflicht beim Erwerb von mindestens zehn Prozent unter anderem von Rüstungsunternehmen vor, sobald dieser durch einen EU-fremden Investor erfolgt. Dann prüfe das Wirtschaftsministerium. Zusätzlich wolle das Verteidigungsministerium ein Sicherheitsabkommen mit Renk schließen. Der Arbeitnehmervertreter aber warnt: "Dies ist nicht ausreichend. Wenn ich in den USA, in Frankreich, im Vereinigten Königreich, in Israel oder Südkorea für Verteidigungstechnologie verantwortlich wäre, dann würde ich versuchen, mich mit meiner nationalen Industrie bei Renk zu beteiligen. Bei verbündeten und befreundeten Staaten halte ich das Außenwirtschaftsgesetz gepaart mit einem Sicherheitsabkommen für ein zu stumpfes Schwert. Dieses Szenario ist meine größte Sorge, denn dann wäre eine Verlagerung von Technologie und Fertigung der nächste Schritt", sagt er. 

    Kerner wünscht sich daher dringend, dass der deutsche Staat bei Renk einsteigt: "Aus Sicht der IG Metall ist das unbedingt notwendig, und wir sind hier auf allen Ebenen aktiv. Wir sprechen mit den Verantwortlichen in Berlin und binden auch die regionalen Abgeordneten mit ein." Der Bau von geschützten und gepanzerten Fahrzeugen sowie von Marineschiffen sei von der Bundesregierung als nationale Schlüsseltechnologien definiert. Wenn dann das Herz – Getriebe und Motor – nicht als Schlüsseltechnologie gelten sollte, dann wäre das makaber. Der Augsburger betont: "Wir erwarten, dass der Bund oder ein Beauftragter des Bundes sich als Ankerinvestor langfristig bei Renk beteiligt." 

    Börsengang aus Sicht der Beschäftigten laut IG Metall "weder gut noch böse"

    Aus Sicht der Beschäftigten am Standort Augsburg bewertet Kerner den Börsengang an sich als "weder gut noch böse". Der Zeitpunkt sei sicher günstig, da die Auftragslage gut ist. Perspektivisch meint er: "Wichtig ist es, langfristige Investoren zu finden, die die aktuelle Strategie, weiter in Technologie, Wachstum und Standorte zu investieren, unterstützen. Und wir brauchen einen nationalen Ankerinvestor. Wünschenswert sind zudem Investoren, die nicht nur das militärische Geschäft im Blick haben – auch das zivile Geschäft mit Industriegetrieben, Gleitlagern, Federungssystemen, Kupplungen und Prüfsystemen sollte weiterentwickelt werden." 

    Renk-Chefin Susanne Wiegand hatte den Börsengang als "nächsten logischen Schritt auf unserem Wachstumspfad" bezeichnet. Als "trusted partner" der Kunden und Geschäftspartner wolle Renk aus führender Marktposition heraus "die starke und nachhaltige Wachstumsdynamik in der globalen Verteidigungsindustrie und unseren zivilen Endmärkten nutzen". Diese würden durch die globalen Megatrends eines höheren Bedarfs nach Sicherheit und der Energiewende angetrieben. Renk erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatz von bis zu einer Milliarde Euro. Wiegand kann sich vorstellen, dass das Rüstungsgeschäft und die Energiesparte künftig jeweils 50 Prozent des Umsatzes ausmachen. Mittelfristig will man jährlich – wie auch für den Markt prognostiziert – um rund zehn Prozent wachsen. Renk beschäftigt insgesamt rund 3500 Mitarbeitende. Am mit Abstand größten Standort Augsburg sind mehr als 100 Stellen offen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden