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Airbus: Verkauft Airbus einen Teil des Augsburger Premium-Aerotec-Werks?

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Verkauft Airbus einen Teil des Augsburger Premium-Aerotec-Werks?

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    Solch große Baugruppen aus Augsburg wären nach der Airbus-Logik Einzelteile und würden ausgegliedert. Dagegen wehren sich die Betriebsräte
    Solch große Baugruppen aus Augsburg wären nach der Airbus-Logik Einzelteile und würden ausgegliedert. Dagegen wehren sich die Betriebsräte Foto: Ruth Plössel

    In einem Brief an die Mitarbeiter von Airbus-Chef Guillaume Faury, der unserer Redaktion vorliegt, stecken interessante Details über den radikalen Neuanfang des Luftfahrt-Konzerns. Dort schreibt der französische Manager ganz offen: „Bezüglich der Einzelteilfertigung in Deutschland prüfen wir derzeit verschiedene Eigentümerstrukturen, um die bestmögliche Lösung zu finden.“ Einen starken neuen, globalen Player in der Branche aufzubauen, sei eine spannende Herausforderung.

    Gegen einen weltweiten Champion für vergleichbar kleine Flugzeugteile, die aus Sicht von Autobauern immer noch groß sind, haben die Arbeitnehmervertreter von Airbus und der in Augsburg sitzenden Zuliefer-Tochter Premium Aerotec nichts. Was sie jedoch hellhörig stimmt, ist die Prüfung der Eigentümerstrukturen. Daraus lesen Kenner des Unternehmens, dass Airbus sich wohl ab Anfang nächsten Jahres, wenn die Einzelteilefirma erfolgreich in eine neue Gesellschaft ausgegründet ist, nach industriellen Partnern für das Geschäft umsehen könnte, ja auf Dauer vielleicht sogar gewillt ist, es zu verkaufen.

    IG-Metall-Chef: Airbus-Pläne sind eine Mogelpackung

    Wie einschneidend ein solcher Schritt wäre, zeigt sich gerade am Standort Augsburg mit noch gut 2800 Mitarbeitern. Denn dort will Faury, wie er in dem Schreiben einräumt, das Werk IV in das neue Unternehmen mit den Aktivitäten im niedersächsischen Varel und im rumänischen Brasov zusammenführen. Was für Augsburg auf den ersten Blick harmlos klingt, gibt es doch noch drei weitere Werksteile, hat es so sehr in sich, dass Betriebsräte davon sprechen, Airbus habe eine „Bombe platzen lassen“.

    IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner sprach gegenüber unserer Redaktion am Donnerstag von „einer Mogelpackung“
    IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner sprach gegenüber unserer Redaktion am Donnerstag von „einer Mogelpackung“ Foto: Bernd Von Jutrczenka, dpa

    IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner sprach gegenüber unserer Redaktion am Donnerstag von „einer Mogelpackung“. Denn unter dem Deckmantel, nun einen Champion zu schaffen, zerschlage Airbus den Augsburger Standort mit ungewissem Ausgang.

    Im Augsburger Premium-Aerotec-Werk IV arbeiten 2200 Mitarbeiter

    Das Werk IV ist der mit Abstand größte Teil des Standortes, arbeiten dort doch nach Angaben des Unternehmens rund 2200 Mitarbeiter. In dem Betriebsteil werden bei weitem nicht nur Kleinteile, sondern auch das für die Struktur eines Flugzeuges wichtige Rumpfende hergestellt. Hier setzt auch der Begriff „Mogelpackung“ von dem aus Augsburg stammenden Gewerkschafter Kerner an, der stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Airbus-Tochter Premium Aerotec ist.

    So wirkt der frühere Augsburger IG-Metall-Chef zwar froh, „dass Airbus nun endlich nach so langer Zeit die Karten für die Zukunft von Premium Aerotec auf den Tisch gelegt hat. Er steht dem Bestreben von Faury und seinen Kollegen auch nicht im Weg, das Unternehmen effizienter aufzustellen. Kerner bezweifelt aber, dass dies gelingt, wenn etwa durch das Augsburger Werk ein Zaun gebaut werde und zwei neue Gesellschaften entstünden. In das zweite, wieder eng an Airbus angebundene Unternehmen sollen alle Strukturaktivitäten einfließen, also in Augsburg etwa der Bau großer A350-Rumpfschalen im riesigen Werk in der Nähe der Augsburger WWK-Arena. Der IG-Metall-Vorstand stellt deshalb klar: „Eine Zerschlagung ist für uns nicht akzeptabel. Für das gesamte Unternehmen legt Airbus somit die Hand an mehrere tausend Arbeitsplätze.“

    Zerschlagung von Premium Aerotec? Augsburger IG-Metall-Chef Michael Leppek erinnert an Osram

    So fordert der Gewerkschafter Thomas Jarzombek (CDU), den Luftfahrtkoordinator der Bundesregierung, auf, „nun alle Beteiligten der Industrie, der Arbeitnehmerseite und der Bundesländer an einen Tisch zu holen“. Der IG-Metall-Mann will die politisch Verantwortlichen dafür sensibilisieren, „dass die Strategie langfristig auf ein Ausbluten des Standortes hinausläuft, ja das Werk als Ganzes in Gefahr ist“.

    Den Augsburger IG Metall-Chef Michael Leppek erinnert das Vorgehen von Airbus an das unrühmliche Beispiel Osram.
    Den Augsburger IG Metall-Chef Michael Leppek erinnert das Vorgehen von Airbus an das unrühmliche Beispiel Osram. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Sein Kollege, der Augsburger IG-Metall-Chef Michael Leppek, erinnert an das abschreckende Beispiel von Osram. Zunächst hat das Unternehmen bekanntlich das Augsburger Werk an den chinesischen Hersteller Ledvance verkauft. Dann wurde der traditionelle Standort dichtgemacht. Weil Einzelteile einem hohen Kostendruck gerade durch günstigere osteuropäische Anbieter unterliegen, könnte der ausgelagerte Augsburger Werksteil immer mehr unter Druck geraten.

    Ärger um Premium Aeroteck: Wie reagiert die bayerische Staatsregierung?

    Für Kerner ist es deshalb wichtig, „dass der Standort nicht auseinandergerissen wird und weiter eine Mischkalkulation von Einzelteilen und größeren, oft margenträchtigeren Strukturbau-Gruppen möglich ist“. Doch Faury drängt darauf, dass die Einzelteilefertigung wettbewerbsfähiger wird. Hier bringt sich der österreichische Milliardär Michael Tojner, 55, immer wieder ins Spiel. Zu dessen Imperium gehört der Flugzeugzulieferer Montana Aerospace mit 4700 Beschäftigten. In Mitarbeiterkreisen wird der Investor kritisch gesehen. Mancher befürchtet, dass die Produktion unter seiner Regie von Augsburg überwiegend nach Osteuropa oder Asien verlagert werden könnte.

    Und wie reagiert die Staatsregierung auf die Unruhe in Augsburg? Die große Empörung blieb zumindest am Donnerstag aus. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sagte im Gespräch mit unserer Redaktion zwar: „Ich habe großes Verständnis für die Sorgen und die Unruhe bei den Premium-Aerotec-Beschäftigten angesichts angekündigter Umstrukturierungen.“ Der Politiker meinte aber auch, es handele sich um unternehmerische Entscheidungen, auf die die Politik nur in begrenztem Maße Einfluss nehmen könne. Aiwanger erinnerte an die schwierigen Zeiten für die gesamte Luftfahrtindustrie.

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