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Airbus-Rüstungschef Schöllhorn hofft auf weitere Eurofighter-Aufträge

Interview

Airbus-Rüstungschef: Es muss ein Ruck durch Europa gehen

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    Airbus-Rüstungschef Michael Schöllhorn verweist darauf, dass Investitionen in die Verteidigung Jobs in Deutschland schaffen.
    Airbus-Rüstungschef Michael Schöllhorn verweist darauf, dass Investitionen in die Verteidigung Jobs in Deutschland schaffen. Foto: Airbus

    Herr Schöllhorn, Sie sind seit 2021 Chef der Verteidigungs- und Raumfahrtsparte von Airbus. Nun will Deutschland nach den Tiraden Trumps plötzlich massiv aufrüsten. Sie haben immer schon gefordert, dass Deutschland mehr tun müsse. Geht das nun in die richtige Richtung?

    Michael Schöllhorn: Es war allen Beteiligten seit Langem klar, dass das Sondervermögen zwar ein richtiger Schritt, aber nicht ausreichend war, um die Fähigkeitslücken der Bundeswehr zu schließen. Insofern ist das, was jetzt geschehen soll, nur folgerichtig und dringend notwendig. 

    Doch sind solch immense Rüstungsausgaben wirklich notwendig?

    Schöllhorn: Angesichts der geopolitischen Weltlage muss eigentlich jedem nun bewusst sein, dass die Friedensdividende endgültig passé ist. Vor allem muss in Deutschland das Bewusstsein reifen, dass Europa bedroht und in dieser neuen Epoche der Geschichte zu schwach ist - wirtschaftlich und militärisch. Und hier gibt es eine Verbindung: Investitionen in Verteidigung sind auch Investitionen in unsere Wirtschaft und Gesellschaft.

    Wirklich?

    Schöllhorn: Diese Investitionen schaffen Jobs, Steuer-Rückflüsse, bringen neue Technologien und Innovation, die oftmals auch zivil genutzt werden können. Kurz gesagt: All diese Investitionen stärken die Resilienz Deutschlands. Ganz wichtig ist, dass wir die Bevölkerung auf diesem Weg mitnehmen - das ist eine große Verantwortung nicht nur für die Politik, sondern auch für die Wissenschaft und die Wirtschaft. 

    Vor welchen Herausforderungen steht nun Europa?

    Schöllhorn: Es muss ein Ruck durch Europa insgesamt gehen. Wir brauchen nicht nur individuelle, nationale Erhöhungen der Verteidigungsetats, sondern ein konzertiertes Auftreten der europäischen Kernländer – hin zu mehr Kooperation und weg von nationalen Alleingängen. Denn wenn wir ernsthaft unsere Verteidigungs- und Abschreckungsfähigkeit stärken möchten, dann geht das nur im Gleichschritt. Airbus ist ein Paradebeispiel dafür, wie europäische Kooperation gelingen kann und man die Skaleneffekte erzielen kann, um wettbewerbsfähige Größe auf dem Weltmarkt zu erreichen. Ich wünsche mir, dass wir solche Erfolgsgeschichten auf andere Bereiche übertragen – denn das ist, was wir in der jetzigen Situation rasch benötigen. 

    Sicher wird auch Airbus profitieren, wenn der deutsche Rüstungstopf deutlich größer wird.

    Schöllhorn: Wir gehen fest davon aus, dass wir Aufträge erhalten werden. Die Industrie kann die Produktion hochfahren, wir haben uns in den vergangenen Jahren, ja Jahrzehnten, natürlich der öffentlichen Auftragslage nach unten angepasst. Die Kapazität ist aber immer noch maschinenseitig vorhanden. Das gilt möglicherweise nicht für alle Zulieferer.

    Was muss die Bundesregierung jetzt tun?

    Schöllhorn: Was wir unabdingbar benötigen, gerade in der Rüstungsbranche, die vielen Regularien und Restriktionen unterliegt, sind klare Aufträge der Regierungen. Selbst wenn wir auf Halde produzieren wollten, wir dürften es formal gar nicht. Bei großen Programmen haben Sie natürlich gewisse Vorlaufzeiten, um die Materialien und Komponenten zu besorgen. In unseren großen Programmen können wir binnen sechs Monaten deutlich die Ausbringung erhöhen. Davon abgesehen wird es entscheidend sein, die Beschaffungs- und Zertifizierungsprozesse flexibler zu machen, damit wir hier insgesamt schneller werden. Letzteres ist weniger ein Thema der Industrie, sondern der Beschaffungsbehörden. 

    Kann Airbus nach dem Mega-Rüstungs-Wumms nun langfristig planen? 

    Schöllhorn: Das wäre sehr zu hoffen. Wir haben die Wichtigkeit mit Blick auf langfristige Planbarkeit immer wieder betont. Vor allem erwarte ich, dass sich die Erkenntnis durchsetzt, dass wir die Souveränität Europas stärken müssen. Sprich: Wenn wir das Mehr an Verteidigungsausgaben nutzen, um weiter Produkte von der Stange in den USA zu kaufen, zementieren wir unsere Abhängigkeit von anderen. Dass das vielleicht keine so gute Idee ist, sehen gerade die Dänen mit ihren amerikanischen F-35-Flugzeugen, falls sie auf die Idee kämen, Grönland zu verteidigen. Die kämen gar nicht bis dahin.

    Steigen nun für Airbus die Chancen, dass Deutschland weitere Eurofighter-Kampfflugzeuge bestellt? 

    Schöllhorn: Ja, das sehe ich so. Der Eurofighter ist das Rückgrat der Luftwaffe und wir sind mit der Tranche 5 dabei, den Flieger zukunftsfähig zu machen. Die Bundesregierung hat ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass sie weitere Flugzeuge bestellen will. Ich bin optimistisch, dass wir die guten Gespräche in die Richtung mit der neuen Regierung fortsetzen und hier rasch zu einer Auftragsvergabe kommen. 

    Michael (“Mike“) Schöllhorn, 59, ist in Lagerlechfeld geboren. Seit 2021 arbeitet der aus Bayerisch-Schwaben stammende Manager als Chef der Verteidigungs- und Raumfahrtsparte von Airbus. Schöllhorn ist zugleich Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie.

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    3 Kommentare
    Gerold Rainer

    Klar möchte Herr Schöllhorn seine Auftragsbücher füllen. Und wir wissen alle, dass das Sondervermögen, das fehlende Geld ist, welches unsere Kinder und Enkel zurückzahlen dürfen. Unter einem konzentrierten Auftreten der Kernländer verstehe ich wahrscheinlich etwas anderes als Herr Schöllhorn. Wichtig wäre, dass Europa sich als Verteidigungsbündnis sieht und die vorhandenen Ressourcen effizent einsetzt. Wir brauchen nicht so viele völlständig ausgerüstete Armeen wie europäische Länder.

    Thomas Keller

    Das Problem wird sein, wer fliegt das Fluggerät und auf wie viel erfahrene Piloten kann die BW zurückgreifen? Als Feind würde ich nicht die Flugzeuge zerstören sondern die Unterkünfte der Piloten. Diese sind schwer zu ersetzen. Russland muss nun auch schon die Quexe in ihre Jets und Hubschrauber setzen.

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    Gerold Rainer

    Richtig, nach Deutschland kommt praktisch jeder rein, und ein Verbündeter Putins kann ganz bequem neben dem Zaun vom Militärgebiet eine Drohne starten lassen. Es ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten, wenn Bundeswehrsoldaten feindliche Flugobjekte nicht einfach abschießen dürfen.

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