Ein Hubschrauber steht in der Luft über dem Flugfeld von Airbus Helicopters in Donauwörth. Vorne ragt eine Art Antenne waagrecht aus der weiß-schwarz lackierten Maschine. Im Flug werden Versuche vorgenommen. Ist das eine Variante des Modells H135, das weltweit am häufigsten für Rettungsmissionen eingesetzt wird und maximal sechs Menschen neben den ein bis zwei Piloten Platz bietet?
Wie die H135-Maschine wird auch der etwas größere Hubschrauber H145 überwiegend in Donauwörth produziert. Letzterer ist für maximal zehn Fluggäste ausgelegt und leistet unter anderem Dienste für Polizeistaffeln. Der Hubschrauber ist weltweit ein Bestseller.

Stefan Thomé lächelt und zeigt auf den Hubschrauber in der Luft. Er wirkt noch ein Stück besser gelaunt, als es der Rheinländer ohnehin verlässlich ist. Der Deutschland-Chef von Airbus Helicopters sagt: „Das ist er, unser neuer Hubschrauber H140.“
Ein neuer Helikopter? Wie konnte das Unternehmen den Umstand so lange geheim halten? Thomé lächelt nur. Vielleicht liegt es daran, dass der neue Helikopter dem Modell H135 ähnelt. Die Geschichte hat eine Pointe: Beobachter des Unternehmens konzentrierten ihre Recherche-Energie lange auf ein anderes Thema. Sie interessierten sich vor allem für den CityAirbus, ein elektrisches Flug-Taxi von Airbus Helicopters. Nach weiteren Versuchen in diesem Jahr hat Airbus dem Projekt ab Anfang 2026 eine Pause von unbestimmter Dauer verordnet. Noch sind Batterien nicht leistungsfähig genug, um den Ansprüchen des Unternehmens zu genügen.
Airbus-Beobachter hatten neuen Hubschrauber H140 nicht auf dem Radar
Dass Airbus Helicopters einen neuen Hubschrauber mit konventionellem Antrieb entwickelt, hatten flugtaxi-begeisterte Begleiter der Firma nicht auf dem Radar, zumal das Unternehmen mit den beiden Maschinen H135 und H145 aus Donauwörth wirtschaftlich gut unterwegs ist. Auf dem zivilen Markt sieht sich die Firma als Weltmarktführer. Damit das so bleibt, haben die Verantwortlichen „in die Kunden und ihre Wünsche hineingehört“. So entwickelten die Spezialisten des Unternehmens einen neuen Helikopter, der noch besser als das Modell H135 für Rettungsmissionen geeignet ist, ob Verletzte nach Unfällen auf Autobahnen, in Straßenschluchten oder auf Skipisten geborgen und zu Krankenhäusern geflogen werden.

Dabei verfügt der neue H140-Hubschrauber über eine größere und vor allem durchgängige Kabine. Das Rettungspersonal an Bord hat mehr Platz um den Patienten herum und kann ihn leichter versorgen. Auch die Ladeluke ist größer als beim H135-Modell. Dank eines speziell gestalteten Heckauslegers mit einem Teil in T-Form als Krönung lassen sich in den neuen Hubschrauber rund 80 Kilo mehr zuladen, was oftmals dem Gewicht eines männlichen Unfallopfers entspricht.
Gewicht ist eine entscheidende Größe beim Bau eines Helikopters. Forscher kämpfen um jedes Kilo, das zusätzlich an Bord genommen werden kann. Damit ist den Ingenieuren des Unternehmens ein Durchbruch gelungen. Seit 2011 forschten sie allein an diesem Thema. Und ihnen glückte es zudem, einen Hubschrauber zu entwickeln, der leiser fliegt als die H135-Maschine. Auch in der Kabine fällt die Geräuschbelastung deutlich geringer aus. Die Vibrationen konnten spürbar gedämpft werden. Dabei fliegt die H140-Maschine schneller als das H135-Modell, alles Umstände, die Patienten und Ärzten zugutekommen. Für die Betreiber stellt es sicher einen Kaufanreiz dar, dass die H140-Betriebskosten gegenüber der H135-Maschine noch einmal gesenkt werden konnten. Über den Preis des neuen Helikopters macht das Unternehmen keine Angaben.
Die ersten Hubschrauber gehen ab 2028 an die Kunden
Die ersten H140-Hubschrauber sollen ab 2028 an Kunden ausgeliefert werden. Ein Modell des Hubschraubers hat Airbus Helicopters am Dienstag auf der weltgrößten Helikopter-Messe Verticon in der US-Stadt Dallas vorgestellt. Der neue Hubschrauber des deutsch-französisch-spanischen Unternehmens wird in Donauwörth endmontiert und sichert dort Arbeitsplätze. Allein mit der Entwicklung des Modells sind Hunderte Beschäftigte der 7750 Mitarbeiter des Standorts betraut. Thomé rechnet mit einem weiteren Personalaufbau: „Wir sind in Richtung 8000 unterwegs.“

Der Bau eines neuen Helikopters ist für die Branche ein herausragendes Ereignis, das sich im Schnitt nur gut alle zehn Jahre wiederholt. „Die Familie des weltweit führenden zivilen Hubschrauber-Herstellers bekommt Zuwachs“, sagt Thomé und verdeutlicht noch einmal die Bedeutung des Ereignisses: „Die Arbeit von Jahrzehnten intensiver Forschungs- und Entwicklungstätigkeit trägt Früchte. Wir machen mit der H140 einen guten Hubschrauber, eben den H135, noch besser.“ Dabei wird das Unternehmen nach wie vor den H135-Helikopter anbieten, hat es doch mit dem neuen Modell eine neue Maschine entwickelt, die sich zwischen der H135 und der H145 einreiht.
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