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Zu Gast in Washington: Farbe aus Diedorf für das Weiße Haus

Zu Gast in Washington

Farbe aus Diedorf für das Weiße Haus

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    Hermann Schläffer, Geschäftsführer von Keimfarben in Diedorf.
    Hermann Schläffer, Geschäftsführer von Keimfarben in Diedorf.

    Das Weiße Haus braucht einen neuen Anstrich. In wenigen Tagen rücken die Maler in Washington an. Im Gepäck haben sie tonnenweise Farbe aus Diedorf. Seit mehr als 130 Jahren trifft die Firma Keimfarben in der Marktgemeinde im Kreis Augsburg den richtigen Ton.

    Mit Geschäftsführer Hermann Schläffer sprachen wir über prominente Auftraggeber, das Geheimnis der Diedorfer Farben und das richtige Weiß für den Amtssitz des amerikanischen Präsidenten.

    Der Buckingham-Palast, die Oper von Sydney und nun das Weiße Haus - die Liste berühmter Gebäude, die Ihre Farben tragen, ist lang. Wie kriegen Sie das als mittelständischer Betrieb hin?

    Schläffer: Wir haben ein Produkt, das andere nicht haben. Unsere Farben halten deutlich länger als ein üblicher Anstrich. Sie bleichen nicht aus und nehmen weniger Schmutz an. Und wir haben Erfahrung.

    Worin liegt das Geheimnis?

    Schläffler: Unsere Farben liegen im Gegensatz zu üblichen Produkten nicht nur wie ein Film auf der Oberfläche, sondern gehen eine innige chemische Verbindung mit ihr ein. Das Geheimnis sind spezielle mineralische Bindemittel, die aus geschmolzenem Quarzsand gewonnen werden.

    Das Weiße Haus dürfte eine Ihrer leichteren Übungen sein. Es ist ja schließlich nur weiß, oder?

    Schläffer: Könnte man meinen. Aber es gibt hunderte von Weißtönen. Anhand einer Probe als Vorlage mischen wir aus 13 Grundfarben jeden beliebigen Ton zusammen. Das Weiße Haus ist zum Beispiel gar nicht reinweiß, sondern eher cremefarben.

    In jedem Fall ist es ein Prestigeobjekt. Sind Sie gar nicht stolz darauf? In Ihren Prospekten taucht es jedenfalls nicht auf.

    Schläffer: Doch, natürlich sind wird stolz. Aber wir vermarkten das nicht offensiv. Da sind wir gebrannte Kinder ...

    ... Sie meinen das geplatzte Geschäft mit dem amerikanischen Verteidigungsministerium?

    Schläffer: Ja. Wir hatten 2003 den Auftrag für den Anstrich des Pentagons praktisch in der Tasche. Weil sich Deutschland nicht am Irak-Krieg beteiligt hat, beschwerte sich dann aber ein Senator darüber, dass ausgerechnet ein deutsches Unternehmen den Zuschlag erhalten sollte. Es folgte eine Riesenaufregung. Das war für uns zwar die preiswerteste Werbung aller Zeiten, aber er brachte das Geschäft letztendlich zum Scheitern.

    Und seitdem verhalten Sie sich in den USA eher unauffällig?

    Schläffer: Die Farben, mit denen nun das Weiße Haus aufgefrischt wird, tragen einen Aufkleber "Made in USA". Die Grundfarbe stammt zwar aus Diedorf, aber der endgültige Farbton wird von unserer amerikanischen Tochter in North Carolina gemischt.

    Wenn man sich Ihre "Trophäensammlung" anschaut, könnte man meinen, Keimfarben sind Luxus. Sind Sie zu teuer für den einfachen Häuslebauer?

    Schläffer: Unsere Produkte kosten 40 bis 60 Prozent mehr als herkömmliche Farben, ergeben aber trotzdem langfristig die wirtschaftlichsten Anstriche. Bei Renovierungsarbeiten macht die Farbe im Vergleich zu Lohnkosten oder Gerüstbau nur einen geringen Teil aus. Deshalb rechnet es sich gerade für Privatkunden, mehr Geld in eine langlebige Farbe zu investieren. Mit kleinen Aufträgen machen wir im Übrigen weit mehr Umsatz als mit prominenten Leuchtturmprojekten wie dem Weißen Haus.

    Dort beginnen in Kürze die Arbeiten. Wann wird das Gebäude in neuem cremeweißen Glanz erstrahlen?

    Schläffer: Mit dem Hauptgebäude fangen die Maler an, sobald Barack Obama seinen Urlaub antritt. Klar ist nur: Solange der Präsident da ist, darf nicht gestrichen werden, und bevor er wieder kommt, sollten die Gerüste verschwunden sein.

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