Trotz sinkender Auflagen erreichen die meisten Zeitungen in Deutschland heute mehr Leser als je zuvor. Gedruckt, auf dem Computer oder mit mobilen Geräten für unterwegs sprechen sie 80 Prozent aller Menschen an, die älter sind als 14 Jahre. Im harten Wettbewerb um Zeit und Aufmerksamkeit seien die Zeitungen damit „ein Gigant“, betonte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, Dietmar Wolff, in Berlin. Mit fast 29 Millionen regelmäßigen Nutzern sind die 660 Internet-Portale der Zeitungen längst die Nachrichtenquelle Nummer eins im Netz – und gefragter als T-Online oder E-Bay. Den weitaus größten Teil zu diesem Angebot tragen mit 22 Millionen Besuchern die Angebote von Regionalzeitungen wie der Augsburger Allgemeinen und ihrer Heimatzeitungen bei.
Jugendliche setzen auf Glaubwürdigkeit von Printmedien
Auch die gedruckte Zeitung hat ihren Platz in einem immer umkämpfteren Medienmarkt behauptet. 41 Millionen Menschen in der Bundesrepublik lesen regelmäßig Zeitung. Selbst in der Generation der 14- bis 19-Jährigen, die mit dem Internet groß geworden ist, greifen noch 37 Prozent der Deutschsprachigen Tag für Tag zu einer Zeitung. Das Bedürfnis nach fundierten Inhalten aus glaubwürdigen Quellen, so Wolff, wachse offenbar auch unter den Jüngeren. Bei aller Faszination führe die „Echtzeit-Welt“ des Internets bei vielen inzwischen zu wachsender Unsicherheit. In dieser Flut von Blogs, sozialen Medien und Aggregatoren wie Google News stünden die Zeitungsmarken für professionellen Journalismus, dem die Menschen Glauben schenkten.
Zahl der E-Paper-Abonnements im vergangen Jahr fast verdoppelt
Im vergangenen Jahr setzten die deutschen Zeitungen 8,2 Milliarden Euro um, das sind 3,3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Zeitungen verlieren weiter Auflage um etwas mehr als vier Prozent auf 17,6 Millionen Exemplare täglich. Die regionalen Blätter schnitten hier mit einem Rückgang um 2,5 Prozent deutlich besser ab als die überregionalen mit einem Minus von mehr als sieben Prozent. Die Boulevardzeitungen büßten 8,5 Prozent ein. Die Wochen- und Sonntagstitel verloren 0,6 beziehungsweise 4,9 Prozent an Auflage. Die Zahl der elektronischen Abonnements, der sogenannten e-Paper, hat sich dagegen innerhalb eines Jahres fast verdoppelt –von 180.000 auf 340.000.
Während die Erlöse aus dem Vertrieb der Zeitungen mit mehr als 4,7 Milliarden Euro stabil geblieben sind, ist das Anzeigengeschäft im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen – von 3,8 auf 3,4 Milliarden Euro. Jörg Lasowski, der Geschäftsführer Verlagswirtschaft des Verbandes, begründet dies unter anderem mit der Pleite des Drogeriekonzerns Schlecker, der die Zeitungen einen hohen zweistelligen Millionenbetrag gekostet habe.