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Zahlreiche Jobangebote in der Region: Das Comeback der Schleckerfrau

Zahlreiche Jobangebote in der Region

Das Comeback der Schleckerfrau

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    Viele Schleckerfrauen finden rund um Augsburg nach der Entlassung wieder den Weg zurück in die Arbeitswelt.
    Viele Schleckerfrauen finden rund um Augsburg nach der Entlassung wieder den Weg zurück in die Arbeitswelt. Foto: dpa

    Die Schleckerpleite schien für 11.000 ehemalige Mitarbeiter der Drogeriekette in Deutschland das Ende zu sein. Die meisten gekündigten sind Frauen. Nach der Kündigung wurden ihre Aussichten auf einen neuen Arbeitsplatz als schlecht eingschätzt. In Manchen Regionen Deutschlands mag das so sein, in Schwaben nicht. Rund um Augsburg stehen die Chancen der Schleckerfrauen gar nicht so schlecht. Bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber haben sie sich Fähigkeiten angeeignet, die sie für andere Handelsunternehmen interessant machen.

    "Diese Frauen haben über Jahre hinweg gelernt, flexibel ihre Tätigkeit auszuüben", sagt Reinhold Demel, Leiter der Agentur für Arbeit in Augsburg. Eine Schleckerfrau musste eben nicht nur die Ware einräumen, sie musste an der Kasse sitzen, am Abend die Abrechnung machen oder Ware neu bestellen.

    Interessierte Firmen fragen nach ehemaligen Schleckermitarbeitern

    An Mitarbeitern mit solchen Fähigkeiten sind auch andere Arbeitgeber interessiert. Firmen wie Möbel Segmüller oder Matrazen Concord haben sich sogar selbst bei Reinhold Demel und seinen Kollegen gemeldet und nach den Frauen gefragt.

    Deshalb hat die Augsburger Agentur für Arbeit am 20. April einen Informationstag organisiert, auf dem sich interessierte Unternehmen und Schleckerfrauen treffen konnten. Seitdem haben von den 59 entlassenen Mitarbeitern der Drogeriekette im Agenturbezirk Augsburg 17 wieder einen Job gefunden. Bei vielen anderen läuft noch die Bewerbungsphase. "Es ist ja nicht so, dass die Firmen am Freitag den 20. April sofort eine Zusage erteilt haben", sagt Demel. Die Frauen mussten auf der Veranstaltung Bewerbungsbögen ausfüllen.

    Große Entfernungen machen Stellensuche auf dem Land schwerer

    Drogeriekette: Das ist Schlecker

    Mit 21 Jahren, 1965, steigt der gelernte Metzgermeister Anton Schlecker in die väterliche Fleischwarenfabrik in Ehingen bei Ulm ein.

    Das Unternehmen erwirtschaftet damals mit 17 Metzgerei-Filialen nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 7,2 Millionen Euro.

    Im gleichen Jahr gründet der Junior-Chef das erste Selbstbedienungs-Warenhaus am Rande der schwäbischen Stadt.

    Damit legt er die Basis für eine europaweit aufgestellte Drogeriemarktkette, zu der seit 2007 auch die Kette "Ihr Platz" gehört.

    Schlecker war mit etwa 10.000 Filialen, einem Umsatz von 7,42 Milliarden Euro und über 50.000 Beschäftigten Europas führender Drogeriemarkt-Unternehmer.

    Auch die deutschen Drogerieketten führte er an, gefolgt von dm und Rossmann.

    Im Januar 2012 geht Schlecker in die Insolvenz.

    Mai 2012: Schlecker wird zerschlagen. Für die insolvente Drogeriemarktkette sieht der Gläubigerausschuss "keine Perspektive" mehr.

    Im November 2017 wird Anton Schlecker wegen Bankrotts zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Seine Kinder erhalten Gefängnisstrafen.

    In der Stadt ist das öffentliche Nahverkehrsnetz dicht. Arbeitslose brauchen nicht unbedingt ein Auto, um einen möglichen Arbeitgeber zu erreichen, was die Jobsuche einfacher macht. Außerdem sind die Wege in Städten kürzer. Auf dem Land könnte die Wiedervermittlung durch die fehlende Mobiltät erschwert werden, gibt Reinhold Huber von der Agentur für Arbeit in Memmingen zu. Trotzdem sagt er: "Auch bei uns sind die Chancen für die ehemaligen Schlecker-Mitarbeiter sehr gut, weil wir gerade im Handel viele offene Stellen haben."

    43 ehemalige Schleckermitarbeiter haben sich nach der Pleite der Drogeriekette im Agenturbezirk arbeitslos gemeldet. Neun haben bereits einen neuen Job, sieben nehmen an einer Qualifizierungsmaßnahme teil und der Rest hat schon wieder einen Vermittlungsvorschlag in der Tasche. Auch dort kommt den Frauen zu gute, dass sie sehr flexibel sind und zum Beispiel im Lebensmittelhandel arbeiten können.

    Viele offene Stellen im Handel

    Die Arbeitssuchenden profitieren davon, dass im bayerischen Schwaben gerade im Einzelhandel viele Firmen Mitarbeiter suchen, auch im Bezirk der Arbeitsagentur Donauwörth. Dort haben drei ehemalige Schleckerfrauen schon wieder einen neuen Job gefunden. Beim Arbeitsamt gemeldet hatten sich 23, gibt Bereichsleiter Jochen Kramer an. Wer noch keine neue Stelle  hat oder an einer Qualifizierungsmaßnahme teilnimmt, dem liegt wenigstens ein Vermittlungsangebot vor."Es wird sicherlich nicht immer Stellen geben, die zu 100 Prozent auf die Personen passen", sagt

    Er ist auch so zuversichtlich, weil er von der Flexibiltät der Frauen weiß. "Sie müssen ja nicht wieder in eine Drogerie gehen", sagt er. Im Bezirk Donauwörth ist eine Schleckerfrau zum Beispiel problemlos bei einer Parfümerie untergekommen, in Augsburg mehrere ihrer Ex-Kolleginnen im Möbelhandel.

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