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Wirtschaftskrimi: Ein tiefer Graben trennt Piëch und Wiedeking

Wirtschaftskrimi

Ein tiefer Graben trennt Piëch und Wiedeking

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    Ein tiefer Graben trennt Piëch und Wiedeking
    Ein tiefer Graben trennt Piëch und Wiedeking

    Neckarsulm. Wendelin Wiedeking lächelt gequält, als sich alle Kameras auf ihn richten. Unter normalen Umständen hätte die Ankunft des Porsche-Chefs in der Audi-Hauptversammlung kaum für so viel Aufmerksamkeit gesorgt.

    Einen Tag nachdem Ferdinand Piëch im Schauspiel um die Macht bei Porsche und VW einen dramatischen Akzent gesetzt hatte, waren alle wesentlichen Darsteller in Neckarsulm versammelt, und das war nicht nur für die Fotografen spannend. In der ersten Reihe auf dem Podium:

    Winterkorn leitete gestern die Versammlung als Aufsichtsratsvorsitzender der Audi-AG. Dem Kontrollgremium gehören erst seit einem Jahr auch Piëch, Wiedeking und dessen Finanzchef Holger Härter an - deren Coup, den Goliath Volkswagen zu übernehmen, so grandios gescheitert ist. Porsche-Enkel Piëch hatte mit seiner Watschn für Wiedeking am Vortag des Audi-Aktionärstreffens klar gemacht, nach wessen Pfeife bei dem Zusammenschluss künftig getanzt wird. Ein zufriedenes Lächeln umspielt seine Lippen - mancher Beobachter mag es auch maliziös nennen -, als er vor Beginn der Veranstaltung geschäftig in seinen Unterlagen blättert und auch den Blick nicht hebt, als der Porsche-Chef an ihm vorbeigeht und offenbar Piëch die Hand geben will, was dieser aber geflissentlich übergeht.

    Die beiden Gegenspieler sitzen als Aufsichtsräte in der zweiten Reihe des Podiums - getrennt von einem tiefen Graben. Besser könnte die Kluft zwischen ihnen nicht sichtbar gemacht werden. Ins Bild passt auch, dass Piëch mit IG Metall-Chef Berthold Huber und Audi-Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch auf einer Bank sitzt, hatte sich doch der mächtige Strippenzieher auf die Seite der Arbeitnehmer im VW-Konzern geschlagen, als Wiedeking ankündigte, in Wolfsburg müssten heilige Kühe geschlachtet werden. Piëch weiß, wie einflussreich IG Metall und Arbeitnehmervertreter im VW-Konzern sind und hat sich geschickt mit ihnen verbündet. Wiedeking und Härter sitzen - wie von einer geschickten Regie arrangiert - allein in ihrer Reihe.

    Beide witzeln und lachen demonstrativ, als die Fotografen ihre Kameras auf sie richten, und auch VW-Chef Winterkorn versucht, mit einem Scherz ein entspanntes Verhältnis zum Porsche-Chef zu demonstrieren. Der sagt gequält: "Nur gut, wenn man nicht zur ersten Front gehört." Wirklich gelöst wirkt aber keiner der Beteiligten. Wohl oder übel macht auch Wolfgang Porsche, der für seinen Teil der Familie bei Porsche einen anderen Kurs als Piëch verfolgt, gute Miene zum bösen Spiel. Schließlich hat sein Vetter Ferdinand gerade gezeigt, dass er am Ende doch die Fäden zieht.

    Schließlich war er es, der als Audi-Chef vor vielen Jahren die Volkswagentochter auf den Weg zu einem ernsthaften Konkurrenten für die Premium-Hersteller BMW und Daimler gebracht hat, bevor er zum VW-Chef aufstieg und jetzt als Aufsichtsratsvorsitzender dort die Richtung bestimmt. Audi mit seinen Hauptstandorten Ingolstadt und Neckarsulm hat sich seit Piëchs Tagen in

    Die wenigen freien Aktionäre möchten gerne stärker daran teilhaben. Sie erhalten eine Abfindung in Höhe der VW-Dividende von aktuell 1,93 Euro, "obwohl der Gewinn pro Audi-Aktie 50 Euro beträgt", so eine Aktionärin. Einige würden sich am liebsten kräftig abfinden lassen, doch das ist nicht geplant, beschied Rupert Stadler die Aktionäre. Es gibt wohl auch keinen Plan, den Audi-Chef an die Spitze der neuen VW-Struktur zu hieven. Er war von Medien ins Spiel gebracht worden. Stadler sehe seinen Platz auch künftig bei Audi, heißt es aus Konzernkreisen. Piëch hatte ausdrücklich Winterkorn als geeigneten Chef eines vergrößerten Konzerns genannt.

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