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Wirtschaftsfaktor: Hanf in immer mehr Produkten: Was hat es mit dem Trend auf sich?

Wirtschaftsfaktor

Hanf in immer mehr Produkten: Was hat es mit dem Trend auf sich?

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    Hanf-Produkte finden mehr und mehr Eingang in die Regale deutscher Supermärkte.
    Hanf-Produkte finden mehr und mehr Eingang in die Regale deutscher Supermärkte. Foto: Swen Pförtner, dpa

    Wer im Supermarkt steht, kann sich fast fühlen wie in Amsterdam. Geschäfte bieten immer mehr Hanfprodukte an, 2018 wurde in Augsburg der erste Hanfladen eröffnet. Das verwundert, denn der wissenschaftliche Name der Pflanzengattung Hanf ist Cannabis - und Cannabis ist für viele ein Synonym für eine Droge, deren Verkauf in Deutschland illegal ist. Doch in der Pflanze steckt mehr.

    Hanf ist nicht nur berauschend, sondern auch eine Nutzpflanze, kann zudem bei Einnahme schmerzlindernd und beruhigend wirken. Aus diesem Grund sind Produkte, die Cannabis enthalten, in Apotheken erhältlich. Und längst nicht mehr nur dort, Rossmann oder DM etwa bieten Öle mit Hanf an, die Brauerei Schimpfle aus dem Augsburger Land verkauft eine Hanf-Cola. Viele Unternehmen haben Hanf als Zusatz für Lebensmittel entdeckt. Und genau diese Einordnung ist nach Einschätzung der EU-Kommission höchst umstritten. Viele Produkte basieren auf dem Stoff CBD, den ein Sprecher der Kommission als "Betäubungsmittel" bezeichnet hatte - wonach derartige Produkte keine Lebensmittel sein könnten. Die Einschätzung der Kommission ist bisher jedoch nur vorläufig - der Markt für Hanfprodukte kann also weiter wachsen.

    CBD-Produkte sind für viele Ersatz für den verbotenen Cannabis-Rausch mit THC

    Mit CBD-Produkten wollen die Firmen das, was viele an positiven Aspekten mit Cannabis-Konsum verbinden, für ihr Geschäft nutzen – ohne dass Kunden die Nebenwirkungen echter Drogen befürchteten. So beschreibt es Jon Christoph Berndt, der Experte für Markenbildung ist und die Managementberatung Brandamazing betreibt. "Die Hanfprodukte bringen uns gedanklich nach Woodstock", sagt er. Bei vielen habe eine Wohlstandslangeweile eingesetzt, alles mögliche sei immer und sofort verfügbar, Verbote gebe es zudem immer weniger. Viele Menschen versuchten, ihre Persönlichkeit zu einer Marke auszubauen, stellt Berndt fest - und dazu gehöre, sich in seinem Konsumverhalten von der Masse abzuheben. Unternehmen verhielten sich logischerweise ähnlich, Hanfprodukte seien eine Folge davon: "Es wird alles gemacht, um sich zu differenzieren", sagt Berndt. Das finde er grundsätzlich gut, da so ständig neue Produkte auf dem Markt seien.

    Die Oettinger Brauerei aus Oettingen im hohen Norden Schwabens hat 2019 ein Hanf-Biermischgetränk auf den Markt gebracht, es enthält kleine Mengen Hanfsamenextrakt. Die Brauerei glaube fest daran, dass wie in Nordamerika "der Markt für Hanfprodukte in Deutschland in den nächsten Jahren wachsen" werde, sagt Peter Böck, Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing. Hanf sei eine Jahrtausende alte Kulturpflanze, das Getränk ein hervorragendes Produkt, von dem keinerlei berauschende Wirkung ausgehe. Doch Böck hat festgestellt: "Deutschland steckt bei der Entwicklung von Lebensmitteln mit Hanf noch in den Kinderschuhen."

    Oettinger hat mit Hanfkiss ein Biermischgetränk mit Cannabis im Sortiment

    Hanf sei der breiten Masse an Konsumenten offenbar nicht geheuer, sagt der Geschäftsführer. Zwar werde die Brauerei das Getränk weiter anbieten. "Für ein Ausrollen im großen Stil ist in Deutschland die Zeit allerdings noch nicht reif", sagt Böck. Und das, obwohl Hanfkiss den gesetzlichen Bestimmungen entspreche. Der verwendete Nutzhanf hat nach Angaben der Brauerei einen THC-Gehalt von maximal 0,2 Prozent. THC ist wie CBD ein Cannabinoid, nur ungleich bekannter - denn es entspannt nicht nur, sondern macht zugleich high: Es dockt sich an Nervenzellen an, kann zu Halluzinationen und Glücksgefühlen führen, aber auch Nebenwirkungen wie Paranoia hervorrufen. In Deutschland und vielen anderen Ländern ist der Stoff streng reglementiert.

    Der Hanf-Trend folge dem Zeitgeist, demzufolge die Stimmen nach einer Legalisierung von Cannabis immer lauter werden. Lange andauern werde er dennoch nicht. "Die Produkte sind nicht wirklich cool. Sehen pseudo-cool aus, schmecken geht so und haben zweifelhaftes Zeug drin", lautet Berndts Urteil.

    Dirk Lachenmeier stört an den Produkten, dass viele Hersteller damit werben, die Beschwerden von Kranken lindern zu können. Lachenmeier beteiligte sich an einer Facharbeit für den Bundesverband der Lebensmittelchemiker/-innen zu Hanfprodukten. "Diese Produkte sind teilweise Betäubungsmittel, die als Lebensmittel verkauft werden sollen", sagt er. In seiner Kritik bezieht Lachenmeier sich vor allem auf CBD-Öle oder Tees mit Hanfblüten. "Aus unserer Sicht sind diese Produkte in der Regel nicht verkehrsfähig " Bei Stichproben hätten Forscher festgestellt, dass der THC-Gehalt oft deutlich höher sei als der vom Hersteller angegebene Wert.

    High machen die Hanfprodukte nicht

    Lachenmeier verweist auf Ermittlungen in mehreren Hanfshops - und darauf, dass im schlimmsten Fall auch Verbraucher für den Erwerb der dort frei verkäuflichen Produkte belangt werden könnten. Unbedenklich seien in der Regel Produkte, die Hanfsamen enthalten. Produkte mit Hanfsamenextrakt, das manche Getränkehersteller verwenden, bedürften jedoch einer Zulassung. Für Fans von CBD sind sie zudem wirkungslos: "Sie entfalten sicherlich keinen Effekt", sagt Lachenmeier.

    Manche Öle sind indes auch in der Kritik von Lobbygruppen, die sich dafür einsetzen, dass Cannabis stärker akzeptiert wird. So berichtet der Deutsche Hanfverband von Beschwerden über fragwürdige Anbieter von CBD-Ölen. Demnach entschieden sich die Inhaltsstoffe zweier Öle kaum von üblichen Hanf-Speiseölen. Der Anteil an Cannabinoiden sei verschwindend gering - der Preis übertreffe vergleichbare Produkte jedoch um das 80-fache. Der Hanfverband fordert deshalb, den Markt zu regulieren. "Es wird Zeit für ein auf unabhängigen Laboranalysen beruhendes Gütesiegel", schreibt er auf seiner Website.

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