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Wirtschaft: Von Walter Bau bis Fujitsu: Diese Schließungen erschütterten die Region

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Von Walter Bau bis Fujitsu: Diese Schließungen erschütterten die Region

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    Das Aus der Walter-Bau-AG im Jahr 2005  ist der bisher größte Augsburger Insolvenzfall.
    Das Aus der Walter-Bau-AG im Jahr 2005  ist der bisher größte Augsburger Insolvenzfall. Foto: Silvio Wyszengrad/Archiv

    Ob AKS, Walter Bau oder nun Fujitsu Siemens: Wenn große Unternehmen in Schieflage geraten oder sogar schließen müssen, geraten sehr schnell hunderte oder gar tausende Jobs in Gefahr. In den vergangenen Jahren erschütterten Meldungen über Insolvenzen, Umstrukturierungen oder Werksschließungen auch den Großraum Augsburg - wobei sich einige Firmen auch wieder aus ihren Schwierigkeiten befreien konnten. Ein Überblick. 

    2004 Augsburger Kammgarn-Spinnerei (AKS): Die Augsburger Kammgarn-Spinnerei gehörte einmal zu den Großen auf dem Markt. Das Unternehmen hatte vor dem Zweiten Weltkrieg 2400 Mitarbeiter und in den 1990er Jahren immerhin noch 900. Mit der zunehmenden Konkurrenz aus den Billiglohnländern konnte das Unternehmen aber nicht mithalten: 2004 musste es schließen.

    Die Kammgarnspinnerei (AKS) in Augsburg.
    Die Kammgarnspinnerei (AKS) in Augsburg. Foto: Ruth Plössel

    2002 Kerzen-Miller: Im Jahr 2002 ging die 275-jährige Geschichte der Traditionsfirma Kerzen-Miller zu Ende. Die Kerzenfabrik musste Insolvenz anmelden. Das Unternehmen zählte zu den ältesten in Augsburg.

    2005 Walter Bau-AG: Die Augsburger Walter Bau-AG war eines der größten Bauunternehmen Europas und hatte zu seinen Glanzzeiten etwa 50.000 Mitarbeiter. Doch 2005 musste die Firma Insolvenz anmelden und schließen. Gründer Ignaz Walter warf der Deutschen Bank vor, am Niedergang seines Unternehmens mitverantwortlich zu sein.

    Das Aus der Walter-Bau-AG im Jahr 2005  ist der bisher größte Augsburger Insolvenzfall.
    Das Aus der Walter-Bau-AG im Jahr 2005  ist der bisher größte Augsburger Insolvenzfall. Foto: Silvio Wyszengrad

    2005 Kieser: Neben Walter Bau und Ibex wurde 2005 auch die Neusäßer Großdruckerei Kieser zahlungsunfähig. 130 Mitarbeiter waren betroffen. Am Ende übernahm ein österreichisches Unternehmen einen Teil der Firma und der Mitarbeiter.

    Die Neusässer Großdruckerei Kieser geriet 2005 in finanzielle Schieflage.
    Die Neusässer Großdruckerei Kieser geriet 2005 in finanzielle Schieflage. Foto: Marcus Merk

    2005 Ibex: Das Affinger IT-Unternehmen Ibex ging 2005 unter. Obwohl es einst einen Jahresumsatz von 122 Millionen Euro vorweisen konnte, war die Firma nach einer zweiten Pleite nicht mehr zu retten. 80 Mitarbeiter verloren ihren Job.

    Bei der Ibex Systems AG in Mühlhausen war 2005 Schluss, weil die insolvente Computerfirma die Stromrechnung nicht mehr bezahlen konnte.
    Bei der Ibex Systems AG in Mühlhausen war 2005 Schluss, weil die insolvente Computerfirma die Stromrechnung nicht mehr bezahlen konnte. Foto: Martin Golling

    2009 Trevira: Nach der Zahlungsunfähigkeit im Jahr 2009 läuft es wieder besser für den Bobinger Faserhersteller Trevira. Das Unternehmen ist nun vollständig Teil des thailändischen Mutterkonzerns Indorama Ventures PCL (IVL). Die Zahl der Mitarbeiter ist seit 2011 von 1350 auf 1100 gesunken, in Bobingen von 600 auf 460.

    2010 Böwe Systec: Der Augsburger Maschinen-Hersteller Böwe Systec geriet 2010 gleich in zwei Insolvenzen. Das Unternehmen hatte sich bei Zukäufen übernommen. Wie später bei Manroland sprang die Possehl-Gruppe ein. Allerdings verlor die Hälfte der einst 800 Mitarbeiter ihren Job.

    2010 geriet der Augsburger Maschinen-Hersteller Böwe Systec in zwei Insolvenzen. 
    2010 geriet der Augsburger Maschinen-Hersteller Böwe Systec in zwei Insolvenzen.  Foto: Fred Schöllhorn

    2011 Manroland: Noch 2008 lief es gut für den Augsburger Druckmaschinen-Hersteller Manroland. Doch die Digitalisierung schadete dem Markt. 2011 wurde das Unternehmen zahlungsunfähig. Standorte mussten schließen - in Augsburg selbst stieg aber die Lübecker Possehl-Gruppe ein. Heute heißt die Firma Manroland Websystems.

    2011 wurde der Augsburger Druckmaschinen-Hersteller Manroland zahlungsunfähig.
    2011 wurde der Augsburger Druckmaschinen-Hersteller Manroland zahlungsunfähig. Foto: Silvio Wyszengrad

    2012 Leiser: Die Schuhandelskette Leiser mit Sitz in Augsburg musste 2012 Insolvenz anmelden. 550 Arbeitsplätze fielen weg. Am Ende übernahm ein neuer Investor das Unternehmen und die etwa 900 verbleibenden Mitarbeiter. Im August 2017 schloss die letzte Filiale im Süden der Republik in der Augsburger Annastraße.

    Die Schuhandelskette Leiser mit Sitz in Augsburg musste 2012 Insolvenz anmelden. Hunderte Menschen verloren ihren Job.
    Die Schuhandelskette Leiser mit Sitz in Augsburg musste 2012 Insolvenz anmelden. Hunderte Menschen verloren ihren Job. Foto: Silvio Wyszengrad

    2014 Weltbild: Weltbild hat wohl das Schlimmste hinter sich. Nach der Insolvenz im Januar 2014 hat mittlerweile die Düsseldorfer Droege Gruppe den Augsburger Verlag übernommen. Die Logistik wurde ausgegliedert und befindet sich mittlerweile in Tschechien. Am Standort Augsburg, wo einst 2300 Mitarbeiter beschäftigt waren, sind es jetzt noch 400 in Verlag und Handel.

    Weltbild in Augsburg.
    Weltbild in Augsburg. Foto: Ulrich Wagner

    2014 Wafa: Für die Mitarbeiter des Augsburger Unternehmens Wafa gab es Ende 2015 eine betrübliche Nachricht: Das Unternehmen, das unter anderem Kühlergrills für Autos herstellt, gab bekannt, dass im Zuge des im Februar 2014 eingeleiteten Insolvenzverfahrens knapp die Hälfte der rund 330 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssen. Als Käufer der Wafa wurden die Demmel Gruppe aus dem Allgäu, ein Zusammenschluss mittelständischer Familienunternehmen, sowie der Schweizer Finanzinvestor Aetna Partners präsentiert. Inzwischen läuft es wieder gut bei dem Unternehmen.

    Wafa gab Ende 2015 bekannt, dass durch das im Februar 2014 eingeleiteten Insolvenzverfahren knapp die Hälfte der rund 330 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssen.
    Wafa gab Ende 2015 bekannt, dass durch das im Februar 2014 eingeleiteten Insolvenzverfahren knapp die Hälfte der rund 330 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssen. Foto: Silvio Wyszengrad

    2014 Strenesse: Die Nördlinger Modemarke Strenesse hat bis heute einen guten Ruf. Von der Glanzzeit mit einem Jahresumsatz von über hundert Millionen Euro ist allerdings nur noch wenig zu spüren. Derzeit arbeiten 230 Mitarbeiter bei Strenesse, davon 120 in Nördlingen. Eigentümerin der neuen GmbH ist eine Schweizer Holding. Die frühere Familie ist nicht mehr an dem Unternehmen beteiligt. Strenesse meldete im Jahr 2014 Insolvenz an.

    2014 Horex: Die Motorrad-Marke Horex hatte ihren größten Erfolg in den 1950er Jahren. Daimler-Benz übernahm den Hersteller 1960 und löste die Marke auf. 2010 wagte das Unternehmen mit 30 Mitarbeitern einen Neuanfang in Augsburg. Doch dann ging das Geld aus. 2014 ging das Unternehmen in die Insolvenz.

    2017 UPM: Der finnische Papierhersteller (früher Haindl) fasste Anfang des Jahres 2017 den Entschluss, eine komplette Papiermaschine in Augsburg zu schließen. Der Grund: geringe Papier-Nachfrage. 150 Mitarbeiter waren von den Stellenkürzungen betroffen. Doch wie bei MAN kamen die Verantwortlichen ohne betriebsbedingte Kündigung aus.

    2017 wurde beim Papierhersteller UPM eine komplette Papiermaschine geschlossen. 150 Mitarbeiter waren von den Stellenkürzungen betroffen.
    2017 wurde beim Papierhersteller UPM eine komplette Papiermaschine geschlossen. 150 Mitarbeiter waren von den Stellenkürzungen betroffen. Foto: Michael Hochgemuth

    2017 Kuka: Der Roboter- und Anlagenhersteller gab im November bekannt, dass es im Bereich Anlagenbau Probleme gibt. Kuka-Geschäftsführer Till Reuter wollte daraufhin den Bereich umstrukturieren. Das bedeutete den Verlust von 250 Stellen.

    Im Anlagenbau bei Kuka lief es nicht rund. 250 Stellen wurden gekürzt.
    Im Anlagenbau bei Kuka lief es nicht rund. 250 Stellen wurden gekürzt. Foto: René Lauer

    2017 Ledvance: Kurz vor Weihnachten erlebten die Arbeitnehmer bei Lampenhersteller Ledvance (früher Osram) eine böse Überraschung: Ledvance will das Werk in Augsburg schließen. 650 Stellen sind betroffen. Die Mitarbeiter kämpften - doch das Unternehmen lehnte Rettungspläne ab.

    Bei Ledvance wurde am 12. Oktober 2018 die Produktion endgültig eingestellt.
    Bei Ledvance wurde am 12. Oktober 2018 die Produktion endgültig eingestellt. Foto: Ulrich Wagner

    2018 Premium Aerotec: Von den bundesweit geplanten Stellenstreichungen bei Airbus ist auch die Augsburger Tochterfirma Premium Aerotec betroffen - das wurde im März 2018 bekannt. Bis Ende 2019 werden 500 Leiharbeiterjobs wegfallen. Ab 2020 könnte es auch die Stammbelegschaft treffen.

    2018 Fujitsu Siemens: Es ist ein Tiefschlag für hunderte Beschäftigte und den den gesamten Wirtschaftsraum Augsburg: Der japanische IT-Konzern Fujitsu schließt sein Werk in Augsburg. Betroffen sind rund 1800 Mitarbeiter des Computerherstellers im Süden der Stadt. Bis zum September 2020 sollen Fertigung, Entwicklung und Logistik abgewickelt werden. (AZ, bo)

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