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Wirtschaft: DIW-Chef Fratzscher wirft Merkel schlechte Bilanz für Deutschlands Zukunft vor

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DIW-Chef Fratzscher wirft Merkel schlechte Bilanz für Deutschlands Zukunft vor

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    Marcel Fratzscher bezeichnet die Bundestagswahl als wegweisend für die kommenden Jahrzehnte.
    Marcel Fratzscher bezeichnet die Bundestagswahl als wegweisend für die kommenden Jahrzehnte. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher hat der Bundeskanzlerin Angela Merkel eine verheerende Bilanz bei der Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschlands für die Zukunft vorgeworfen. „Die Krisenbewältigung war hervorragend, die wirtschaftliche Zukunftsgestaltung absolut unzureichend“, bewertete Fratzscher Merkels Amtszeit im Gespräch mit unserer Redaktion. „Die große Leistung Angela Merkels war die Stabilität in den großen Krisen: globale Finanzkrise, europäische Schuldenkrise, die

    „Der Ausbau der erneuerbaren Energien, die Umsetzung der Klimaziele - alles viel zu langsam“, kritisierte Fratzscher. „Deutschland hat eine der schlechtesten digitalen Infrastrukturen. Das ist für die Wirtschaft ein riesiges Problem.“ Obwohl es hervorragende staatliche Institutionen gebe, herrsche in Deutschland eine Bürokratisierung, „deren Ursache ist, dass wir immer mehr in einem Klientel-Staat der Lobbyisten, leben, in dem Besitzstandswahrung das größte Ziel ist“, kritisierte Fratzscher.

    „Wir haben einen sehr großen Nachholbedarf, wie man an einer der wichtigsten Branchen, der Automobilindustrie, sehen kann. Da wurde in den letzten zehn Jahren vieles verschlafen.“ Auch bei den Abgaben herrsche Reformbedarf: „Es gibt kein Land der Welt, das Arbeit stärker und Vermögen geringer besteuert als Deutschland“ sagte Fratzscher. Die Bundesrepublik könne sich bei der Reformpolitik inzwischen an Italien ein Vorbild nehmen. „Den Mut, den Mario Draghi in

    Deutschland steht dem DIW-Chef zufolge vor einer Richtungsentscheidung bei der Bundestagswahl

    Deutschland habe unter Merkel zwar „wirtschaftlich goldene Jahre“ erlebt, sagte der Ökonom. „Allerdings waren sie das weniger wegen einer guten Wirtschaftspolitik, sondern sie sind eher das Resultat von Glück“, betonte er. „Denn Rot-Grün hatte wichtige Reformen schon auf den Weg gebracht und das Exportland Deutschland hat massiv von der globalen Nachfrage aus China und anderswo profitier. Damit hatte die Regierung wenig zu tun.“ Zugleich habe Deutschland massiv von der Zuwanderung aus Europa profitiert. „Heute schon fehlen uns die Fachkräfte vorne und hinten. Wir haben eine der ältesten und weiter alternden Gesellschaften in

    Deutschland steht dem DIW-Chef zufolge vor einer Richtungsentscheidung bei der Bundestagswahl: „Bei Union und FDP ist die Haltung: Jetzt mal langsam, der Markt wird es schon richten, der Staat ist eher das Problem. SPD und Grüne sagen eher: Wir müssen jetzt richtig Gas geben, der Staat muss mehr tun, um auch mehr private Investitionen anzustoßen. Deshalb ist das eine ganz entscheidende Richtungswahl.“

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