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Wirtschaft: Augsburger Roboterhersteller Kuka investiert in China

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Augsburger Roboterhersteller Kuka investiert in China

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    Die Aktie des Augsburger Unternehmens Kuka schießt in letzter Zeit nach oben.
    Die Aktie des Augsburger Unternehmens Kuka schießt in letzter Zeit nach oben. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Archiv)

    Der Augsburger Roboter- und Anlagenbauer Kuka ist immer wieder für einen Superlativ gut. Im Zeitraffer der vergangenen Jahre zeigt sich, wie spektakulär die Entwicklung des Unternehmens verlief: Nachdem der Automatisierungs-Spezialist 2009 noch in einer tiefen Krise steckte, rettete Vorstandschef Till Reuter mit seinem Team die Firma vor dem Absturz. Es ging Jahr für Jahr bergauf, bis

    Nachdem Zweifel aufgekommen waren, dass unter asiatischer Regie keine größeren Summen mehr in den Standort Augsburg mit seinen 4000 Mitarbeitern fließen, verkündete Reuter, Kuka werde mehr als 100 Millionen Euro in den Stammsitz des Unternehmens investieren. Es entstehen neue Produktionshallen, ein Ausbildungszentrum, ein Parkhaus und dringend benötigter Büroraum. Sichtbares Zeichen des Kuka-Selbstbewusstseins wird ein 17-stöckiger Büroturm sein.

    Damit nicht genug: Am Donnerstag nutzte Reuter eine Rede bei einem deutsch-chinesischen Fest der Industrie- und Handelskammer Schwaben, um in Augsburg auch eine Investition in China anzukündigen. Dort wird wie in Augsburg ein Roboter-Valley entstehen. Am Hauptsitz von Midea im Süden des Landes sollen vorrangig spezielle Roboter für den stark wachsenden chinesischen Automatisierungs-Markt gebaut werden. Reuter verriet nur so viel, dass diese Geräte eine Ergänzung zu den in Deutschland hergestellten Robotern sind. Damit werden in

    Das Unternehmen möchte sich auf den asiatischen Markt konzentrieren

    Wie viel Geld Kuka in China investiert, verriet Reuter noch nicht. Er bemühte sich aber, Sorgen zu zerstreuen, das Unternehmen konzentriere sich künftig zu stark auf den asiatischen Markt: „Wir sind tief verwurzelt mit Augsburg und Schwaben. Wir vollziehen den Spagat zwischen Globalität und Lokalität.“ Dabei stehe Kuka unter Beobachtung sowohl seitens der Bundesregierung als auch der politisch Verantwortlichen in China.

    Reuter will jedenfalls mit dem Eigentümer Midea in China stark wachsen und dort zur Nummer eins auf dem Robotikmarkt aufsteigen. Dazu müssen die Augsburger dort aber noch an Konkurrenten wie Fanuc (Japan) und ABB (Schweiz) vorbeiziehen und sich auch gegen chinesische Anbieter behaupten. Klappt das, wird nach Auffassung von Reuter davon auch der Standort Augsburg stark profitieren. Bei all den Superlativen soll es nicht bleiben. Der Kuka-Chef träumt bereits von Robotern, die in die Haushalte der Menschen einziehen, etwa um Alten und Kranken zu helfen. Sogar in die Küchen könnten die intelligenten und beweglichen Gesellen vordringen. „Vielleicht kochen sie einmal einfachere Gerichte“, denkt Reuter voraus. Ob das dann sogar für einen Schweinebraten oder eine China-Ente reicht, bleibt noch reine Spekulation.

    Kuka: Das ist der Augsburger Roboterbauer

    Kuka ist ein Roboter- und Anlagenbauer mit Hauptsitz in Augsburg. In seiner Branche zählt Kuka zu den weltweit führenden Unternehmen. Bei Kuka arbeiten rund 14.256 Mitarbeiter.

    Die Wurzeln von Kuka reichen bis ins Jahr 1898 zurück. Johann Josef Keller und Jakob Knappich gründeten damals das Acetylenwerk Augsburg. Ihr Ziel: die Produktion von kostengünstigen Haus- und Stadtbeleuchtungen. Doch bereits sieben Jahre danach weitete das Unternehmen die Produktion auf die neue Erfindung des Autogen-Schweißens aus.

    Aus den Anfangbuchstaben der Unternehmensbezeichnung "Keller und Knappich Augsburg" entstand schließlich der Name Kuka.

    Kuka wurde 1966 Marktführer bei Kommunalfahrzeugen in Europa. Auch weltweit wurden diese Fahrzeuge für Entsorgungs- und Reinigungsaufgaben bekannt. Der Kuka-Müllwagen war ein Begriff.

    1973 schrieb Kuka Geschichte als Robotik-Pionier und entwickelt den Famulus - den weltweit ersten Industrieroboter mit sechs elektromechanisch angetriebenen Achsen. Das waren die Anfänge der heute auf Roboter- und Anlagenbau konzentrierten Firma.

    Die Aufträge des Unternehmens kommen heute vor allem aus der internationalen Autoindustrie. Immer öfter liefert das Unternehmen aber auch an andere Branchen. Bei Bosch Siemens Hausgeräte in Dillingen helfen die Kuka-Roboter beispielsweise schon lange bei der Produktion der Spülmaschinen. In der Robotersparte machte die Zahl der Aufträge aus der General Industry, also allen Branchen abseits der Autofertigung, 2015 bereits mehr als ein Drittel aller Aufträge aus. Mit der neuen Tochterfirma Swisslog, die unter anderem in der Krankenhauslogistik tätig ist, will sich Kuka nach eigener Aussage noch unabhängiger von der schwankenden Autoindustrie machen.

    Roboter werden immer intelligenter und arbeiten Hand in Hand mit Menschen. Die elektronischen Helfer sind mit einer zunehmend raffinierteren Software und Sensorik ausgestattet. Kuka ist längst auch ein IT-Konzern. Die Verknüpfung von Mechanik, also Robotergehäusen mit Elektronik, Informationstechnologie und selbst entwickelten Steuerungen lassen Kuka-Chef Till Reuter auf neue Kunden hoffen. "Industrie 4.0" heißt das Schlagwort. Die Augsburger gelten hier weltweit als Pioniere.

    Für Kuka geht es seit Jahren aufwärts. 2017 betrug der Umsatz rund 3,5 Milliarden Euro, davon entfallen 1,2 Milliarden auf den Geschäftsbereich Robotics.

    Einer der wichtigsten Wachstumsmärkte von Kuka ist China. Seit 2000 ist Kuka hier präsent. Im Dezember 2013 ging eine neue Fertigungsstätte in Shanghai in Betrieb. In einem Werbespot konnte man sehen, wie sich der in China sehr bekannte deutsche Tischtennisstar Timo Boll mit einem Kuka-Roboter duelliert.

    Die Roboter von Kuka hatten auch schon einen Auftritt im Kino: im James-Bond-Film "Die Another Day".

    Chef des Unternehmens ist Till Reuter. Als er 2009 die Führung des Augsburger Roboter- und Anlagenbauers übernahm, kannte Till Reuter kaum einer in der Region. Reuter, Jahrgang 1968, hatte zuvor als Wirtschaftsjurist, Rechtsanwalt und Investmentbanker für Adressen wie die Deutsche Bank, Lehman Brothers und Morgan Stanley gearbeitet.

    Nachdem sich die Familie Grenzebach aus dem kleinen nordschwäbischen Ort Hamlar nach einer langen Phase als bestimmender Aktionär zurückgezogen hat, übernahm diese Schlüsselposition das baden-württembergische Familienunternehmen Voith. Der Investor aus Heidenheim hält 25,1 Prozent an dem Roboterbauer, besitzt also eine Sperrminorität. Gegen Voith läuft nichts bei Kuka.

    Die Kuka-Aktie schießt nach oben

    Ähnlich im Bereich der Mutmaßungen befinden sich derzeit Börsianer, wenn sie den Kuka-Aktienkurs studieren. Denn seit September schießt das Papier von Werten um 125 Euro auf nunmehr über 200 Euro nach oben – wiederum ein Superlativ, noch dazu ein rätselhafter. Wer die Aktie genauer analysiert, erkennt schnell, dass sich nur 5,5 Prozent der Kuka-Anteilsscheine im freien Handel befinden. So könnten wenige Spekulanten den Kurs nach oben treiben, heißt es hinter den Kulissen. Der hohe Aktienwert scheint nicht auf konkrete Nachrichten zurückzugehen.

    Reuter jedenfalls betrachtet den äußerst stolzen Kuka-Börsenwert durchaus mit Genugtuung. Lächelnd sagt er: „Als ich angefangen habe, notierte das Papier noch bei rund zehn Euro.“

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