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Wirecard: Wirecard meldet Insolvenz an: Darum geht es bei dem Milliardenskandal

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Wirecard meldet Insolvenz an: Darum geht es bei dem Milliardenskandal

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    Gegen den Bezahldienstleister Wirecard gibt es Betrugsvorwürfe.
    Gegen den Bezahldienstleister Wirecard gibt es Betrugsvorwürfe. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Der in einen Bilanzskandal verstrickte Zahlungsdienstleister Wirecard hat am Donnerstagabend Insolvenz angemeldet. "Der Vorstand der Wirecard AG hat heute entschieden, für die Wirecard AG beim zuständigen Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu stellen", hatte das Unternehmen am Donnerstagvormittag mitgeteilt. An der Frankfurter Börse stürzte die Wirecard-Aktie ein weiteres Mal in die Tiefe. Mit 9,96 Euro erreichten sie den tiefsten Stand seit August 2011. Innerhalb kurzer Zeit verlor die Aktie damit inzwischen gut 90 Prozent.

    Der Skandal um Wirecard hat sich immer mehr zum Wirtschaftskrimi entwickelt: Nachdem der zurückgetretene Konzernchef Markus Braun nur gegen eine Millionenkaution aus der Untersuchungshaft freikam, wird international nach einem weiteren Spitzenmanager gesucht. Der von Wirecard am Montag gefeuerte Vorstand Jan Marsalek könnte sich auf die Philippinen abgesetzt haben, wo er sich bereits Anfang März kurz aufhielt: "Es gibt jedoch einige Hinweise darauf, dass er kürzlich zurückgekehrt ist und möglicherweise noch dort ist", sagte der philippinische Justizminister Menardo Guevarra. Laut Handelsblatt wird Marsalek – bislang die rechte Hand unter Ex-Chef Braun – per Haftbefehl gesucht, was die deutsche Justiz aber bislang nicht bestätigt. DerSüddeutschen Zeitung zufolge, die sich auf Kreise von Kennern des Ermittlungsverfahrens beruft, will Marsalek sich den Behörden stellen.

    Um was geht es im Skandal um Wirecard?

    Gegen den Konzern, der Zahlungen im Internet und im stationären Handel abwickelt, steht der Verdacht der Bilanzfälschung und Marktmanipulation im Raum: Insgesamt 1,9 Milliarden Euro - ein Viertel des gesamten Konzernumsatzes  - sollen sich auf philippinischen Konten befinden, die nach Angaben der dortigen Bank gar nicht existieren. Die angeblichen Konten-Bestätigungen sind laut dem Vorstandschef der philippinischen Bank BPI eine plumpe Fälschung. Ein einfacher Bankmitarbeiter sei entlassen worden, weil er ein gefälschtes Zertifikat unterschrieben habe.

    Welche Rolle spielt das verschwundene Milliardenvermögen?

    Die offenbar nicht existenten Milliarden auf den Treuhandkonten dürften eine wichtige Sicherheit des Konzerns gegenüber Banken sein. Da die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young Wirecard eine Beglaubigung der Bilanz verweigern, können nun die Banken Kredite in Höhe von rund zwei Milliarden Euro kündigen und den Konzern in die Zahlungsunfähigkeit stürzen. Den angeblichen Treuhand-Milliarden wird auch eine strategische Bedeutung zugerechnet, da Wirecard gegenüber seinen Unternehmenskunden Geldtransaktionen etwa bei Reisen und Internetshopping gegen Zahlungsausfälle der Privatkunden absichert. Nach Darstellung von Ex-Konzernchef Braun soll das Unternehmen selbst Opfer eines Betrugs sein.

    Allerdings gibt es seit Jahren in den Medien Manipulationsvorwürfe gegen den Wirecard-Vorstand. "Eine interessante Frage wird nun sein, ob es die 1,9 Milliarden Euro je gegeben hat und ob es auch dahinter stehende Umsätze und Gewinne jemals in Wirklichkeit gab", sagt der Hauptgeschäftsführer der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, DSW, Marc Tüngler. "Das Ganze erinnert wie ein Déjà-vu an die Skandale des Neuen Markts zu Beginn des Jahrtausends." Der Skandal um Wirecard erschüttere bei vielen Anlegern das Vertrauen in die Institutionen, wie die Finanzaufsicht Bafin, sagt der DSW-Experte.

    Welche Folgen hat der Wirecard-Skandal für den Handel?

    Der Münchner Konzern bietet auch Zahlungsabwicklung für Giro-und Kreditkarten an der Ladenkasse an. Einer seiner bekanntesten Kunden ist der Discounter Aldi. Allerdings gebe es in diesem Bereich zahlreiche Anbieter, zu denen Händler kurzfristig wechseln könnten, heißt es in der Branche. Selbst bei einer Insolvenz seien maximal einzelne Tagesumsätze in Gefahr, hieß es vor dem Wirecards Antrag am Donnerstag.

    Welche Chancen haben Wirecard-Anleger auf Schadenersatz?

    Bei absichtlichem Betrug hafte die Vorstandsversicherung nicht, aber die Beschuldigten persönlich, sagt DSW-Anlegerschützer Tüngler. Allerdings könnte es im Fall Wirecard auch zahlreiche Mitverantwortliche geben, die herangezogen werden könnten. "Vor allem der Aufsichtsrat hat angesichts der in der Vergangenheit zahlreich rot leuchtenden Alarmlampen offensichtlich versagt", betont Tüngler. Auch auf die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften könnten Ansprüche zukommen. (mit dpa)

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