Ein Bericht der Financial Times (FT) über Bilanzierungsprobleme beim Zahlungsdienstleister Wirecard hat die Aktie des Dax-Konzerns am Dienstag abstürzen lassen. Sie brach am Morgen um 25 Prozent ein, legte dann rasch wieder zu und pendelte sich schließlich bei einem Kurs von 13 Prozent unter Vortag ein. Das war der niedrigste Stand seit Mai.
Die Finanzaufsicht Bafin untersucht "den neuerlichen Vorfall". Er fließe in die laufende Untersuchung wegen Verdachts der Marktmanipulation ein, sagte eine Sprecherin in Bonn. "Dabei stehen wir in sehr enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft München." Die Bafin sehe aber keinen Grund, Leerverkäufe von Wirecard-Aktien erneut zu verbieten, sagte die Sprecherin. Zuvor hatte das Finanzportal boerse-online.de über die Bafin-Reaktion berichtet.
FT-Berichte hatten Wirecard-Aktie schon zu Jahresbeginn einbrechen lassen
Finanzaufsicht und Justiz gehen dem Verdacht unerlaubter Marktmanipulation durch Spekulanten nach, die mit schlechten Nachrichten die Aktie unter Druck bringen und mit Leerverkäufen daran verdienen. Anfang des Jahres hatten FT-Berichte über Bilanzunregelmäßigkeiten in Singapur die Wirecard-Aktie um die Hälfte einbrechen lassen, worauf die Bafin Leerverkäufe zeitweise verboten und Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet hatte.
Die Londoner Finanzzeitung berichtete am Dienstag, interne Dokumente des Unternehmens und Korrespondenz hochrangiger Manager der Finanzabteilung erweckten den Anschein, als könnten Umsätze und Gewinne in Dubai und Irland zu hoch ausgewiesen worden sein. Möglicherweise sei versucht worden, den Wirtschaftsprüfer EY zu täuschen. Der Börsenwert von Wirecard fiel kurz nach Börsenstart um gut vier Milliarden auf 13,2 Milliarden Euro und steig dann wieder um zwei Milliarden. Wirecard war am Dienstag der mit Abstand meistgehandelte Wert im Deutschen Aktienindex.
Wirecard über Financial-Times-Bericht: "Falsch und verleumderisch"
Eine Wirecard-Sprecherin wies den FT-Bericht als "falsch und verleumderisch" zurück. Alle Zahlen des Konzerns seien im Rahmen des Konzernabschlusses geprüft. Der "Financial Times"-Artikel sei eine Zusammenstellung von Vorwürfen, die Autor Dan McCrum schon zuvor in einer Serie diffamierender Artikel erhoben habe und die allesamt widerlegt seien.
Das Unternehmen in Aschheim bei München hatte eingeräumt, dass einige Posten bei einer Tochter tatsächlich falsch verbucht wurden, allerdings in geringerem Umfang als von der Zeitung suggeriert. Systematische Luft- und Falschbuchungen schloss Wirecard aus.
Wirecard verdient sein Geld hauptsächlich mit der Abwicklung elektronischer Zahlungen an Ladenkassen, profitiert aber mit Risikoabsicherung und Händlerfinanzierung auch vom Online-Shopping. (dpa)
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