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Staatshilfe: Wie steht es in der Corona-Krise um Schwabens Wirtschaft? 

Staatshilfe

Wie steht es in der Corona-Krise um Schwabens Wirtschaft? 

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    Leere Tische und Stühle stehen in einem Biergarten, hier in Sachsen. Zur Eindämmung des Coronavirus sind größere Ansammlungen von Personen in der Öffentlichkeit untersagt.
    Leere Tische und Stühle stehen in einem Biergarten, hier in Sachsen. Zur Eindämmung des Coronavirus sind größere Ansammlungen von Personen in der Öffentlichkeit untersagt. Foto: Sebastian Kahnert, dpa

    Der wirtschaftliche Aderlass, so sagte es Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK) Ende vergangener Woche, sei „enorm“. Das war vor sechs Coronatagen. Lange vorbei also. Besser ist die Lage der schwäbischen Wirtschaft seither nicht geworden. Mittelfristig rechnet die IHK mit einem Rückgang des regionalen Bruttoinlandsproduktes in Milliarden-höhe, mehrere zehntausend Arbeitsplätze würden wegfallen. Aber wie ist der aktuelle Stand?

    Vorweg: Die Bundesregierung und der Freistaat Bayern haben milliardenschwere Hilfspakete geschnürt mit Soforthilfeangeboten, Kurzarbeit, verschiedenen Darlehens- und Bürgschaftsprogrammen oder etwa der Möglichkeit, Steuerzahlungen und Abgaben zu stunden.

    Wirtschaftsministerium: Über 26.000 Anträge auf Soforthilfen in der Corona-Krise

    Wie viele Unternehmen haben inzwischen zum Beispiel um Soforthilfen gebeten? Wie viele fragen die angebotenen Darlehensprogramme, etwa die der staatlichen Förderbank KfW, nach? Und wie viel Kurzarbeit wird es in der Region geben? Hier ein paar Zahlen:

    Nach Angaben des bayerischen Wirtschaftsministeriums gab es bis zum Mittwoch aus Schwaben 26.610 Anträge auf Soforthilfen. Der Zuwendungsbedarf beläuft sich bisher auf rund 199 Millionen Euro. Zur Auszahlung angewiesen wurden den weiteren Angaben zufolge bisher etwas mehr als 20 Millionen Euro.

    Corona-Sonderprogramm: Bayern Spitzenreiter beim beantragten Volumen

    Eine weitere Kennziffer aus den vielfältigen und daher schwer zu überblickenden Förder- und Hilfstöpfen: Nach Angaben einer Sprecherin der staatlichen Förderbank KfW wurden aus dem Corona-Sonderprogramm bisher von 216 bayerischen Unternehmen Darlehen in einem Volumen von rund 3,8 Milliarden Euro beantragt. Damit sei Bayern derzeit „Spitzenreiter“, was das beantragte Volumen betreffe.

    Auf Schwaben heruntergebrochene Zahlen gebe es noch nicht. Allerdings steige auch die aus Bayern beantragte Gesamtsumme von Tag zu Tag. Denn mit eingerechnet sei nur das, was bei der KfW-Bank schon gemeldet wurde. Banken und Sparkassen hätten aber bereits viele weitere Anträge vorliegen.

    Arbeitsagentur: Rund 9500 Anzeigen für Kurzarbeit

    Und eine letzte Zahl: Wie die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit auf Anfrage mitteilte, geht die Behörde für den Regierungsbezirk Schwaben aktuell von rund 9500 Unternehmen quer durch alle Branchen aus, die im Verlauf der vergangenen Woche Kurzarbeit angezeigt haben. Wie viele Menschen das exakt betrifft, lässt sich derzeit noch nicht genau bestimmen, da das Ausmaß und die Anzahl der von der Kurzarbeit betroffenen Mitarbeiter in den Unternehmen variieren kann.

    Wie bewerten die Kammern die Hilfsmaßnahmen? Die IHK, die im Regierungsbezirk Schwaben rund 140.000 Unternehmen vertritt, zieht auf Anfrage eine erste Zwischenbilanz so: Grundsätzlich würden die beschlossenen Maßnahmen „in die richtige Richtung“ weisen. Sie seien zum einen schnell entwickelt worden und trügen zum anderen auch verschiedenen Herausforderungen wie der Überbrückung eines Liquiditätsengpasses, Produktionsausfällen oder Umsatzeinbrüchen Rechnung.

    Die Instrumentenvielfalt ziehe allerdings einen „teilweise hohen Aufwand“ bei Antragstellung, Prüfung und Auszahlung nach sich. Vor allen Dingen dann, so heißt es von der IHK weiter, wenn ein Unternehmen auf mehrere Instrumente angewiesen sei. Es sei daher notwendig, die Umsetzung der Hilfen „laufend zu analysieren und im Bedarfsfall zu optimieren“.

    Handwerkskammer: Ab Mitte April drohen Insolvenzen

    Und wie bewertet das Handwerk die Lage? Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der HWK Schwaben, sagte unserer Redaktion, dass die Handwerker zwar in weiten Teilen noch arbeiten dürften, doch die Probleme auch in ihren Betrieben von Tag zu Tag größer würden. Bis Mitte April könnten viele noch durchhalten, dann aber drohten „Liquiditätsengpässe, Insolvenzen und Kündigungen“. Wagners erste Bilanz: „Die staatlichen Programme sind zwar gut ausgestattet, reichen aber nur für kurze Zeit. Die Hilfen müssen erheblich schneller ankommen. Das Handwerk braucht jetzt Aufträge, um Arbeits- und Ausbildungsplätze zu erhalten.“

    Besonders betroffen von der Coronakrise ist auch in Schwaben die Tourismusbranche, in der fast 30.000 Menschen arbeiten. Die IHK gab am Mittwoch dazu weitere Zahlen bekannt. Demnach gehe mehr als jeder zweite Hotelier und Gastronom einer deutschlandweiten IHK-Umfrage zufolge davon aus, dass sich sein Umsatz aufgrund der Coronakrise im laufenden Jahr mindestens halbieren wird. Dem schwäbischen Tourismus könnte demzufolge ein Betrag von über zwei Milliarden Euro verloren gehen. IHK-Hauptgeschäftsführer Lucassen sagte am Mittwoch, Shutdown-Tag Nr. 13: „Viele Hoteliers und Gastronomen fürchten angesichts leerer Kassen und weiterlaufender Kosten um ihre Existenz.“

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