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"Westbayern"-Debatte: Theo Waigel, der IHK-Chef und die "schwäbische Seele"

"Westbayern"-Debatte

Theo Waigel, der IHK-Chef und die "schwäbische Seele"

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    Trotz heftiger Kritik an seinem Vorschlag, Schwaben in Westbayern umzubenennen, hält der IHK-Chef Andreas Kopton daran fest.
    Trotz heftiger Kritik an seinem Vorschlag, Schwaben in Westbayern umzubenennen, hält der IHK-Chef Andreas Kopton daran fest. Foto: Marcus Merk

    Vielleicht gebührt es dem wohl bekanntesten lebenden Schwaben, eine Art Schluss-Akkord in der „Westbayern – so ein Schmarrn“  zu setzen. Theo Waigel ist 74 Jahre und lässt Milde mit Andreas Kopton walten. Zum Vorstoß des IHK-Präsidenten, Heißt Schwaben bald Westbayern? , meint der frühere Finanzminister schmunzelnd: „Es sei ihm verziehen.“ Es folgt ein Satz voller Emotion, Nachsicht, ja Poesie, der in Erinnerung bleiben könnte: „Es braucht lange, um die schwäbische Seele zu verstehen und streicheln zu können.“

    Mitglieder des Präsidiums stärken dem IHK-Chef den Rücken

    Waigel schwärmt von seinem „geliebten Schwabenland“. Nach wie vor lebt er hier, ob in Seeg im Allgäu, wo seine Frau herkommt, oder in der alten Heimat, dem zu Ursberg gehörenden Oberrohr im Kreis Günzburg. Dort findet Waigels schwäbische Seele Erholung: „Wir haben den Bauernhof der Eltern hergerichtet. Ich lasse das Gras hoch wachsen. Das ist ein Stück Heimat.“ Waigel gönnt sich, wie er sagt, den Luxus, an zwei Orten in seinem Schwabenland zu leben. Eben dieses Schwaben stehe für eine starke Identität, die über Jahrhunderte verteidigt worden sei „und nicht gegen ein Linsengericht wie Westbayern aufgegeben wird“.

    Aber mit diesem Schwaben – und da geben selbst überzeugte Bewohner der Region Kopton recht – ist es nicht immer einfach. Das hat auch Waigel erlebt. Als er zu seiner Frau Irene Epple-Waigel einmal sagte: „Schön, dass wir beide Schwaben sind“, bekam er zur Antwort: „Schön für dich, aber ich bin Allgäuerin.“ Es war ja Kopton, der mit seinem ursprünglichen Ansinnen, die IHK Schwaben in IHK Allgäu umzumodeln, heftige Kritik erntete. Mit Westbayern ging es ihm nicht anders.

    Mit entsprechender Spannung wurden daher die gestrigen Sitzungen des IHK-Präsidiums und der Vollversammlung der Kammer in Donauwörth erwartet. Offiziell hielten sich die Beteiligten bedeckt. Kopton werde keine weiteren Erklärungen abgeben, hieß es. Hinter den Kulissen ließ sich jedoch in Erfahrung bringen, dass die Mitglieder des Präsidiums dem IHK-Chef den Rücken gestärkt haben. Es sei begrüßt worden, dass er die Debatte angestoßen habe. Demnach solle die Diskussion über einen neuen Namen für die IHK weitergehen.

    Westbayern-Diskussion: Schwaben als Marke gestärkt

    Nach Informationen unserer Zeitung gibt es dabei kaum Chancen für eine Umbenennung in IHK Westbayern, womit sich Waigels Prophezeiung, der Begriff verschwinde schnell in der Versenkung, erfüllen dürfte. Am Ende könnte eine Institution namens „IHK Bayerisch-Schwaben“ stehen, ein Kompromiss und letztlich ein später Triumph Koptons, der die Debatte eröffnet hat.

    Die Diskussion entfaltet schon heute ihren Segen für die Region. So kommen wir der Bitte des Schwäbischen Volkskundemuseums Oberschönenfeld nach und weisen darauf hin, dass sich dort eine Ausstellung „spielerisch der Frage widmet, wo Schwaben lag, liegt und wie es zu seinem Namen kam“. Wer noch tiefer in die heimatliche Seele eintauchen will, kann dort in einer weiteren Schau reichlich über die „Sieben Schwaben – Vom Schwank zur Marke“ lernen. Das alles von Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 17 Uhr.

    Am Ende der Westbayern-Diskussion könnte stehen, dass Schwaben als Marke gestärkt wird und, angestoßen von dem Norddeutschen Kopton, die Menschen in der Region enger zusammenrücken.

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