Angela Merkel nutzte die große Bühne: Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos warb die deutsche Regierungschefin eindringlich für eine enge Zusammenarbeit der Staaten, um die großen globalen Krisen zu meistern.
Alles andere als der Multilateralismus werde „uns ins Elend führen“, warnte die Bundeskanzlerin. Als Gefahren und Herausforderungen für die Welt nannte sie den Klimawandel, Cyberattacken, Armut und künstliche Intelligenz.
Damit erteilte Merkel unilateralen Politikentwürfen, wie sie US-Präsident Donald Trump verficht, eine eindeutige Absage. Wer sage, der Welt gehe es am besten, wenn jeder an sich denkt, liege falsch. Der Auftritt der CDU-Politikerin galt als einer der Höhepunkte des Kongresses in dem Schweizer Alpenstädtchen, auf dem sich jedes Jahr tausende Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik sowie Privatpersonen tummeln.
Trump, May und Macron mussten Teilnahme in Davos absagen
Merkels Worte, die sie in Deutsch formulierte, hatten umso mehr Gewicht, als sie als einzige Staats- und Regierungschefin aus einer der vier großen westlichen Wirtschaftsmächte in Davos sprach. US-Präsident Trump, Großbritanniens Premierministerin Theresa May und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mussten wegen innenpolitischer Scherereien ihr Kommen absagen.
Merkels „klares Bekenntnis zum Multilateralismus“ war von den Machern des Weltwirtschaftsforums erhofft worden. Klaus Schwab, der Gründer und Chef des Forums, unterstrich seit der Eröffnung des 49. Jahrestreffens unermüdlich die Notwendigkeit des internationalen Zusammenhaltes.
Ökonomieprofessor Schwab wurde von seinem Stammgast Merkel nicht enttäuscht, der er mit sichtlichem Wohlwollen zuhörte. Die Kanzlerin verteidigte die Vereinten Nationen und ihre Sonderorganisationen als Korsett der internationalen Ordnung, der die Menschen viel zu verdanken hätten. So sei die extreme Armut auf der Welt seit dem Beginn der 70er Jahre stark zurückgedrängt worden.
Merkel benannte auch die Schwierigkeiten des Multilateralismus: So seien internationale Institutionen wie die Weltbank oder der Währungsfonds nur schwer zu reformieren. Die Kanzlerin erlaubte sich auch noch einen Ausflug in die Geistesgeschichte und lobte Max Webers Konzept der „Verantwortungsethik“. Der Kongress dankte es Merkel mit warmem Applaus.
Auch Japan bekennt sich in Davos zu internationaler Kooperation
Vor der Bundeskanzlerin hatte der Regierungschef Japans, Shinzo Abe, das Wort ergriffen. Im Gegensatz zu Merkel gerierte sich Abe jedoch wie ein Verkäufer, der sich mit der Aufzählung seiner vielen Erfolge brüstet. Die Rückkehr des Wachstums nach Japan, die rekordhohe Erwerbsbeteiligung von Frauen und Menschen über 65 Jahren, gestiegene Löhne. Das alles schrieb sich Abe auf die Fahnen. Nachdem der Mann aus Tokio die Manager zum Investieren in Japan eingeladen hatte, gab er auch noch ein Bekenntnis zur internationalen Kooperation ab. So müssten die USA, Europa und Japan in der Welthandelsorganisation an einem Strang ziehen.
Der Chef des Forums, Schwab, zeigte sich auch von Abes Einlassungen angetan. Besonders gefiel Schwab die Klarstellung des japanischen Premierministers, dass fortgeschrittenes Alter kein Hindernis im Berufsleben sein sollte. Schwab wird im März 81 Jahre alt.