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Weltbild: Übernimmt Finanzinvestor Paragon Weltbild zum 30. Juni?

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Übernimmt Finanzinvestor Paragon Weltbild zum 30. Juni?

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    Dem Einstieg des Münchner Finanzinvestors Paragon bei der insolventen Verlagsgruppe Weltbild steht offenbar nicht mehr viel im Wege. Einem Schreiben des Betriebsrats an die Weltbild-Mitarbeiter zufolge, habe die Insolvenzverwaltung gegenüber dem Betriebsrat dargestellt, „dass Paragon derzeit als Investor alternativlos ist“. Das Schreiben liegt unserer Redaktion vor. „Andere Interessenten haben entweder kein Konzept für das Unternehmen als Ganzes oder können keine gesicherte Finanzierung vorlegen“, heißt es weiter.

    Bis zur Unterschrift des Kaufvertrages sollen nun letzte Verhandlungen stattfinden: Der Betriebsrat habe beschlossen, „Verhandlungen um einen Interessenausgleich aufzunehmen, um den Weg für den Einstieg von Paragon freizumachen“, lautet die Mitteilung.

    Zuletzt ist spekuliert worden, dass es nochmals zu Einschnitten bei Weltbild kommen könnte. Aktuell arbeiten bei Weltbild rund 1200 Mitarbeiter in der Verlagsgruppe in Augsburg. Dazu kommen nochmals rund 1200 in den Filialen. Durch die Insolvenz sind bisher 656 Stellen in Augsburg und 293 in den Filialen gestrichen worden. Teils sind die Betroffenen aber noch im Unternehmen.

    Für die Verhandlungen habe sich der Betriebsrat eine Sicherung der vorhandenen Arbeitsplätze entlang des Konzepts „Weltbild 2.0“ zum Ziel gesetzt, heißt es in der Betriebsrats-Mitteilung. Das Unternehmen solle als Ganzes erhalten bleiben, eine Herauslösung der Logistik lehne man ab.

    Weltbild: Pläne für neue Struktur

    Nach den bisherigen Informationen soll Weltbild nach der Unterzeichnung des Kaufvertrags an eine neue, schuldenfreie Gesellschaft übergehen (Arbeitsname: NewCo). Paragon wird in diese 20 Millionen Euro einbringen.

    Das Unternehmen Weltbild

    Zahlen und Fakten zur Augsburger Weltbild-Gruppe:

    Weltbild beschäftigte einst insgesamt rund 6800 Mitarbeiter, davon 2200 am Standort Augsburg.

    Weltbild gehörte den zwölf katholischen Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Soldatenseelsorge Berlin.

    Weltbild startete 1948 als Winfried-Werk in Augsburg. Der Verlag gab katholische Zeitschriften heraus. Als zusätzlichen Service gab es einen Bücherdienst.

    In den 1980er Jahren blühte das Unternehmen auf, es kaufte Verlage und Zeitschriften dazu. 1994 eröffnete man die ersten Filialen.

    Seit 1997 gibt es den Onlinehandel. Während das Buchgeschäft floriert, kränkelte das Zeitschriftengeschäft. 2008 stieß Weltbild den kompletten Bereich ab.

    Unter dem Dach der Holding DBH waren die Buchhandlungen Hugendubel, Weltbild und Jokers gebündelt. Zum Konzern gehörten auch die Vertriebsmarken Weltbild, Jokers, Kidoh und buecher.de.

    2012 verkündete die Verlagsgruppe 1,59 Milliarden Euro Umsatz.

    In den vergangenen Jahren geriet das Unternehmen unter Druck - die Konkurrenz von Amazon und anderen machte Weltbild zu schaffen.

    Im Januar 2014 meldete Weltbild Insolvenz an.

    In den folgenden Monaten bekamen hunderte Beschäftigte die Kündigung ausgesprochen.

    Im Mai kündigte Investor Paragon an, Weltbild zu übernehmen.

    Wenig später stieg Paragon wieder aus. Anfang August übernahm dann die Beratungs- und Investmentgruppe Droege die Mehrheit an Weltbild.

    Der Online-Medienhändler bücher.de gehört ab August 2014 vollständig zur Weltbild-Gruppe.

    September 2014: Nach der Mehrheitsübernahme durch den Düsseldorfer Investor Droege gibt es eine neue Geschäftsführung: Gerd Robertz, Patrick Hofmann und Sikko Böhm.

    Nach nur sieben Wochen tritt Gerd Robertz ab und widmet sich wieder nur dem Onlinegeschäft bücher.de.

    Im November kündigt die Geschäftsführung von Weltbild an, in der Verwaltung rund 200 Arbeitsplätze zu streichen.

    2015: Weltbild verkauft 67 Filialen an die kleine Kette "Lesenswert".

    Juli 2015: Rund ein halbes Jahr nach der Übernahme der 67 Filialen ist der Käufer pleite.

    Juli 2015: Knapp ein Jahr nach der Übernahme des Weltbild-Konzerns durch den Düsseldorfer Investor Droege muss der Logistikbereich von Weltbild erneut Insolvenz anmelden.

    Für die Mitarbeiter sollen „existenzsichernde Arbeitsbedingungen auch in der neuen Gesellschaft über einen Tarifvertrag abgesichert werden", heißt es jetzt in der Mitteilung des Weltbild-Betriebsrats.  Für alle derzeitig Beschäftigten würde eine Besitzstandssicherung vereinbart.

    Paragon soll nach früheren Aussagen an der neuen Gesellschaft 51 Prozent halten, die Gläubiger bleiben über Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz zu 49 Prozent beteiligt.

    Nach Informationen unserer Redaktion aus Verhandlungskreisen ist die Gründung der NewCo zum 1. Juli geplant. Für die Vertragsunterzeichnung ist zuletzt das Datum 30. Juni genannt worden. In der Vergangenheit genannte Termine hatten sich wiederholt verschoben. Das Weltbild-Geschäftsjahr endet zum 30. Juni. Vieles deutet darauf also darauf hin, dass bis dahin die wichtigen Entscheidungen fallen.

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