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Weltbild: Kritik an Insolvenz der Ex-Weltbild-Logistik

Weltbild

Kritik an Insolvenz der Ex-Weltbild-Logistik

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    Die Beschäftigten des Weltbild-Logistikdienstleisters Also sind am Donnerstagnachmittag von Geschäftsführer Reiner Wenz nochmals im Unternehmen über die Folgen der Insolvenz informiert worden. Auch der Düsseldorfer Rechtsanwalt Frank Kebekus, der Wenz als Sachwalter zur Seite gestellt worden ist, war anwesend. „Grundsätzlich soll der Standort und damit auch ein Großteil der Belegschaft erhalten bleiben“, erklärte ein Sprecher des Geschäftsführers nochmals die Ziele des nun anstehenden Insolvenzverfahrens.

    Derzeit gibt es in der Also-Logistik rund 450 Vollzeitstellen. Theoretisch sei nicht auszuschließen, dass im Rahmen der Planinsolvenz aber mehr als die angekündigten rund 150 Stellen wegfallen könnten, sagten Mittwoch informierte Personen unserer Zeitung. Zu denkbaren Instrumenten eines Sozialausgleichs für die Beschäftigten gehören in vergleichbaren Fällen Abfindungen oder eine Transfergesellschaft. Welche Details genau festgelegt werden, müsse nun verhandelt werden.

    Im Prinzip habe man drei Monate Zeit, um an der Sanierung zu arbeiten, sagte der Also-Sprecher. So lange zahlt die Bundesagentur für Arbeit Insolvenzgeld an die Mitarbeiter. Gelingt dies nicht, käme es zur Regelinsolvenz. Dann droht dem Standort wirklich die Abwicklung. Den Vorwurf, dass der Düsseldorfer Weltbild-Investor Walter Droege selbst die Insolvenz betrieben haben kann, wies der Sprecher zurück: „Walter Droege ist ein Anteilseigner der Also Holding und sitzt selbst im Verwaltungsrat, hatte in diesem Fall aber gar kein Stimmrecht.“

    Kritisch sieht Insolvenzanwalt Arndt Geiwitz die Insolvenz des Also-Logistikzentrums. Geiwitz hält in Vertretung für die Gläubiger noch immer 40 Prozent am verbliebenen Weltbild-Konzern, nicht aber an der Logistik. „Das Problem ist meines Erachtens, dass sich Arbeitnehmervertreter mit der Geschäftsführung nicht einigen konnten“, sagte er unserer Zeitung. „Ich persönlich finde es schade, wenn es nicht anders geht, als Arbeitsplätze zu streichen.“ Dies sei nie eine glückliche Lösung. „Ich hatte die Hoffnung, dass sich ein anderer Weg findet.“

    Geschäft bei Weltbild wird nicht unter Logistik-Insolvenz leiden

    Geiwitz geht aber nicht davon aus, dass durch die Logistik-Insolvenz das Geschäft bei Weltbild selbst leidet. „Die Weltbild-Kunden werden dies nicht merken“, hofft er. Auch in der Logistik müsse es ein Interesse geben, dass bei so vielen Mitarbeitern der Betrieb weiterläuft. Bei Weltbild selbst sei man mit den Zahlen „im Plan“, berichtete Geiwitz. In absehbarer Zeit soll das Unternehmen die Gewinnzone erreichen. Es gibt Berichte, dass Investor Droege Weltbild einmal komplett übernimmt.

    Lob bekam Insolvenzverwalter Geiwitz von seinem Kollegen Kebekus, der nun die Logistik-Insolvenz betreut. Kebekus bestätigte Geiwitz im Börsenblatt des deutschen Buchhandels, bei der Weltbild-Insolvenz „eigentlich alles richtig gemacht“ zu haben. Kebekus ist in der Branche bekannt, da er die Insolvenz von Suhrkamp begleitet hat. In dem Interview sagte Kebekus, er denke nicht, dass es für den Fall Weltbild ein „Drehbuch“ gegeben habe. Dass Geiwitz als Minderheitsgesellschafter mit an Bord ist, sei „keine Lösung, um die sich ein Insolvenzverwalter reißt“. Denn „wenn die Droege-Group unliebsame Maßnahmen umsetzen will, dann kann sie bei Weltbild durchsteuern – ohne dass sich das vom Minderheitsgesellschafter verhindern ließe“.

    Zu den von Weltbild an Lesensart verkauften und inzwischen ebenfalls insolventen rund 60 Filialen sagte Kebekus, es könne sich noch ein Käufer finden – wenn der Deal ein „Schnäppchen“ und „attraktiv“ sei.

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