Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Weltbild-Insolvenz: Weltbild kann vorerst aufatmen

Weltbild-Insolvenz

Weltbild kann vorerst aufatmen

    • |

    Und noch einmal herrschte eine Nacht lang Ungewissheit. Schon am Montag hatten die Bischöfe hinter den Mauern des Exerzitienhauses Himmelspforten bei Würzburg über Hilfen für die insolvente Verlagsgruppe Weltbild beraten. Angereiste Mitarbeiter aus Augsburg machten vor den Toren mit Plakaten und Pfeifen auf ihre unsichere Lage aufmerksam. Hilft ihnen die Kirche? Oder nicht? Gestern Vormittag dann die Bestätigung: Die Bistümer springen dem kirchlichen Unternehmen zur Seite – ein letztes Mal.

    Deutsche Bischöfe kennen ihre Verantwortung

    Die deutschen Bischöfe „wissen sich in Mitverantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, hieß es. Die Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands habe deshalb beschlossen, bis zu 65 Millionen Euro aufzubringen, teilte die Deutsche Bischofskonferenz mit. Zweck sei die Fortführung des Geschäftsbetriebs der Gesellschaft und ihrer Töchter – und gegebenenfalls eine Transfergesellschaft.

    20 Millionen werden in den nächsten Tagen an Hugendubel ausbezahlt

    Bereits in konkreter Verhandlung ist ein Darlehen aus München über 20 Millionen Euro, hieß es in der Mitteilung. Dieses kommt auch dem Geschäft von Hugendubel zugute, mit dem Weltbild über das Dach der „Deutschen Buch Handels GmbH (DBH)“ verbunden ist. Nach Angaben des Erzbistums

    45 Millionen zahlen die Gesellschafter

    Die restlichen 45 Millionen Euro stellen die Gesellschafter von Weltbild – entsprechend ihrem Gesellschafteranteil – zur Verfügung, erläuterte Münchens Generalvikar Peter Beer im Gespräch mit unserer Zeitung. Weltbild gehört neben dem Erzbistum München elf weiteren deutschen Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) und der Soldatenseelsorge Berlin. Über den Verband der Diözesen Deutschlands werden sich alle anderen deutschen Bistümer entsprechend ihrem Anteil am VDD beteiligen, erklärte Beer.

    Augsburg streckt 15 Millionen Euro vor

    Von den restlichen 45 Millionen Euro kommen 15 Millionen zunächst aus Augsburg. Damit soll ein sogenannter Massekredit finanziert werden, um den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten. Er gehe davon aus, dass die Summe „rasch“ zur Verfügung stehe, sagte Beer. Das Bistum Augsburg geht dabei in Vorleistung. Das heißt, dass die Diözese das Geld vorstreckt. Die Summe, die über den eigenen Gesellschafteranteil hinausgehe, werde

    Augsburgs Bischof Konrad Zdarsa sagte unserer Zeitung, er freue sich sehr über die Entscheidung, die der Ständige Rat in großem Einvernehmen und in Mitverantwortung für die Mitarbeiter der Verlagsgruppe beschlossen hat. „Damit ist es gelungen, der Verlagsgruppe Weltbild die kurzfristig benötigte Liquidität zu sichern“, sagte er. „Ich habe veranlasst, dass die 15 Millionen Euro nun unverzüglich bereitgestellt werden“, erklärte der Augsburger Bischof.

    Erzbistum München hat am stärksten für Erhalt des Verlags gekämpft

    Denn bis die anderen Bistümer Geld freigeben können, kann einige Zeit vergehen. „Die Gremien in den

    Mehr Geld wird aber nicht fließen

    Mit noch mehr Geld der Kirche kann Weltbild nicht rechnen: „Die Summe wird als abschließende Leistung der Gesellschafter angesehen“, sagte Beer. Der Sanierungsbedarf von Weltbild ist zuletzt auf 135 Millionen Euro beziffert worden. Streit über die Hilfen für Weltbild gebe es nun aber nicht mehr: „Es besteht Einigkeit, die Summe von 65 Millionen Euro aufzubringen“, sagte Beer.

    Insolvenzverwalter kann nächste Schritte einleiten

    Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz (Neu-Ulm) zeigte sich gestern erleichtert. Mit den Kreditzusagen sei eine „Stabilierung des laufenden Geschäfts“ möglich, sagte sein Sprecher Patrick Hacker unserer Zeitung. Für Lieferanten und Mitarbeiter sei es ein positives Signal. Nun sei es dem Insolvenzverwalter möglich, die nächsten Schritte anzugehen, zum Beispiel, mit Investoren zu sprechen. „Ziel ist der Erhalt von Weltbild im Ganzen oder möglichst großer Teile“, sagte Hacker.

    Er bestätigte, dass sich der Insolvenzverwalter für Weltbild beim Amtsgericht Augsburg einen Kreditrahmen in Höhe von 100 Millionen Euro genehmigen habe lassen. Geiwitz kann damit im vorläufigen Insolvenzverfahren Verbindlichkeiten eingehen, die erst im eigentlichen Insolvenzverfahren beglichen werden müssen. Damit besteht Spielraum, um zum Beispiel Ware einzukaufen. Es handele sich um einen „maximalen Rahmen“, der nicht ausgeschöpft werden müsse, betonte Hacker. Ein ausschließlicher Zusammenhang mit den Kreditzusagen der Kirche bestehe nicht.

    FCA zeigt Solidarität mit Weltbild-Mitarbeitern

    Arbeitnehmervertreter reagierten auf die Entscheidung der Bischöfe verhalten optimistisch. Weltbild-Betriebsratschef Peter Fitz sagte, „der Befreiungsschlag war das noch nicht“. Der Fußball-Bundesligist FC Augsburg will indes seine Solidarität mit den Weltbild-Mitarbeitern zeigen. Für das Spiel gegen Werder Bremen am 1. Februar im Augsburger Stadion stünden für sie 2000 Freikarten zur Verfügung. Eine Demo im Stadion werde es aber nicht geben, sagte Sprecher Dominik Schmitz. (mit epd)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden