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Weltbild: Hilferuf an Weltbild

Weltbild

Hilferuf an Weltbild

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    Die Ungewissheit um die Zukunft der 67 vom Augsburger Buchhandelsunternehmen Weltbild an „Lesensart“ verkauften Filialen wächst. In einem offenen Brief befürchtet der Lesensart-Betriebsrat, „dass alle verkauften Filialen abgewickelt werden“. Weltbild hatte im Februar vor allem unrentable Geschäfte an den bis dahin in der Branche praktisch unbekannten Unternehmer Rüdiger Wenk verkauft. In unserer Region gibt es eine Lesensart-Filiale in Neuburg. Der Brief ist an Weltbild, Weltbild-Investor Walter Droege und Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz gerichtet.

    350 Menschen stehen vor mehr als ungewisser Zukunft

    Der Lesensart-Betriebsrat mit seinem Sprecher Olaf Keith berichtet darin von 350 Kollegen, die „vor einer mehr als ungewissen Zukunft stehen“ und „seit Wochen rücksichtlos zerrieben“ werden. Der Betriebsrat wirft Lesensart vor, das Geschäftsmodell sei „von Beginn an nicht auf den Betrieb einer Buchhandlung, sondern lediglich auf den Weiterverkauf ausgerichtet gewesen“. Nach minimalen Investitionen seien die Filialen mehreren Filialleitern geradezu zum Kauf aufgedrängt worden. Diese sollten private Kredite in Höhe von rund 100.000 Euro aufnehmen. Die Verträge seien den Mitarbeitern aber „unseriös“ und „vor allem überteuert“ erschienen. Habe der Verkauf an die Leiter nicht funktioniert, seien Filialen „ohne jegliche Verhandlungen zu Interessensausgleich und Sozialplan geschlossen oder weiterverkauft“ worden. Drei Lesensart-Geschäfte gebe es gar nicht mehr.

    Nach Recherchen unserer Redaktion ist auch die Filiale in Neuburg an der Donau bedroht. Dort hat Weltbild zwar Waren und Mitarbeiterverträge an Lesensart übertragen, nicht aber den Mietvertrag. Das ist nicht möglich. Der Laden ist damit weiter von Weltbild angemietet und inzwischen untervermietet worden. Untermieter ist die Ein-Euro-Kette Euroshop.

    Dieses Muster kommt dem Betriebsrat zufolge häufiger vor. „Mit Unterzeichnung des Lesensart-Kaufvertrages wurden wir alle in unseren Buchhandlungen – laienhaft ausgedrückt – illegale Untermieter.“ Die Vermieter seien von Weltbild über den Verkauf der 67 Läden zuerst lange nicht informiert worden. Als später die Kommunikation gesucht worden sei, habe man „nicht etwa versucht, die Zustimmung der Vermieter zum Übergang des Mietverhältnisses auf die Lesensart GmbH zu erlangen, sondern vielmehr die Auflösung des Vertrages oder die Untervermietung an einen Ein-Euro-Shop angestrebt“. Folge: Lesensart-Filialen stehen ohne Dach über dem Kopf da.

    Die Mitarbeiter appellieren jetzt an Weltbild, Droege und Geiwitz: „Wir bitten Sie sehr eindringlich, sich Ihrer Verantwortung für uns nicht zu entziehen, sondern uns zu helfen.“ Lesensart war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

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