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Weltbild: Eigentümer sind sich über Zukunft von Weltbild nicht einig

Weltbild

Eigentümer sind sich über Zukunft von Weltbild nicht einig

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    Die Eigentümer von Weltbild sind sich bislang nicht über die Zukunft des Konzerns einig geworden.
    Die Eigentümer von Weltbild sind sich bislang nicht über die Zukunft des Konzerns einig geworden.

    Was ist los bei Weltbild? Die einst expandierende Augsburger Verlagsgruppe mit zuletzt rund 6800 Mitarbeitern und einem Umsatz von 1,59 Milliarden Euro ist in die roten Zahlen gerutscht. Dazu kommt, dass sich die seit gestern in Fulda tagende Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz mit Weltbild beschäftigen wird. Die katholischen Eigentümer hatten in der Vergangenheit bereits einmal den Verkauf beschlossen. Der Betriebsrat fürchtet um viele Jobs.

    Wirtschaftlich schlägt derzeit der Umbruch im Buchhandel auf Weltbild durch. In den letzten Jahren sind immer weniger Bücher in den klassischen Buchhandlungen gekauft worden. Dagegen florierte der Online-Handel. Dabei treibt vor allem ein Spieler den Wandel voran: der US-Händler Amazon, der in Graben bei Augsburg ein Logistikzentrum betreibt – nur 30 Kilometer vom Sitz von Weltbild entfernt.

    Die Händler haben Entwicklungen auf dem Buchmarkt verschlafen

    „Weltbild hat wie alle anderen bestehenden Händler in Deutschland Amazon komplett an sich vorbeiziehen lassen“, sagt Buchmarktexperte und Sachbuchautor Holger Ehling, früherer Pressechef der Frankfurter Buchmesse. „Die Händler haben die Entwicklung komplett verschlafen.“ Nun investiert Weltbild massiv – nach Angaben der Geschäftsführung im zweistelligen Millionenbereich. Unter anderem stellte das Unternehmen Mitte des Jahres auf ein neues IT-System um. Ab 2015 will Weltbild wieder Gewinne schreiben.

    „Weltbild steht sicherlich nicht auf der Kippe, wird aber Leute entlassen müssen“, prognostiziert Ehling. Er geht davon aus, dass es insbesondere den auf günstige Bücher spezialisierten Weltbild-Buchläden immer schwerer fällt, die nötigen Umsätze zu generieren. Im Vertrieb und über die Beteiligung an Hugendubel gebe es einen Flächenüberhang von 30 bis 40 Prozent, der abgebaut werden müsse.

    Verschiebung hin zum Online-Geschäft sorgt für Umsatzeinbußen

    Wie die Verschiebung hin zum Online-Geschäft die Branche trifft, zeigen die Zahlen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Der Umsatz der klassischen Buchhandlungen sinkt: Betrugen die geschätzten Umsätze 2002 noch rund 5,3 Milliarden Euro, waren es 2012 noch rund 4,6 Milliarden Euro. Der Internethandel legte im selben Zeitraum von 438 Millionen Euro auf rund 1,6 Milliarden Euro zu. In den vergangenen Jahren haben Filialisten wie Hugendubel – der zur Hälfte zum Weltbild-Konzern gehört – oder Thalia verstärkt Ladenflächen abgebaut, die vor allem in den 90er Jahren aufgebaut wurden.

    Weltbild geht ebenfalls diesen Weg: Seit dem 1. September 2012 seien 41 Filialen geschlossen worden; die Schließung 22 weiterer Filialen sei geplant, heißt es in Firmenkreisen. „Das Internet ist bei dem bestehenden Konzept einfach eine zu bequeme Konkurrenz“, sagt Ehling zu den Weltbild-Läden mit ihrem begrenzten Sortiment meist günstigerer Bücher. „Weltbild hat es versäumt, sich so zu positionieren, dass sein Angebot unverzichtbar ist“, kritisiert er.

    Zukunftschancen liegen auch in E-Books

    Wo aber liegen die Zukunftschancen der Verlagsgruppe? Eine könnte das Geschäft mit elektronischen Büchern sein. Weltbild und Hugendubel haben sich mit Thalia, dem Club Bertelsmann sowie der Telekom zusammengetan, um das Lesegerät Tolino zu verkaufen. „Das war ein starkes Zeichen an die Branche, dass man sich nicht geschlagen gibt“, sagt Ehling. Allerdings gelten E-Books als Zukunftsgeschäft, mit dem in nächster Zeit keine ganz großen Umsätze generiert werden. Jörg Platiel, Vorsitzender des Börsenverein-Landesverbandes Bayern, sagt zum Beispiel: „Trotz Umsatz-Verdoppelung und -Verdreifachung in den vergangenen beiden Jahren wird das Printbuch noch lange neben dem E-Book Bestand haben.“

    Als sei der Umbruch im Buchhandel nicht genug, kommt für Weltbild das Problem mit der Eigentümerstruktur dazu: Dass sich die 14 katholischen Gesellschafter – zwölf Bistümer, der Verband der Diözesen und die Soldatenseelsorge Berlin – über die Zukunft von Weltbild nicht einig sind, gilt als offenes Geheimnis. Kölns Kardinal Joachim Meisner hatte zum Beispiel 2011 öffentlich über erotische Literatur im Weltbild-Sortiment gewettert. „Insbesondere die öffentliche Kritik bestimmter Bischöfe an erotischen und esoterischen Produkten im Sortiment hat dem Unternehmen geschadet“, sagt Ehling.

    Weltbild wird wohl nicht verkauft werden

    Kommt nun auf der Bischofskonferenz der Verkauf wieder auf den Tisch? Branchenfachmann Ehling glaubt dies nicht: „Die Zeit für den Verkauf ist vorbei.“ Hintergrund ist, dass auch die anderen großen Buchhändler und Warenhäuser wie Thalia und Karstadt, die früher als Käufer gehandelt wurden, in der Krise stecken. Auch für eine Übernahme des Konzerns durch die Unternehmensführung selbst – einen Management-Buy-out – sieht Ehling derzeit wenig Chancen. Für ihn gibt es nur eine sinnvolle Lösung: „Die Kirche hat die Pflicht, bei Weltbild weiterzumachen. Schließlich hat man über die Jahre glänzend verdient.“ Hintergrund ist auch, dass Weltbild mit seinen Umsätzen für das deutsche Verlagswesen von großer Bedeutung sei. „Weltbild ist einer der größten Vertriebskanäle, den die Verlage haben. Fällt Weltbild weg, wäre das für eine Reihe von Verlagen eine Katastrophe“, sagt Ehling.

    Zumindest Münchens Kardinal Reinhard Marx spricht sich für eine Sanierung von Weltbild aus. Die Gesellschafter hätten eine Verantwortung für den Konzern, sagte er im Bayerischen Rundfunk.

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