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Abgasaffäre: Wegen Verdunklungsgefahr: Audi-Chef Stadler in U-Haft

Abgasaffäre

Wegen Verdunklungsgefahr: Audi-Chef Stadler in U-Haft

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    Audi-Chef Rupert Stadler ist vorläufig festgenommen worden.
    Audi-Chef Rupert Stadler ist vorläufig festgenommen worden. Foto: Christof Stache, afp

    In der Abgasaffäre ist Audi-Chef Rupert Stadler am Montagmorgen zwischen 6 und 7 Uhr zu Hause in Ingolstadt festgenommen worden. Die Festnahme sei ohne besondere Vorkommnisse von statten gegangen. "Der Beschuldigte wurde der Ermittlungsrichterin vorgeführt, die den Vollzug der Untersuchungshaft angeordnet hat", teilte die Staatsanwaltschaft München II mit. Als Grund nannte die Behörde Verdunkelungsgefahr. Anhaltspunkte dafür hätten sich "im weitesten Sinne aus seinem Verhalten" ergeben, so ein Behördensprecher. Vor genau einer Woche hatte die Münchner Staatsanwaltschaft Stadlers Privathaus durchsucht.

    Laut Stephan Necknig, Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft, gab es Hinweise darauf, dass Stadler möglicherweise Zeugen kontaktieren und beeinflussen wollte.

    Audi-Chef Stadler sitzt wegen Verdunklungsgefahr in U-Haft

    Bislang hat sich Stadler nicht zu den Vorwürfen geäußert. Allerdings hat er laut eines Sprechers der Staatsanwaltschaft signalisiert, dass er nach einer anwaltlichen Beratung Stellung nehmen wolle. Sollte das der Fall sein, könnte möglicherweise bereits am Mittwoch mit den Vernehmungen begonnen werden. Sollte sich im Zuge dessen herausstellen, dass die Untersuchungshaft nicht mehr angebracht sei, könnte Stadler möglicherweise nächste Woche auch wieder freikommen.

    Ein VW-Sprecher bestätigte die Festnahme. "Darüber hinaus können wir uns vor dem Hintergrund der laufenden Ermittlungen inhaltlich nicht äußern. Für Herrn Stadler gilt weiterhin die Unschuldsvermutung."

    Der Niederländer Bram Schot

    Bram Schot wurde am 12. Juli 1961 in Rotterdam geboren. Er studierte an der Universität Bradford in England Betriebswirtschaft.

    1986 begann er seine Karriere als Management-Trainee in der ABN-Amro-Bank, wechselte ein Jahr später zu Mercedes-Benz in den Niederlanden und war dort für den Vertrieb von Nutzfahrzeugen zuständig.

    Er wurde Landeschef von DaimlerChrysler in den Niederlanden, dann in Italien.

    2011 wechselte Bram Schott zum VW-Konzern. Ab 2012 war er Vertriebschef der Volkswagen-Nutzfahrzeuge. Seit September 2017 ist der Manager bei Audi Vorstand für Vertrieb und Marketing.

    Bram Schot ist verheiratet und hat zwei Kinder.

    Am Vormittag wurde die Führungsriege von Audi bei einem kurzfristig anberaumten Treffen über die aktuellen Entwicklungen informiert. Nach dem Treffen wollte sich auf Nachfrage keiner der Beteiligten äußern. Auch der Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Lösel war nicht zu einer Stellungsnahme bereit. Am Nachmittag wurde dann bekannt, dass der derzeitige Audi-Vertriebsvorstand Bram Schot bei dem Autobauer vorläufig den Chefposten übernehmen soll. Das berichten informierte Kreise. Der Audi-Aufsichtsrat muss der Personalie noch formal zustimmen, wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag von mit der Angelegenheit vertrauten Personen erfuhr.

    Wohnung von Stadler wurde nach Beweisen durchsucht

    Stadler ist seit elf Jahren Audi-Chef. Vor einer Woche hatte die Staatsanwaltschaft mitgeteilt, ein Ermittlungsverfahren gegen ihn sowie ein weiteres Mitglied des Vorstands der VW-Tochter eingeleitet zu haben. Sie legt ihnen "Betrug sowie mittelbare Falschbeurkundung" zur Last. Die beiden hätten Dieselautos mit manipulierter Abgasreinigung in Europa in den Verkehr gebracht.

    Zur Sicherung von Beweismaterial waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft die Privatwohnungen von Stadler und dem nicht genannten Vorstandsmitglied durchsucht worden. Die Zahl der Beschuldigten stieg damit auf 20.

    Stadler soll nach der Aufdeckung der Manipulationen in den USA von den falschen Abgaswerten auch in Europa gewusst haben, aber anders als in den

    Neben Stadler sitzt als Beschuldigter auch ein ehemaliger Chef der Audi-Motorenentwicklung und Porsche-Entwicklungsvorstand in Untersuchungshaft. Er war im September 2017 verhaftet worden. Einer seiner früheren Mitarbeiter bei Audi in Neckarsulm war nach mehreren Monaten Untersuchungshaft im November 2017 wieder freigekommen.

    Audi soll in den USA und Europa von 2009 an rund 220.000 Dieselautos mit Schummelsoftware verkauft haben. Seit Ende 2015 hatten sechs Audi-Vorstände ihren Hut nehmen müssen. Gegen Stadler waren immer wieder Rücktrittforderungen laut geworden. (dpa/kuepp/rilu)

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