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Energiewende: Warum in Bayern 2019 noch kein einziges Windrad gebaut wurde

Energiewende

Warum in Bayern 2019 noch kein einziges Windrad gebaut wurde

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    In Bayern ist im ersten Halbjahr dieses Jahres kein einziges Windrad in Betrieb gegangen. Jetzt hat die Branche einen Hilferuf ausgesandt.
    In Bayern ist im ersten Halbjahr dieses Jahres kein einziges Windrad in Betrieb gegangen. Jetzt hat die Branche einen Hilferuf ausgesandt. Foto: Josef Reitmayer (Archiv)

    Klimaschutz ist derzeit ein heißes Thema in der Politik. Es sieht so aus, dass die Bundesregierung ihm bald größere Bedeutung geben will. Für Fachleute ist dabei klar, dass der Kohleausstieg oder ein niedrigerer Ausstoß des Klimagases CO2 ohne den Ausbau erneuerbarer Energien kaum möglich sein werden. Hier aber sieht es derzeit weniger gut aus – zumindest, was die Windkraft an Land betrifft. In Bayern ist im ersten Halbjahr 2019 kein einziges neues Windrad in Betrieb genommen worden. Das berichtet der Bundesverband Windenergie zusammen mit dem Maschinenbauverband VDMA.

    Ohne Windkraft werden die Klimaschutzziele für 2030 nicht erreicht

    Der Ausbau der Windkraft an Land stockt in ganz Deutschland. Im ersten Halbjahr sind lediglich 86 neue Anlagen mit einer Kapazität von 287 Megawatt in Betrieb gegangen, berichten die Verbände. Dies sei der niedrigste Stand seit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000. Die Zahlen blieben hinter dem zurück, was der Gesetzgeber plane. Zum Vergleich: Block C des Kernkraftwerks Gundremmingen hat eine Leistung von 1344 Megawatt. Die Verbände senkten auch ihre Prognose für den Windkraftausbau in diesem Jahr. Jetzt rechnen sie mit insgesamt noch 1500 Megawatt neuer Windkraft-Kapazität.

    „Es ist hart für die Branche, jetzt die Prognose kappen zu müssen, denn wir sehen ja, dass mehr erneuerbare Energie gebraucht wird“, sagte Matthias Zelinger vom VDMA. „Immer mehr Industrieunternehmen wollen klimaneutral produzieren. Wärme und Verkehr brauchen zusätzlich erneuerbaren Strom“, fügte er an. Berechnungen des Bundesverbandes Erneuerbare Energie zufolge müssten pro Jahr Windenergieanlagen mit einer Kapazität von 4700 Megawatt gebaut werden, damit die Regierung ihre Klimaschutzziele bis 2030 und 2050 erreichen kann.

    In Bayern verhindert die 10-H-Regel den Bau neuer Windräder

    Was sind die Gründe für den stockenden Ausbau? „Genehmigungsstau und Klageflut belasten die Branche“, sagte Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie. Bei den Klagen gehe es häufig um den Artenschutz. Aber auch militärische Belange stellten Genehmigungshemmnisse dar. Der Staat schreibt heute außerdem neue Windkraft-Projekt aus. Doch es finden sich zu wenige Bewerber.

    In Bayern kommt noch eine Hürde dazu: die 10H-Regelung. Windräder gelten seit 2014 nicht mehr als privilegierte Bauvorhaben, wenn ihr Abstand zur Wohnbebauung das zehnfache der Höhe unterschreitet. Die Regelung hatte deutliche Folgen: „Gerade in Bayern ist die Flächenverfügbarkeit das erste große Hemmnis auf dem Weg, überhaupt erst an der Ausschreibung teilnehmen zu können“, berichtet Petra Hutner vom Bundesverband Windenergie in Bayern. „Und diese Flächenverfügbarkeit wird durch die 10H-Regelung stark eingeschränkt“, sagt sie.

    Bayern bräuchte pro Jahr 140 neue Windräder und hat null

    Studien zufolge gehen damit 95 Prozent des Potenzials der Windenergie in Bayern verloren. Die 10H-Regelung soll im Herbst evaluiert werden. Eine Arbeitsgruppe des Bayerischen Energiegipfels spreche sich für eine Abschaffung von 10H aus, sagt sie.

    „Trotzdem brauchen wir die Windenergie in Bayern!“, fordert Hutner. Die Energiewende sei zum Beispiel unverzichtbar für den Klimaschutz. Für die Versorgungssicherheit und Netzstabilität sei es wichtig, die Anlagen in Deutschland räumlich zu verteilen. Der Verband schlage daher 120 bis 140 neue Windenergieanlagen pro Jahr im Freistaat vor. Davon ist man derzeit mit null weit entfernt.

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