Augsburg Der Münchner Nutzfahrzeuge- und Maschinenbaukonzern MAN hat sich gestern als Ermittler im eigenen Unternehmen offenbart. Die Führungsmannschaft der Firma geht dem Verdacht nach, dass im Schiffsmotorenbereich bei
Noch steht nicht fest, ob und (wenn ja) wie häufig es zu derartigen Manipulationen von Motorenwerten gekommen ist. Der Konzern hat aus eigener Initiative die Staatsanwaltschaft in München eingeschaltet. „Wir werden den Sachverhalt weiter aufklären und betroffene Kunden kontaktieren“, hieß es dazu seitens des Unternehmens.
Viertakt-Motoren – etwa für Fähren und kleine Containerschiffe – werden in Augsburg, dem Sitz der betroffenen Sparte MAN Diesel & Turbo, gefertigt. Dort führen Mitarbeiter Kunden die Produkte bei der Übergabe vor. Sollten die Vorwürfe zutreffen, wäre Augsburg Ort der entsprechenden Tricksereien gewesen. An dem Standort arbeiten rund 3200 Beschäftigte. Für die Mitarbeiter stellt die Nachricht den zweiten Rückschlag innerhalb weniger Monate dar. Im Februar hatte Klaus Stahlmann seinen Posten als Chef der Sparte MAN Diesel & Turbo geräumt. Zuvor war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft gegen den Manager wegen des Verdachts der Bestechung ermittelt. Nach Recherchen unserer Zeitung werden Stahlmann Fälle zur Last gelegt, die aus seiner Zeit als Leiter des damals noch unabhängigen Turbo-Bereichs mit Sitz in Oberhausen rühren. Die Abberufung des Managers war überraschend gekommen. In der Fachwelt und innerhalb der MAN-Belegschaft genießt er hohes Ansehen. Bis zur Berufung eines Nachfolgers hat Hans-O. Jeske als Vorstandsmitglied mit den meisten Dienstjahren den Chefposten übernommen. Noch ist unklar, wer künftig die Sparte führen soll.
Beschäftigte reagieren betroffen
Viele MAN-Beschäftigte in Augsburg reagierten betroffen auf die jüngste Nachricht. Der regionale IG-Metall-Chef und MAN-Aufsichtsrat Jürgen Kerner sagte: „Es erschüttert die Belegschaft, wie in einem bodenständigen Unternehmen so ein Verdacht aufkommen kann.“ Der Diesel-Bereich lebe von seinem Ruf. Die jahrzehntelange gute Arbeit dürfe nicht zerstört werden. Nach Ansicht des Gewerkschafters haben die Mitarbeiter einen Anspruch auf rasche Klärung der Vorwürfe. Kerner: „Das einzig Positive ist, dass MAN von sich aus dem Verdacht nachgeht.“