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Von Po-Robotern und Pommes-Maschinen

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Von Po-Robotern und Pommes-Maschinen

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    KUKA Roborter GmbH Bernd Liepert
    KUKA Roborter GmbH Bernd Liepert Foto: AZ

    Von unserem Redaktionsmitglied Stefan Stahl, Augsburg

    Der Versuch einer Annäherung vollzieht sich zunächst auf Geruchsbasis. Langsam steigt der Duft frittierter Kartoffelstäbchen hoch in das Augsburger Großraumbüro. Er entweicht nicht etwa der Kantine des Roboterherstellers, sondern einer Pommes-Maschine im Erdgeschoss. Dort steht bereits Bernd Liepert. Der Vorsitzende der Geschäftsführung scherzt mit Mitarbeitern und isst wie sie die knusprigen Dinger mit den Händen. Treffen wir hier auf eine Form modernen Managements, das bald zum Standard jedes Führungskräfteseminars gehört? Hat der Boss den Automaten sich und seinen Beschäftigten als neuen Treffpunkt für ungezwungene Plaudereien gegönnt? Die Dinge liegen einfacher und lassen dennoch tief in die Mentalität des innovativen Betriebs blicken. Denn die "Neuheit" stammt von einer ungarischen Tochterfirma des Unternehmens und soll an Fast-Food-Ketten, Großküchen oder Einkaufszentren verkauft werden. Dabei wäre das Projekt mit dem Namen PFSF (Pommes Frites Serienfertigung) beinahe nicht weiterverfolgt worden. Im Kuka-Mutterkonzern IWKA kam das Vorhaben des Roboter-Spezialisten einigen zunächst verständlicherweise seltsam vor. Aber irgendwie erblickte die Pommes-Maschine trotzdem das Licht der Welt.

    Wenn die Augsburger von etwas überzeugt sind, kommt Sturheit zum Vorschein - und das wohl entscheidende Erfolgsrezept der ungewöhnlichen Firma gereicht ihnen zum Vorteil. Vor drei Jahren verkaufte der Anbieter 80 Prozent seiner Roboter an die Autoindustrie, heute sind es 60 Prozent und künftig sollen es 50 Prozent sein. Der Spezialist - in Deutschland Nummer eins, europäischer Vizemeister und Weltranglisten-Dritter - zählt alle Autoriesen bis auf Fiat, Chrysler und Opel in

    Das sollte doch eigentlich reichen, mag sich der Laie denken. Der 39-jährige Kuka-Chef, geistiger Vater der weltweit ersten Robotersteuerung auf PC-Basis, ist aber ein allem Neuen aufgeschlossener und umtriebiger Mensch: "Jetzt geht es erst richtig ab. Von Schwaben aus strahlen wir in die ganze Welt." Neben Augsburg schlägt die Firma in der Region ihre Zelte auch in Gersthofen und Günzburg auf. Für die Kuka-Gruppe mit weiteren Werken in Schweden, Großbritannien, Frankreich, Italien, Thailand Singapur, Südkorea, Mexiko, Brasilien und den USA arbeiten weltweit 1200 Beschäftigte, davon etwa 480 in Augsburg. Der Umsatz konnte 2001 um rund 15 Prozent auf 400 Mill. Euro geschraubt werden. Die Karlsruher Kuka-Mutter - der Maschinenbaukonzern IWKA - ist börsennotiert. Zum Ergebnis des Roboter-Riesen sagt Liepert nur: "Wenn der Konzern-Vorstand mit uns unzufrieden wäre, hätte er nicht einer Erweiterung auf drei Standorte zugestimmt." Eine derartige Expansion scheint auch angebracht. Schließlich entwickelt sich das Unternehmen in rasantem Tempo zu einem Steuerungs- und Softwarehaus, um so die Intelligenz der Maschinen zu fördern und ihnen Eintritt in neue Bereiche der Arbeitswelt zu verschaffen.

    Ohne das Automobil-Geschäft zu vernachlässigen will Liepert mit "mehr Klasse statt Masse" die IWKA-Verantwortlichen noch mehr strahlen lassen. Problemlösungen für alle Mechanisierungsanlagen heißt das Zauberwort. Kuka-Roboter zerschneiden schon Schweinehälften oder tragen Strahlungsquellen an ihren "Armen", mit denen Tumore im Kopf von Menschen behandelt werden. Der Eintritt in letzteren Markt gelang dem Unternehmen mit einem US-Partner. Der Kuka-Lenker: "Dafür war das Siegel Made in Germany verantwortlich." So "behandeln" Kuka-Geräte neben Amerika zwar nicht in Deutschland, aber in Japan - dem Heimatland des noch übermächtigen onkurrenten Fanuc - Kranke. Der Fantasie scheinen keine Grenzen gesetzt: Damit Autositze länger ansehnlich bleiben und an den Rändern nicht nach Jahren abwetzen, schließen sie Bekanntschaft mit Augsburger Po-Robotern, die mit Sensoren ausgestattet sind. So lässt sich hunderttausendfach unterschiedlicher Druck in diversen Positionen auf die Sitze ausüben. Autokäufer profitieren auch am Gesäß von Robotern.

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