Viele Branchen hoffen auf den besonderen Kick
Wann immer ein Fußball-Großereignis vor der Tür steht, sind die Erwartungen der Wirtschaft groß. Der große Wurf für die Volkswirtschaft bleibt aber meist aus. Das zeigte selbst die Weltmeisterschaft vor zwei Jahren im eigenen Land.
Von Andreas Frei
Augsburg - Wann immer ein Fußball-Großereignis vor der Tür steht, sind die Erwartungen der Wirtschaft groß. Der große Wurf für die Volkswirtschaft bleibt aber meist aus.
Das zeigte selbst die Weltmeisterschaft vor zwei Jahren im eigenen Land. Sie ließ die Menschen zwar mehr Geld für Bier, Bratwürste und Fanartikel ausgeben und lockte viele ausländische Gäste an. Doch ein richtiger Schub sei ausgeblieben, ergab eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.
Daher liegt es nahe, dass der Effekt der jetzigen Europameisterschaft in den Nachbarländern Österreich und Schweiz noch deutlich geringer ausfallen dürfte. Zumindest einige Branchen hoffen aber auf außerordentliche Impulse. So könne die EM "eine gewisse Unterfütterung bringen, dass sich der Konsum etwas stärker belebe", sagt Volker Treier, Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages.
Mit einer Belebung rechnen Anbieter von Unterhaltungselektronik. "Viele Verbraucher werden die EM als Anlass nehmen, sich einen Flachbildfernseher zuzulegen", glaubt der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes Bitkom, Bernhard Rohleder. Der Absatz der Geräte dürfte 2008 auf 5,3 Millionen steigen, knapp eine Million mehr als im vergangenen Jahr.
Banken bieten spezielle EM-Produkte an (siehe eigenen Artikel) ebenso wie die Bahn mit einer Sonderedition der Bahncard. Diese verlängert sich pro Sieg des deutschen Teams um jeweils einen Monat. Auch Kneipen und Biergärten rechnen mit zusätzlichen Gästen bei Liveübertragungen, heißt es beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. Zuversicht strahlt auch das Handwerk aus: "Das gute Abschneiden unserer Mannschaft wird die Arbeitnehmer beflügeln", ist Hanns-Eberhard Schleyer, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, überzeugt. Jeder Erfolg schlage sich nieder - "zuerst beim Bierkonsum, dann auch bei Anschaffungen", so Schleyer in einem Interview.
Wie immer bei großen Sportveranstaltungen wird die Ausrüsterbranche zu den großen Gewinnern zählen. So stattet der Sportartikel-hersteller Puma mehrere Mannschaften aus, unter anderem die Gastgeberländer Schweiz und Österreich sowie Weltmeister Italien. Konkurrent Adidas ist nicht nur Ausrüster (etwa für Deutschland), sondern auch offizieller Sponsor des Turniers. Vorstandschef Herbert Hainer will zur EM eine Million Trikots der deutschen Mannschaft verkaufen. Zur WM 2006 waren es 1,5 Millionen. Das Unternehmen will in diesem Jahr allein mit Fußballwaren einen Umsatz von mehr als 1,2 Milliarden Euro erzielen.
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