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Verbraucherschutz: Versicherungsvertreter sollen Provisionen offenlegen

Verbraucherschutz

Versicherungsvertreter sollen Provisionen offenlegen

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    Verunsicherte Verbraucher soll es bei Versicherungen nicht länger geben. Die Europäische Kommission hat einen Gesetzentwurf vorgestellt, der für die rund 250000 Vertreter in der Bundesrepublik einer Kulturrevolution gleichkommt. „Wir wollen äußerste Transparenz“, sagte Binnenmarkt-Kommissar Michel Barnier in Straßburg. „Zu lange waren Kleinanleger unverständlichen Produkten und viel zu großen Risiken ausgesetzt.“

    Zu den Neuregelungen gehört ein umfassendes Beratungsprotokoll nach jedem Gespräch, das bisher freiwillig und häufig nur ansatzweise ausgefüllt wurde. Außerdem müssen die Agenten vor dem Kunden offenlegen, von welcher Gesellschaft sie bezahlt werden, wie hoch ihre Provision bei einem erfolgreichen Abschluss ausfällt und ob das Honorar direkt vom Kunden fällig wird oder es im Versicherungsbeitrag enthalten ist.

    „Wir wollen einen konsequenten Schutz der Verbraucher“, betonte Barnier. Deshalb sei diese Angabe nötig, um mögliche Interessenskonflikte und Abhängigkeiten zu erkennen. In einem ersten Schritt werden die Regeln nur für Lebensversicherungen gelten, nach fünf Jahren auch für andere Policen.

    Ministerin Aigner will "Honorarberater"

    Mehr Transparenz wird es auch bei den angebotenen Verträgen geben. So sollen Anleger nach Inkrafttreten der neuen Bestimmungen im Jahr 2015 einen Vergleich bekommen, wie hoch die Kosten und Renditen von Investmentfonds, Zertifikaten und Lebensversicherungen sind. Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Investment und Asset Management, nennt das „einen großen Schritt für wirksamen Verbraucherschutz“.

    Nur wenn die Kunden die Kosten unterschiedlicher Produkte vergleichen können, hätten sie eine seriöse Entscheidungsgrundlage. Zusätzliches Vertrauen sollen erweiterte Haftungsregeln für die Vertreter schaffen, die für ihre Zusagen verantwortlich gemacht werden. „Ich will, dass die Verbraucher eine verlässliche Beratung bekommen, keine windigen Tipps“, sagte Barnier.

    Im Verbraucherministerium ist man mit der EU-Vorlage noch nicht zufrieden. Ministerin Ilse Aigner (CSU) will weg von den freien Versicherungsvermittlern und ein neues Berufsbild „Honorarberater“ schaffen, bei dem die Makler auf der Basis eines festen Entgeltes arbeiten. Entsprechende Pläne sind bislang am Widerstand der Branche und des Koalitionspartners gescheitert. Deshalb kommt der

    Kommissar Barnier macht keinen Hehl daraus, dass er ein Verbot der Provisionen für die beste Lösung hält. Er bezweifelte allerdings, ob diese EU-weit durchsetzbar sei. Deshalb habe er sich zu diesem „Kompromiss“ entschieden.

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