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Verbraucher: Wenn in vegetarischen Lebensmitteln tierische Inhaltsstoffe stecken

Verbraucher

Wenn in vegetarischen Lebensmitteln tierische Inhaltsstoffe stecken

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    Viele als vegetarisch oder vegan beworbene Lebensmittel enthalten nach Angaben der Verbraucherorganisation Foodwatch noch immer versteckte tierische Inhaltsstoffe.
    Viele als vegetarisch oder vegan beworbene Lebensmittel enthalten nach Angaben der Verbraucherorganisation Foodwatch noch immer versteckte tierische Inhaltsstoffe. Foto: Arne Dedert, dpa

    Viele als vegetarisch oder vegan beworbene Lebensmittel enthalten nach Angaben der Verbraucherorganisation Foodwatch noch immer versteckte tierische Inhaltsstoffe. Zwar hätten einige Hersteller auf Verbraucherbeschwerden reagiert und Rezepturen geändert, teilte Foodwatch mit. Jedoch verwendeten Produzenten bei zahlreichen Nahrungsmitteln nach wie vor tierische Bestandteile, ohne dass diese auf den Verpackungen angegeben werden müssten. "Noch immer fehlt eine klare Kennzeichnungsregelung", kritisierte Foodwatch.

    Foodwatch: Noch immer versteckte tierische Inhaltsstoffe

    Nach wie vor würden einzelne Fruchtsaftproduzenten auf ihren Internetseiten zu Unrecht damit werben, ihr Saft werde ohne tierische Bestandteile hergestellt und sei damit für Veganer geeignet, erklärte Foodwatch. Bei einer Sorte mit Orange, Mango und Ananas etwa erfahre der Verbraucher aber nicht, dass diese mithilfe von Gelatine von Trübstoffen befreit werde. Auch Hersteller von Kartoffelchips verwendeten noch immer tierische Bestandteile, ohne dass dies auf den Verpackungen nachzulesen sei - je nach Sorte vom Schwein, Rind oder Geflügel.

    Lebensmittelskandale in Deutschland

    2013: In Supermarktprodukten wird neben dem angegebenen Rindfleisch auch Pferdefleisch gefunden.

    Kurz darauf wird bekannt, dass Millionen Eier aus Freiland- und Bodenhaltung als angebliche Bio-Eier verkauft worden sein sollen.

    2012: Im Februar stellte sich heraus, dass es schwere Hygiene-Mängel bei Müller-Brot gibt. Bereits zuvor hatte die Behörde dafür Bußgelder verlangt und die Produktion wurde teilweise gestoppt. Unteranderem wurden Schaben in Backzutaten gefunden worden.

    2011: In Deutschland sterben rund 40 Menschen an den Folgen des gefährlichen EHEC-Darmkeims.

    Später stellt sich heraus: EHEC war von belasteten Sprossen aus Ägypten ausgelöst worden.

    Ende 2010/Anfang 2011: Nach dem Fund von mit Dioxin verunreinigten Futtermitteln werden tausende Bauernhöfe vorübergehend gesperrt.

    Legehennen werden getötet, der Verkauf von Eiern aus betroffenen Betrieben wird gestoppt. Auch Schweinefleisch soll belastet sein.

    Bereits im Frühjahr 2010 waren Ökohöfe gesperrt worden, an die vermutlich mit Dioxin belastetes Bio-Futtermittel geliefert worden war.

    2008: Vergammelter Mozzarella aus Italien landet auf deutschen Käsetheken.

    Insgesamt sollen rund 11 000 Tonnen des mit Würmern und Mäusekot verunreinigten Käses europaweit als frische Ware angeboten worden sein.

    2005: Mindestens 50 Betriebe und Lager sind in Geschäfte mit verdorbenem Fleisch verwickelt. Große Mengen wurden zu Döner, Bratwurst und Geflügelnuggets verarbeitet.

    2005: In zwei Filialen einer Supermarktkette werden bei Hannover Mitarbeiter beim Manipulieren von Fleischverpackungen ertappt.

    Sie hatten Hackfleisch mit abgelaufenem Verbrauchsdatum neu verpackt und so das Verfallsdatum verlängert.

    1997: Ein Skandal um illegale Rindfleisch-Importe aus Großbritannien verunsichert die Verbraucher.

    Aus Angst vor der Rinderseuche BSE werden in Deutschland Tausende Tiere getötet, der Konsum von Rindfleisch geht drastisch zurück.

    Als Auslöser der Krankheit gilt die Verfütterung von Tiermehl und Tierfett, die 2001 europaweit verboten wird.

    Dies zeige, dass es für Verbraucher nach wie vor "nahezu unmöglich"  sei, mit letzter Gewissheit Tierprodukte in Lebensmitteln zu meiden, kritisierte Foodwatch. Im deutschen Lebensmittelgesetz gebe es keine verpflichtende Regelung zur Kennzeichnung von Zutaten tierischen Ursprungs in Produkten. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) müsse die entsprechende Gesetzeslücke schließen, forderte die Organisation.

    Einige Hersteller reagieren bereits auf Kritik

    Bislang reagiert auf Kritik von Foodwatch an versteckten tierischen  Inhaltsstoffen hätten der Safthersteller Eckes-Granini und der Molkereikonzern Deutsches Milchkontor (DMK) mit der Marke Milram, teilte die Verbraucherorganisation mit. Eckes-Granini verwende im Multivitaminsaft "Hohes C" nun anstatt tierischer Gelatine einen pflanzlichen Stoff als Träger für das zugesetzte Provitamin A. In einem Schreiben des Konzerns heißt es, Eckes-Granini produziere seit Januar alle Produkte der Marke frei von Gelatine.

    Auch der Milram-Hersteller DMK habe bei seinem "Frühstücksquark leicht" reagiert, teilte Foodwatch mit. Dieser enthalte keine Gelatine mehr als Verdickungsmittel. Aufgedruckt ist auf Verpackungen nun ein Vermerk "Ohne Zusatz von Gelatine".

    Der Hersteller Ritter Sport sorgte nach Angaben von Foodwatch für mehr Klarheit bei einzelnen Schokoladensorten. Zwar habe sich der Produzent noch 2012 in seinem Internet-Blog an die "Freunde veganer Schokolade" gewandt und diesen die Geschmacksrichtungen Marzipan, Halbbitter und Edel-Bitter empfohlen. Zugleich aber hatte das Unternehmen darauf verwiesen, dass auf den Verpackungen ein Milchzuckergehalt von 0,4 Prozent angegeben ist. Als Hintergrund nannte der Hersteller, dass Schokolade mit und ohne Milchbestandteile auf der gleichen Anlage produziert werde und eine Verunreinigung deswegen nicht ausgeschlossen werden könne.

    Foodwatch macht Vorschlag zu Kennzeichnungsregeln

    Ende Januar erklärte Ritter Sport dann, dass es "keine rein vegane Schokolade" der Firma geben werde. Solange Verunreinigungen nicht ausgeschlossen werden könnten, werde das Unternehmen "nie 'vegan' auf eine Sorte schreiben".

    Chips: Sei es Kälberlab, Fisch, Schwein, Wild oder Geflügel. In den salzigen Snacks von funny-frisch sind vielerlei tierische Bestandteile enthalten, wie der Hersteller auf Nachfrage von foodwatch verrät. In den seltensten Fällen ist das auf dem Etikett gekennzeichnet. Die Produkte vom Konkurrenten Lorenz (Crunchips) kommen laut Herstellerangaben ohne „tierische Fleischbestandteile“ daher. Allerdings wird im Produktionsprozess auch tierisches Lab eingesetzt.
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    Unglaublich, aber laut foodwatch wahr: Selbst in Säften und Schokoriegeln sind tierische Anteile enthalten.

    Foodwatch hatte 2012 eine Liste mit Beispielprodukten veröffentlicht, die versteckte tierische Bestandteile enthielten und dem Bundesverbraucherministerium einen Vorschlag für Kennzeichnungsregeln vorgelegt. Bislang sind die Begriffe "vegetarisch" und "vegan" nicht gesetzlich definiert. Foodwatch rief Verbraucher auf, der Forderung nach einer entsprechenden Regelung Nachdruck zu verleihen. An der E-Mail-Aktion beteiligten sich über 65.000 Verbraucher. AFP

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