Weil die Wirtschaftsprüfer des internationalen Beratungsunternehmens Ernst & Young nicht vor dem Untersuchungsausschuss zur Wirecard-Pleite aussagen wollen, hat der CSU-Finanzpolitiker Hans Michelbach einen Ausschluss der Firma von Regierungsaufträgen ins Spiel gebracht. „Es ist jedenfalls klar, dass eine Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft, die einen solchen Blockadekurs unterstützt, kein Geschäftspartner mehr für die Bundesregierung sein kann", sagte Michelbach unserer Redaktion. Der CSU-Politiker ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses.
Ernst & Young, abgekürzt EY, gehört zu den großen Beratungs- und Wirtschaftsprüfergesellschaften weltweit. Zu den Kunden gehört auch die Bundesregierung. EY testierte jahrelang den Jahresabschluss des Skandalkonzerns Wirecard, kam aber dem Betrug um fehlende Milliarden nicht auf die Schliche.
Schon Ex-Wirecard-Chef Markus Braun hatte eisern geschwiegen
Am Donnerstag sollten drei Wirtschaftsprüfer des Unternehmens die Fragen der Abgeordneten im Untersuchungsausschuss beantworten. Sie wollen aber die Aussage verweigern und berufen sich auf ihre Verschwiegenheitspflicht, wie aus Anwaltsschreiben hervorgeht, die unserer Redaktion vorliegen. Darin bitten alle drei um Abladung von der Sitzung.
Michelbach will das Argument nicht gelten lassen, weil der Wirecard-Insolvenzverwalter bereits ihre Aussage genehmigt hat. „Hier soll unter fadenscheinigen Vorwänden eine Aufklärung des Wirecard-Skandals blockiert werden“, beklagte der Abgeordnete aus Franken. Er warf den Wirtschaftsprüfern vor, an die Blockadestrategie von Ex-Konzernchef Markus Braun anzuknüpfen „und sich damit zu dessen Komplizen zu machen“.
Braun hatte vergangene Woche jegliche inhaltliche Aussage im Untersuchungsausschuss verweigert.