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Unternehmensserie: Für diese Stars hat die Augsburger Firma Greif schon Wäsche gewaschen

Unternehmensserie

Für diese Stars hat die Augsburger Firma Greif schon Wäsche gewaschen

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    Marketingleiter Mario Neipp, Mitgesellschafterin Andrea Greif und Geschäftsführer Markus Greif (von links) kümmern sich darum, dass die Wäsche ihrer Kunden wieder blütenweiß wird.
    Marketingleiter Mario Neipp, Mitgesellschafterin Andrea Greif und Geschäftsführer Markus Greif (von links) kümmern sich darum, dass die Wäsche ihrer Kunden wieder blütenweiß wird. Foto: Michael Hochgemuth

    Berge von Handtüchern, Tischdecken, Stoffservietten und Bettlaken türmen sich in großen Wächecontainern. An der Decke flitzen auf Schienen riesige Säcke gefüllt mit noch mehr Wäsche durch die Halle der Greif-Gruppe im Augsburger Stadtteil Lechhausen, rund um die Mangelstationen stapeln sich frisch gebügelte Teile die darauf warten, gefaltet zu werden. Täglich waschen, bügeln und sortieren die Mitarbeiter des Unternehmens – Großteils per Hand – zwischen 100 und 120 Tonnen Wäsche. Riesige Waschstraßen mit einem Fassungsvermögen von bis zu 1440 Kilo pro Waschladung stehen zur Verfügung, dazu jede Menge Mangelmaschinen. Nimmt man die acht weiteren deutschen Niederlassungen der Greif-Gruppe noch in die Rechnung mit auf, werden sogar 400 Tonnen Wäsche täglich verarbeitet. Das entspricht dem Gewicht von 67 männlichen Elefanten.

    Greif gehört damit zu den Großen der Branche, erzählt Geschäftsführer Markus Greif beim Rundgang durch das Unternehmen. Im größten Segment der Gruppe, Hotellerie und Gastronomie unter der Marke Greif Textile Mietsysteme, ist das Augsburger Unternehmen laut den Firmenchefs Marktführer in Deutschland. Der Hauptsitz in Lechhausen ist ihrem Wissen nach die größte Wäscherei im Land. 450 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Bundesweit sind es 1300 Beschäftigte. 2017 lag der Umsatz bei 86 Millionen Euro.

    Zu den Kunden von Greif gehören viele Hotels

    Zu den Kunden gehören im Bereich Textile Mietsysteme viele große Hotels. Das machen die Aufkleber auf den vielen rollbaren Wäschecontainern, die sich in den Hallen dicht an dicht aneinanderreihen, deutlich. In Augsburg gehört das Steigenberger Drei Mohren dazu, in München unter anderem das Westin Grand. Auch in Berlin betreut Greif viele Häuser, darunter das Ritz Carlton, aber auch Schloss Elmau und die Elbphilharmonie sind Greif-Kunden. Bekannte Persönlichkeiten wie Angela Merkel, Barack Obama oder Robbie Williams haben bereits in Bettwäsche der Augsburger geschlafen, erzählt Markus Greif, als wir uns gerade den Weg durch schmutzige Handtücher bahnen.

    Dass aus ihrer kleinen Bügelstube einmal ein bundesweit aktiver Familienbetrieb werden würde, hat sich Firmengründerin Franziska Steinbichler wohl nicht gedacht, als sie 1922 startete. Erst viele Jahre später, in den 90er Jahren, haben ihre Nachkommen mit einer Mischung aus „Zufall“ und „Zwang“, wie Geschäftsführer Markus Greif es beschreibt, diese Entwicklung eingeleitet: „Angefangen hat es, als wir einen insolventen Kooperationspartner übernehmen mussten, weil er derart viele Kunden von uns betreut hat, dass wir nicht anders konnten“, schildert Greif die erste Ausdehnung raus aus dem südbayerischen Raum. Als eine Wäscherei in Berlin vor gut elf Jahren mangels eigenen Nachfolgers bei Greif wegen einer Übernahme anfragte, siedelte man sich auch in der Bundeshauptstadt an und machte sich schnell einen Namen. „Jetzt waren wir schon so weit und konnten irgendwie nicht mehr auf halbem Weg stehen bleiben. Deshalb haben wir weitere Betriebe übernommen“, erzählt Greif. Acht Niederlassungen sind es mittlerweile. Eine weitere Expansion ist nicht ausgeschlossen.

    Greif ist weiterhin ein Familienunternehmen

    Obwohl Greif innerhalb kurzer Zeit stark gewachsen ist, hat die Unternehmensleitung daran festgehalten, ein Familienunternehmen zu sein. Der Slogan lautet „Gemeinsam mit uns“, erzählt Mitgesellschafterin Andrea Greif. Das beinhalte einen nahen Kontakt zu den Kunden und auch den Mitarbeitern. Ein Grund dafür, warum Greif bislang – trotz starker Konkurrenz auf dem Markt – nicht ins Ausland abgewandert ist. „Selbstverständlich haben wir für den Standort Berlin überlegt, nach Polen zu gehen. Da wäre die Arbeitskraft sicher günstiger. Aber das entspricht nicht unserer Philosophie“, sagt Markus Greif. Man werbe schließlich mit dem Slogan „Made in Germany“, setze auf den Nachhaltigkeitsgedanken und einen ordentlichen Umgang mit den Mitarbeitern. „Wir haben bei all diesen Punkten eine gewisse Verantwortung. Dazu wollen wir Qualität liefern“, begründet er die Entscheidung, sich gegen Polen und für einen modernen Neubau in Berlin entschieden zu haben.

    Dabei geht es bei Greif nicht ums Wäschewaschen allein. „Wir verstehen uns nicht als Wäscherei, sondern als textiler Dienstleiter“, beschreiben die Geschwister das Unternehmen. Sämtliche Wäschestücke sind in ihrem Besitz und werden an die Kunden nur verliehen. Das garantiert maximale Flexibilität. „Wenn ein Hotel fürs Wochenende einmalig rote Tischdecken für eine Hochzeit braucht, können wir die liefern“, so Andrea Greif. Dieser Service sei der große Unterschied und damit ein enormer Vorteil gegenüber den Mitbewerbern.

    Auch der Nachhaltigkeitsgedanke, der bei Greif großgeschrieben wird, überzeugt. „Wir können jetzt schon sagen, wie viel CO2 in einem Handtuch von uns steckt, und bieten bereits klimaneutrale Bettwäsche an. Hier wollen wir weiter am Ball bleiben“, sagen die Firmenchefs. Lieferketten sollen noch stärker auf soziale und ökologische Standards hin kontrolliert und die Wäscheproduktion wieder aus Ländern wie Indien oder Pakistan nach Deutschland geholt werden. „Das ist sicherlich etwas, was Geld kostet, aber ich sehe das als Investition in unsere Zukunft. Das wird immer stärker nachgefragt werden, und dann haben wir diesen Vorteil“, ist Markus Greif überzeugt.

    Bei der Personalsuche hat Greif ein Ass im Ärmel

    Beim Kunden käme das bereits sehr gut an und auch im Kampf um Personal habe man mit diesem Programm ein Ass im Ärmel. „Kunden fragen bei Ausschreibungen bereits gezielt nach diesen Aspekten und junge Bewerber suchen nach Arbeitgebern mit dem gewissen Etwas“, sagt Marketingleiter Mario Neipp beim Rundgang durchs Betriebsgelände. Dort flitzen nach wie vor die Wäschesäcke durch die Hallen und fleißige Hände sortieren und falten noch immer die vielen Handtücher, Servietten und Bettlacken. Schließlich kommt schon bald der Fahrer, der die Ware an die Hotels und Gaststätten liefert, damit Promis und Normalos sich bei ihrem Aufenthalt wohl fühlen.

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