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Unternehmensserie: Allgäuer Brauerei hat einen Fanclub mit über 9000 Mitgliedern

Unternehmensserie

Allgäuer Brauerei hat einen Fanclub mit über 9000 Mitgliedern

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    Michael Weiß ist Chef der Allgäuer Brauerei "Löwenbräu Meckatzer".
    Michael Weiß ist Chef der Allgäuer Brauerei "Löwenbräu Meckatzer". Foto: Matthias Becker

    Meckatz, ein Ortsteil der Westallgäuer Gemeinde Heimenkirch, ein paar hundert Einwohner, direkt an der Bundesstraße gelegen. Mittendrin ein Unternehmen, das den Ort weit über das Allgäu hinaus bekannt gemacht hat: Meckatzer Löwenbräu. Der Diplom-Braumeister und Betriebswirt Michael Weiß führt sie in vierter Generation. Er glaubt an die Stärke von Familienunternehmen im Allgemeinen und dem eigenen im Besonderen. „Die Menschen“, erklärt Weiß, „wollen ein Bezug zu dem, was sie kaufen.“

    Wer den Brauer in seinem Büro besucht, kommt an Lena Weiss nicht vorbei. Im großzügig gestalteten Foyer des Unternehmens hängt ein Bild von ihr. Das große Ölgemälde vermittelt den Eindruck einer starken Frau. Die sechsfache Mutter ist die Urahnin der Brauerfamilie. Nach dem frühen Tod ihres Mannes Benedikt hat Lena Weiss die Brauerei 1873 allein weitergeführt. Das Unternehmen hält die Erinnerung an die Ahnfrau hoch. Zum 150-Jahr-Jubiläum hat die Brauerei eine Initiative mit ihrem Namen gegründet. Sie unterstützt soziale Organisationen und Kultur, aber auch Existenzgründer. „Dem Einsatz für das Gemeinwohl fühlen wir uns seit Lena Weiss verpflichtet“, sagt Michael Weiß.

    90 Prozent ihres Bieres verkauft Meckatzer Löwenbräu in der näheren Umgebung

    Das Unternehmen ist in der Region verwurzelt. Hier kennt es jeder als „Meckatzer“. Das Allgäu, Oberschwaben und das östliche Vorarlberg sind Hauptabsatzgebiet. 90 Prozent des Bieres verkauft die Brauerei dort. Bei manchen Kunden genießt Meckatzer Kultstatus. Die Brauerei hat seit 23 Jahren einen eigenen Fanklub. Mehr als 9000 Mitglieder zahlen 17,38 Euro im Jahr Beitrag. Weiß spricht von einem „unglaublichen Schatz, den wir da haben“.

    Die Verankerung in der Region hilft dem Unternehmen bei der Expansion. Zwiebelringartig erweitert die Brauerei ihr Absatzgebiet und sie streckt die Fühler in weiter entfernte Regionen aus. Stuttgart, Berlin und Südtirol hat Michael Weiß als interessante Märkte ausgemacht. In der Hauptstadt beliefert die Brauerei mittlerweile mehr als 70 Partner in Handel und Gastronomie.

    Der Firmensitz in Meckatz, einem Ortsteil der Westallgäuer Gemeinde Heimenkirch.
    Der Firmensitz in Meckatz, einem Ortsteil der Westallgäuer Gemeinde Heimenkirch. Foto: Matthias Becker

    Meckatzer hat Erfolg. Das Unternehmen wächst nachhaltig und gegen den Trend der Branche. 1975 wurden in Deutschland pro Kopf 154 Liter Bier getrunken, heute sind es nur noch 103 Liter. In der gleichen Zeit hat Meckatzer den Absatz verdoppelt. 200.000 Hektoliter stößt die Brauerei aus. Jedes Jahr wird es ein bisschen mehr. „Die Kontinuität ist uns wichtig“, sagt Weiß, der ein Jahrzehnt lang Präsident des Bayerischen Brauerbundes war.

    Die Brauerei erkauft sich ihr Wachstum nicht durch Preisdumping. Im Gegenteil. Meckatzer grenzt sich bewusst von der Geiz-ist-geil-Mentalität ab. Die Brauerei gilt als Preisführer. Eine Kiste „Weiss Gold“ kostet im Handel knapp 19 Euro. Fernsehmarken gibt es teils schon für die Hälfte. „Was nichts kostet, ist nichts wert“, drückt Michael Weiß seine Überzeugung in wenigen Worten aus. Er versteht einen angemessenen Preis als „Indikator für den Wert einer Marke“.

    Meckatzer Löwenbräu: Brauerei setzt auf Rohstoffe aus der Region

    Die Biere aus Heimenkirch tragen das Siegel von „Slow Brewing“. Die Initiative hebt nicht nur auf den Geschmack der Biere und die Qualität der Rohstoffe ab. Sie überprüft den Brauprozess, erwartet eine nachhaltige Unternehmensführung und eine Förderung der Mitarbeiter. Keine drei Dutzend Brauereien haben das Siegel. Das Westallgäuer Unternehmen hat es als Erstes erhalten. Meckatzer setzt auf hochwertige Rohstoffe aus der Region: Aromahopfen aus Tettnang und Malz aus kontrolliert-integriertem Anbau in Oberschwaben. Der Gerstensaft entsteht in einem sehr langsamen Brauprozess. Abgefüllt wird er ohne Pasteurisierung.

    Ein Unternehmer muss sich über seinen Betrieb hinaus einsetzen. Davon ist Michael Weiß überzeugt. „Es liegt mir am Herzen, dass wir das Allgäu als Region weiterentwickeln“, sagt der 65-Jährige. Er engagiert sich unter anderem als Sprecher des Markenbeirats der Allgäu GmbH. Die Funktion hat er nicht von ungefähr: Weiß gilt als Fachmann in Sachen Markenführung. Er knüpft damit quasi an eine Familientradition an. Mit dem Weiss Gold besitzt das Unternehmen die älteste Allgäuer Biermarke. Benedikt Weiß, Großvater von Michael Weiß, hat dieses Bier 1905 beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin eintragen lassen. Es ist bis heute das Rückgrat des Unternehmens. 65 Prozent ihres Umsatzes macht die Meckatzer Löwenbräu mit dem Weiss Gold. Sie vermarktet es als „Allgäuer Sonntagsbier“.

    Mit dem Begriff Sonntag verbindet Michael Weiß viel Positives: Auszeit, Besinnung, Begegnungen mit Freunden und der Familie, das Gespräch an einer gemeinsamen Tafel. Der Brauer will die Menschen zusammenbringen, so wie es früher üblich war. Dazu dient auch die Brauerei selber. Vor zehn Jahren hat Michael Weiß sie in eine Begegnungsstätte umgestaltet. Im neuen Gastgarten ist Platz für öffentliche Veranstaltungen, Konzerte und Theateraufführungen.

    Brauerei-Chef Michael Weiß fördert die lokale Kultur-Szene

    Michael Weiß schätzt Kultur, er fördert sie als Sponsor und gibt ihr im Unternehmen Raum. Im Verwaltungsgebäude hat er gehaltvolle Arbeiten von Stefan Huber, Arnulf Heimhuber, Max Schmelcher und Kilian Lipp über Foyer, Gänge und Treppenhäuser verteilt. Sie sollen Kunden und Besucher genauso erfreuen wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

    Der groß gewachsene Unternehmer begrenzt den Begriff Kultur freilich nicht auf die bildende Kunst, er fasst ihn wesentlich weiter. Im Gespräch kommt er immer wieder auf ein Thema, das für ihn dazugehört: Genuss. Gerade eben hat die Brauerei einen Wettbewerb für „Genussmacher“ ins Leben gerufen. 160 Bewerbungen hat es gegeben, Töpfereien, Biobauern, Alpsennen. Ziel sei ein Netzwerk von Herstellern, „die sich gegenseitig inspirieren“, sagt Weiß. Das Allgäu solle sich als Genussregion profilieren. Davon würden dann alle profitieren – Einheimische und Gäste gleichermaßen.

    Weiß ist vor kurzem 65 Jahre alt geworden. Er sieht sich als Unternehmer, „der einen Staffelstab übernommen hat, die Substanz des Unternehmens stärkt und den Stab dann weitergibt“. Fünf Jahre wird er die Brauerei noch leiten und dann an einen Nachfolger übergeben. Sein Sohn Konstantin könnte das sein, er hat eine betriebswirtschaftliche Ausbildung und lässt eine zum Brauer folgen.

    „Ich denke, ich kann noch etwas bewegen“, sagt Weiß über die kommenden Jahre. Aktuell stellt das Unternehmen die Weichen für weiteres Wachstum. Geplant ist eine große Erweiterung. Nach ihrem Abschluss werden die Kapazitäten für 250.000 Hektoliter reichen. Doch trotz der angestrebten Expansion ist für Weiß eins klar: „Wir werden den Fokus immer auf die Heimat haben. Hier beziehen wir unsere Kraft her, die Authentizität, das Vertrauen.“

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