Nach dem siebten Rückgang in Folge ist die Zahl der Unternehmenspleiten in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit 1999 gesunken.
Im vergangenen Jahr mussten knapp 21 800 Firmen den Gang zum Insolvenzgericht antreten, teilte die Wirtschaftsauskunftei Bürgel am Donnerstag in Hamburg mit. Das sei ein Rückgang von 6,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als Bürgel noch mehr als 23 200 Insolvenzen zählte. Im Krisenjahr 2009 gab es noch fast 33 800 Insolvenzen. Bürgel führt die positive Entwicklung auf eine stabile Binnenkonjunktur und günstige Finanzierungsbedingungen zurück. Zudem hätten viele Unternehmen ihr Eigenkapital erhöht und damit ein Krisenpolster zur Risikoabsicherung aufgebaut.
Trotz der positiven Entwicklung bei den Fallzahlen sei der wirtschaftliche Schaden durch Insolvenzen im vergangenen Jahr um knapp 54 Prozent auf 27 Milliarden Euro gestiegen. "Verantwortlich für diesen sprunghaften Anstieg sind mehrere Zusammenbrüche von wirtschaftlich bedeutenden Unternehmen", sagte Bürgel-Geschäftsführer Klaus-Jürgen Baum. Prominente Beispiele seien Steilmann, Sinn-Leffers oder German Pellets. Im Durchschnitt richtete jede Insolvenz einen Schaden von rund 1,2 Millionen Euro an. Generell sind jedoch vor allem kleine und junge Unternehmen pleitegefährdet. 81,5 Prozent der insolventen Unternehmen hatten nicht mehr als fünf Mitarbeiter.
Unter den Bundesländern sind Nordrhein-Westfalen und Bremen mit 100 Insolvenzen je 10 000 Unternehmen am anfälligsten für Pleiten. Auch unter den gesondert untersuchten Großstädten liegen mit Dortmund, Essen, Duisburg und Gelsenkirchen vier Städte aus NRW vorn. Das heißt aber nicht, dass dort die Insolvenzen anstiegen; vielmehr waren sie um 8,8 Prozent rückläufig. Gegen den Trend mit zunehmenden Insolvenzen zu kämpfen hatten dagegen das Saarland (plus 10,3 Prozent), Brandenburg (plus 7,4 Prozent, Sachsen (plus 6,7 Prozent) und Hamburg (plus 1,5 Prozent).
Auch für das laufende Jahr sieht Bürgel keine Umkehr des Trends und rechnet mit einem weiteren Rückgang um 3,5 Prozent auf 21 000 Insolvenzen. Diese Vorhersage sei allerdings wegen politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten wie dem Brexit, dem Regierungswechsel in den USA und den Wahlen in Deutschland und Frankreich mit Risiken behaftet. (dpa)