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Unternehmen der Region: Wie die Firma Grob immer weiter stürmisch wächst

Unternehmen der Region

Wie die Firma Grob immer weiter stürmisch wächst

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    Einer der größten industriellen Standorte in Schwaben: Das Luftbild zeigt, wie stark die Maschinenbau-Firma Grob in Mindelheim gewachsen ist.
    Einer der größten industriellen Standorte in Schwaben: Das Luftbild zeigt, wie stark die Maschinenbau-Firma Grob in Mindelheim gewachsen ist. Foto: Ulrich Wagner

    Wenn eine prägende Unternehmerpersönlichkeit stirbt, kommt schnell Unruhe in der Belegschaft auf. Wie geht es weiter? Kann die nachfolgende Generation das stemmen? Burkhart Grob war ein solch besonderer Mensch: ein Macher, Vordenker, Optimist. Der Unternehmer galt als Pionier des deutschen Werkzeugmaschinenbaus. Als er am 20. Mai 2016 nicht lange nach seinem 90. Geburtstag starb, hielten die Beschäftigten des Maschinenbau-Unternehmens aus Mindelheim im Unterallgäu inne.

    So sehr hatte der gebürtige Münchner seit 1952, als er die Fabrik von seinem Vater übernahm, der Firma seinen Stempel aufgedrückt, ja das Geschäft des Automobilzulieferers weltweit ausgedehnt – zunächst mit einer Fertigung in Brasilien, dann in den USA. Es folgte unter seiner Regie noch China. So liefert Grob Produktionsmaschinen an fast alle Automobilhersteller der Welt. Nur in Japan tat sich das Unternehmen lange schwer, hofft aber jetzt nach einem Anfangserfolg bei Honda auch mit Nissan ins Geschäft zu kommen.

    Grob hat weltweit 6600 Mitarbeiter

    Das würde Burkhart Grob besonders freuen. Nicht allzu lange vor seinem Tod präsentierte sich der Unternehmer im Gespräch unverändert als Visionär. Er erzählte von neuen Maschinen und sagte, wie stolz er darauf sei, Grob als Familienunternehmen erhalten zu haben.

    Dass die Firma heute weltweit 6600 Mitarbeiter, darunter 4670 fest angestellte Beschäftigte in Mindelheim, zählt, ist zu großen Teilen sein Verdienst. Seit der Finanzmarktkrise in den Jahren 2008 und 2009, die auch Grob erheblich zugesetzt hat, ist das Unternehmen so stürmisch gewachsen, dass im großen Stil zusätzliche Mitarbeiter eingestellt wurden.

    Im Schnitt sind in den vergangenen Jahren rund 500 zusätzliche Stellen allein bei Grob in Mindelheim entstanden. Das dürfte für eine Firma dieser Größenordnung über Bayern hinaus ein Spitzenwert sein. Weil sich die positive Entwicklung nach dem Tod von Burkhart Grob unverändert fortgesetzt hat, kehrte schnell wieder Ruhe unter den Beschäftigten ein.

    Dazu mag auch entscheidend beigetragen haben, dass die Firma ein Familienunternehmen bleibt. Christian Grob, 51, Sohn der verstorbenen Unternehmer-Legende, verkörpert das als Vorsitzender des Aufsichtsrats nach außen hin. Mit dessen noch in München studierendem Sohn Florian, 21, steht schon die nächste Generation bereit.

    Lange kämpfte Burkhart Grob für den Fortbestand der Luftfahrtsparte

    Dass German Wankmiller, 58, langjähriger Vertrauter Burkhart Grobs, nach dessen Tod als Vorsitzender der Geschäftsführung an Bord blieb, ist ein Signal der Kontinuität an die Belegschaft. Es breiteten sich also anders als in vielen Firmen, wenn der Generationswechsel abrupt ansteht, keine anhaltenden Zukunftsängste aus.

    Zur Wahrheit gehört aber: Auch unter Burkhart Grob lief nicht alles glatt. Lange kämpfte er für den Fortbestand der Luftfahrtsparte in der Grob-Gruppe. Doch das sollte nicht klappen. Er musste sich von dem so heiß geliebten Geschäftszweig trennen. Das hat ihn bis zuletzt beschäftigt, ja gewurmt. Der Techniker Grob war eben auch ein Visionär im Flugzeugbau. Er setzte früh auf den Einsatz von leichten und dennoch steifen Kohlenfaser-Verbundwerkstoffen. Die Technologie hilft Sprit sparen und wurde dann auch von den Riesen der Branche – Boeing und Airbus – großflächig eingesetzt.

    Das ist längst Geschichte. Die Gegenwart des Unternehmens ist wirtschaftlich so erfreulich, dass Burkhart Grob mit der Arbeit der heutigen Verantwortlichen zufrieden wäre. Machte das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr noch einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro, so kamen zum Geschäftsjahresende im Februar 2018 schon 1,54 Milliarden zusammen. Vor fünf Jahren waren es noch 900 Millionen.

    Nach wie vor stellt der Maschinenbauer kräftig Mitarbeiter ein. Die Liste der gesuchten Kräfte ist lang: Sie reicht vom Angebotskonstrukteur bis zum Zerspanungsmechaniker. Grob bleibt die Job- und Ausbildungsmaschine in der Region. Um den weiteren Beschäftigungsaufbau stemmen zu können, setzt die Firma darauf, den Nachwuchs selbst heranzuziehen. So werden jetzt wie im Vorjahr 100 Jugendliche in Mindelheim bei Grob ihre Berufsausbildung beginnen.

    Mehr Zuversicht für die weitere wirtschaftliche Entwicklung einer Firma ist schwer vorstellbar, schließlich begannen 2010 erst 26 Frauen und Männer ihre Lehre bei Grob. Die Nachwuchs-Großmeister aus dem Unterallgäu haben im vergangenen Jahr eine bemerkenswerte Zahl veröffentlicht: Seit 1968 hat die Firma demnach 1573 junge Menschen ausgebildet und allen ein Übernahmeangebot unterbreitet. Diese Nachricht versteckt sich in einem längeren Text über die Beschäftigungslage bei Grob.

    Von jeher prahlen die Verantwortlichen nicht mit ihren Erfolgen, auch wenn sich das Unternehmen als Weltmarktführer sieht. Schon Burkhart Grob drängte es nicht in die Öffentlichkeit. Sein Sohn Christian sagt heute: „Wir leben seine Tugenden weiter. Und die Mitarbeiter sind unser wertvollstes Gut.“ Dann scheint doch einmal für einen Satz eine gehörige Portion Selbstvertrauen durch, wenn er meint: „Wir sind die Besten in unserem Bereich und wollen die Besten bleiben.“

    Grob will sich elektrisch noch einmal neu erfinden

    An den Wänden des Büroturms in Mindelheim hängen denn auch unzählige Auszeichnungen, die Grob als Zulieferer von Autokonzernen bekommen hat. Christian Grob und Wankmiller ist es wichtig, auch in schwierigen Umbruchzeiten für die Automobilindustrie Zuversicht auszustrahlen: „Wir schaffen die Wende hin zur Elektromobilität – mit eisernem Willen und Kreativität.“ Sosehr man auch nachfragt, die Manager lassen keine Zweifel erkennen, die Firma noch einmal elektrisch neu erfinden zu können. Die Zahlen zeigen ihren Ehrgeiz: Allein 700 Mitarbeiter des Unternehmens arbeiten daran, Maschinen zu bauen, mit denen sich Komponenten für Elektromotoren oder sogar komplette Motoren fertigen lassen.

    Grob entwickelt hierzu selbst die neuen Technologien und hat als Ergänzung in dem Bereich eine Firma in Italien übernommen. All das lohnt sich. Es gibt erste Aufträge von Volkswagen, BMW und Daimler. Für die Fertigung der Anlagen baut Grob wieder eine neue Halle. Christian Grob versichert: „Wir investieren unsere Gewinne immer wieder in die Firma.“ Das Unternehmen gibt jedoch nicht preis, wie viel Ertrag am Ende übrig bleibt. Die Manager sprechen nur von „guten Ergebnissen“.

    Auf alle Fälle fließt derzeit viel Geld in die E-Mobilität. Grob und Wankmiller geben auch erstmals Einblicke in die Entwicklung neuer Fertigungsstraßen in der Zukunftssparte. So bauen Grob-Maschinen zum Test bereits Elektromotoren für Volkswagen und BMW. „Das ist eine viel filigranere Sache als bei der Produktion von Verbrennungsmotoren. Schließlich müssen wir lernen, mit der Verarbeitung von Kupferdrähten umzugehen“, sagt Wankmiller. Der Fortschritt der Entwicklungsarbeit wird im Versuchs- und Anwendungszentrum im Mindelheimer Werk regelmäßig von VW-Ingenieuren überprüft. Die Grob-Manager glauben, „auf Augenhöhe beziehungsweise weiter als die Konkurrenz zu sein“.

    Christian Grob gibt als Elektro-Motto der Firma aus: „Wir müssen Vollgas geben. Langsamer wird man von alleine.“ So endet der Besuch in Mindelheim mit der Erkenntnis, dass die Verantwortlichen des Zulieferers derzeit mehr Zuversicht ausstrahlen als mancher Manager eines Autokonzerns. Grob im Jahr 2018 präsentiert sich als Mischung aus Bodenständigkeit und Selbstbewusstsein. Dabei verrät Wankmiller: „Wir fragen uns immer, was Burkhart Grob gemacht hätte.“

    Der technikverliebte Unternehmer wäre mit Sicherheit voll in die Elektromobilität eingestiegen. Sein Sohn meint eingedenk der Lebensleistung des Vaters: „Wir sind in große Fußstapfen getreten. Daran wollen wir uns messen.“

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