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Unternehmen der Region: Der Aufstieg von Hama: Alles begann in einem Schuppen

Unternehmen der Region

Der Aufstieg von Hama: Alles begann in einem Schuppen

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    So fing in Monheim alles an: Martin Hanke an seinem provisorischen Schreibtisch in einem umgebauten Schuppen.
    So fing in Monheim alles an: Martin Hanke an seinem provisorischen Schreibtisch in einem umgebauten Schuppen. Foto: Hama

    Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand in seiner Wohnung ein Produkt von Hama hat, ist hoch. Täglich liefert die Firma mit Sitz in Monheim im Landkreis Donau-Ries im Schnitt weltweit eine halbe Million Artikel an rund 30.000 Handelspartner. Die Vielfalt ist so groß, dass Rudolph Hanke erst einmal kurz nachdenken muss, bevor er mit dem Aufzählen anfängt. Fotozubehör natürlich, Kopfhörer, Digitalradios, Speicherkarten, Kabel für elektronische Geräte aller Art, Ständer für Kaffeeautomatenkapseln, Rauchmelder und – ganz neu – auch Lautsprecherboxen mit integrierter Sprachsteuerung (Alexa). Beim Rundgang durch den Verkaufsraum in der Firmenzentrale, in dem den Händlern viele Produkte präsentiert werden, staunt selbst Hanke, was sonst noch so alles unter dem Namen

    Das Unternehmen hat es in 95 Jahren zu einer gewaltigen Größe gebracht. 58 Jahre davon war Rudolph Hanke in der Geschäftsführung tätig. Ende des vergangenen Jahres hat er sich anlässlich seines 80. Geburtstags aus der Firmenleitung verabschiedet – zumindest offiziell. So ganz lassen könne er aber davon nicht, wie er bekennt. Zweimal pro Woche sei er schon noch im Betrieb, regelmäßig schaut seine Sekretärin bei ihm zu Hause vorbei. Dort hat er sich eigens ein Büro eingerichtet.

    Anfänge im Jahr 1923 - damals noch in Dresden

    „Die Firma ist ein Großteil meines Lebens“, sagt Hanke. Keiner wie er weiß besser, unter welch schicksalhaften Umständen das Unternehmen nach Monheim kam. Denn ursprünglich gründet sein Vater Martin Hanke – von ihm leitet sich auch der Firmenname ab – einen Fotogroßhandel und eine Produktion von Laborgeräten und Aufnahmezubehör in Dresden. Das war 1923.

    Rückblick: Martin Hanke ist ein umtriebiger Geschäftsmann. Seine Verbindungen reichen bald ins ganze Land. So kommt es auch, dass 1944 die Monheimer Fotografin Anna Mannes mit ihrem Sohn eigens nach Sachsen reist, um sich bei der Hamaphot KG – so heißt der Betrieb damals – ein Vergrößerungsgerät zu organisieren. Bezahlt wird es mit ein paar geräucherten Schinkenstücken. Mit Blick auf den in Europa tobenden Zweiten Weltkrieg sagt

    Wenige Monate später legen britische Bomben die Stadt in Schutt und Asche, ebenso Hamaphot. Martin Hanke, der zur Wehrmacht eingezogen wurde, gerät nahe Eger im heutigen Tschechien in US-Gefangenschaft, wird im Laufe des Jahres 1945 aus dieser entlassen – und erinnert sich an das Angebot aus Monheim. So zieht die Familie Hanke in das kleine Landstädtchen.

    Hanke startet sogleich als Unternehmer neu durch. Als Büro und Lager dient zunächst ein umgebauter Schuppen.

    „Dass es so kommt, hat keiner geahnt“, merkt Rudolph Hanke an. Er kennt viele Anekdoten aus jener Zeit. Beispielsweise, als ein Fotograf im Nürnberger Raum US-Soldaten fotografiert – und das Pulverblitzgerät aus dem Hause Hamaphot mit etwas zu viel explosivem Material füllt. Die Besatzungsmacht wittert dahinter ein mögliches Attentat, eilt nach Monheim und nimmt Martin Hanke fest. Nach ein paar Tagen klärt sich die Sache auf und der Unternehmer kommt auf freien Fuß.

    Nach dem Tod von Martin Hanke im Jahr 1958 übernehmen sein Sohn Rudolph und sein Schwiegersohn Adolf Thomas die Geschäftsführung. Die Firma wächst über die Jahrzehnte kontinuierlich. Immer wieder wird in Monheim neu gebaut. Die Hama-Komplexe prägen heute das Stadtbild. Viele Jahre lebt die Firma hauptsächlich von der Produktion und vom Handel mit Fotozubehör.

    Rudolph Hanke machte einen Diarahmen zu Massengeschäft

    Dabei leistet der Erfindergeist von Rudolph Henke wertvolle Dienste. Er entwickelt in den 1970er Jahren den Hamafix-Diarahmen. Man schiebt das zugeschnittene Filmstück in den Rahmen ein und steckt diesen in ein kleines Montagegerät. Mit einem Handgriff ist das Dia gerahmt. „Das war ein Massengeschäft“, erinnert sich Hanke. Käufer sind Kunden in aller Welt.

    Im Verkaufraum in Monheim bekommen Händler einen Eindruck von der Hama-Produktpalette. 
    Im Verkaufraum in Monheim bekommen Händler einen Eindruck von der Hama-Produktpalette. 

    Während die Diarahmen in Monheim gefertigt werden, erkennen Hanke und Thomas bald, dass die Produktion in Fernost viel billiger ist. Über einen Hama-Vertreter in London entsteht 1961 ein erster Kontakt nach Japan. Die Geschäftsbeziehungen mit Ostasien werden immer intensiver. Gleichzeitig eröffnen sich Hama ständig neue Märkte. Egal ob Super-8-Filme, CD-Spieler, Videokameras, Digitalfotografie, Computer oder Telekommunikation – Hama hat stets das passende Zubehör parat. „Es war eine zwangsläufige Dynamik, die dorthin führte, wo wir heute stehen“, beschreibt Hanke das permanente Wachstum und den Wandel. So bringt ein dänischer Kunde die Hama-Manager dazu, auch Haushaltswaren mit ins Sortiment aufzunehmen. Also bekommt er aus Monheim Glühlampen, Staubsaugerbeutel und viele andere Dinge der Marke Xavax.

    In den 1990er Jahren schießen die großen Elektromärkte wie Pilze aus dem Boden. Die ganze Handelslandschaft ändert sich. „Davon hat Hama profitiert“, sagt Hanke, „wir können alles aus einer Hand liefern“.

    Rund 1400 Mitarbeiter in Monheim

    Heute zählt Hama rund 2500 Mitarbeiter, davon 1400 in Monheim. In Europa sind 550 Außendienstmitarbeiter für das Unternehmen unterwegs. Dieses unterhält Standorte in 20 Ländern. Ein Großteil der Ware kommt aus China. Dort wachen eigene Mitarbeiter über die Qualität. Die Produkte werden nach Monheim, in dezentrale Lager oder direkt zu Kunden geliefert. Allein im Logistikzentrum in Monheim gehen täglich etwa 2000 Paletten mit Ware ein. Die wird umgepackt und eingelagert. Täglich werden rund 3500 Bestellungen von Händlern abgearbeitet und in Paketen losgeschickt.

    Bemerkenswert: Etwa 20 Prozent der Produkte fallen jedes Jahr weg – und werden durch neue ersetzt. Die Firma muss stets bestens darüber informiert sein, wenn die Industrie neue Produkte auf den Markt bringt – um das nötige Zubehör möglichst zeitnah anbieten zu können. Bei einem neuen Mobiltelefon-Modell sind das Ladekabel, Schale, Etui und Displayschutz.

    „Unser Produkt muss so gut sein, dass ich es am liebsten selber kaufen würde“, lautet ein Erfolgsrezept von Hanke.

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