Alba Pietro Ferrero, Chef des gleichnamigen italienischen Süßwarenriesen, ist in Südafrika ums Leben gekommen. Dies teilte der Konzern gestern Abend mit. Der 1963 geborene Enkel des Firmengründers sei vermutlich wegen eines Schwächeanfalls vom Fahrrad gefallen und gestorben. Die Turiner Tageszeitung La Stampa berichtete, Ferrero habe sich mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Südafrika aufgehalten. Der Nutella-Erbe sei ein „leidenschaftlicher Radfahrer“ gewesen.
Pietro Ferrero stand gemeinsam mit seinem Bruder Giovanni an der Spitze des Konzerns. Er sei für seine Reserviertheit bekannt gewesen und habe das Unternehmen im Sinne seines 85-jährigen Vaters Michele in der dritten Generation weitergeführt. „Pietro Ferrero war ein außerordentlich talentierter Unternehmer, der sich durch eine visionäre Strategie und eine tiefe Sensibilität für Italien auszeichnete“, würdigte ihn der italienische Außenminister Franco Frattini.
Der Schokoladenkonzern gilt als eines der erfolgreichsten und konservativsten Familienunternehmen Italiens. Die Familiensaga begann in den 1940er Jahren im Piemont, wo der Konditor Pietro Ferrero senior die Idee hatte, bei der Herstellung einer süßen Streichcreme die teure Schokolade durch billigere Haselnüsse zu ersetzen. Dies war der Beginn des Nuss-Nougat-Aufstrichs, der jedoch erst in den 60er Jahren den bis heute verwendeten Namen „Nutella“ erhielt.
Pietro Ferreros Sohn Michele, der 1957 das Ruder übernahm, baute das Familienunternehmen zu einem international agierenden Schokoladenkonzern aus, dessen Produkte einen hohen Bekanntheitsgrad haben, etwa die Pralinen Ferrero Rocher, die tic-tac-Bonbons sowie die Marke Kinder mit verschiedenen Schokoriegeln und dem 1974 von Michele erfundenen Überraschungs-Ei. Auch die bekannte Kirschpraline Mon chéri, die 1957 in Deutschland auf den Markt kam, stammt aus dem Hause Ferrero. Der Konzern zählt inzwischen 18 Produktionsstätten weltweit, darunter eine in Hessen, und beschäftigt mehr als 21000 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2009/2010 betrug der Jahresumsatz 6,6 Milliarden Euro, ein Plus von 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Bis heute ist Ferrero ein Familienunternehmen
Trotz des Erfolgs ging Ferrero nicht an die Börse und blieb ein reines Familienunternehmen. Im vergangenen Jahr bekundete man zwar Interesse an einer Übernahme des britischen Schokoladenherstellers Cadbury, zog sich dann aber zurück. Zuletzt deutete Ferrero an, den Lebensmittelkonzern Parmalat vor einer Übernahme durch den französischen Konzern Lactalis bewahren zu wollen. Aber auch hiervon scheint man sich wieder distanziert zu haben. Laut der jüngsten Forbes-Liste ist Michele Ferrero der reichste Mann Italiens. (dpa, afp)