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Unternehmen: Heimische Firmen fordern mehr Unterstützung bei Investitionen in Afrika

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Heimische Firmen fordern mehr Unterstützung bei Investitionen in Afrika

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    Christian Dierig fährt seit rund 30 Jahren nach Afrika. Sein Unternehmen ist dort bereits seit 60 Jahren aktiv.
    Christian Dierig fährt seit rund 30 Jahren nach Afrika. Sein Unternehmen ist dort bereits seit 60 Jahren aktiv. Foto: Silvio Wyszengrad

    Drei- bis viermal im Jahr reist Christian Dierig, 62, nach Westafrika. Sein Unternehmen ist bekannt für Bettwäsche und Immobilien, ein Standbein ist aber auch der Handel mit Afrika. Die Dierig AG verkauft dort hochwertige Damaststoffe, die in Ostdeutschland gewebt werden. In Mali und zum Teil im Senegal werden die Stoffe gefärbt, bestickt und vernäht. Es entstehen teure traditionelle Gewänder für Männer – sogenannte Boubous, die in der Hitze kühl halten.

    Die Regierung versucht derzeit, die deutsche Wirtschaft zu mehr Engagement in Afrika zu bewegen. Am Dienstag fand in Berlin mit zwölf afrikanischen Partnerländern die Investorenkonferenz "Compact with Africa" statt. Bundeskanzlerin Angela Merkel warb für Investitionen: Afrika habe mehr Chancen als Risiken, sagte die CDU-Politikerin im Vorfeld. "Deshalb sollten wir alles daran setzen, mit Afrika zu kooperieren." CSU-Entwicklungsminister Gerd Müller hat auf der Konferenz Vereinbarungen für zahlreiche Projekte unterzeichnet, darunter für eine neue Fabrik für Bio-Schokolade in Ghana und nachhaltig produzierte Textilien. In einer Sonderinitiative sollen zudem durch 50 weitere Vorhaben rund 70.000 Arbeitsplätze und 32.000 Lehrstellen entstehen. Kern der deutschen Zusammenarbeit mit Afrika ist der im Juni gestartete Entwicklungsinvestitionsfonds, der mit bis zu einer Milliarde Euro ausgestattet ist.

    Das Rechtsverständnis in Afrika sei unterschiedlich

    Die afrikanischen Länder gehören mit im Schnitt über fünf Prozent Wachstum im Jahr zu den aufstrebendsten Volkswirtschaften der Welt, berichtet der Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft. Die Bevölkerung ist jung und wächst stark. "Die wirtschaftlichen Perspektiven in Afrika sind gut", sagt Anis Azouz, Afrika-Experte der Industrie- und Handelskammer Schwaben. Das innerafrikanische Freihandelsabkommen AfCFTA soll die Wirtschaft weiter beflügeln. "Von dem zu erwartenden Aufschwung könnten auch schwäbische Unternehmer profitieren", sagt Azouz. Auch hier handeln Firmen mit Afrika. Das Geschäft ist aber ausbaufähig: Bisher werden nur rund zwei Prozent des deutschen Außenhandels mit Afrika abgewickelt.

    Er habe die Menschen in Afrika als tüchtige Leute kennengelernt, sagt Unternehmer Christian Dierig. "Leute, die es dort geschafft haben, bleiben gerne in Afrika und werden nicht fliehen, wenn es nicht sein muss. Der Kontinent ist im Aufbruch, ein großer Teil der Bevölkerung will raus aus dem Schlamassel." Was man aber auch wissen muss: Das Rechtsverständnis in Afrika sei unterschiedlich. "Es gibt ein anderes Verständnis von Verträgen", berichtet Dierig. Wenn Kunden nicht zahlen, könnte es sein, dass auch Lieferanten ungern bezahlt werden. Man sollte ein paar Monate in Afrika verbringen, um Kultur und Kontinent besser verstehen zu können, sagt er.

    Der Unternehmer begrüßt es, dass die Bundesregierung Afrika stärker entdeckt. Dierig befürchtet aber, dass die Bemühungen sehr spät kommen. "Deutschland hat Afrika als Investitionsland 20 Jahre vernachlässigt", sagt er. China, aber auch Russland hätten das Desinteresse genutzt. Beide Länder bauen ihre Wirtschaftsbeziehungen nach Afrika mit Hochdruck aus. "Wir laufen hinterher", sagt Dierig.

    Unternehmer müssen auf eigenes Risiko gehen

    Um dies zu ändern, müsste die Bundesregierung ihr Personal in Afrika aufstocken, argumentiert er. In Afrika gebe es keine Rechtssicherheit. Umso stärker seien Mittelständler aus Deutschland auf die Unterstützung der deutschen Botschaften in den afrikanischen Ländern angewiesen. Hier liegt das Problem: "Es gibt nur wenig Unterstützung deutscher Stellen in Ländern wie Mauretanien oder der Elfenbeinküste", berichtet Dierig. Die deutsche Botschaft in Mali sei nur dünn besetzt. "Der deutsche Mittelstand braucht aber Ansprechpartner vor Ort in Afrika. Wir müssen deshalb mehr für die deutschen Botschaften tun; wir sind hoffnungslos hintendran", kommentiert er.

    Und noch eine Lücke gibt es: Für deutsche Mittelständler sei es schwierig, eine Exportkreditversicherung für Afrika zu bekommen, sagt Dierig. Sein Unternehmen handelt deshalb auf eigenes Risiko mit Afrika. Das ist manchmal fatal: Als in den Wirren des Mali-Konflikts der Laden eines Kunden mit Stoffen aus Augsburg in Brand geriet, konnte der Händler nicht zahlen. Dierig blieb auf dem Schaden sitzen. Eine staatliche Hermes-Bürgschaft würde deutsche Unternehmer stärker absichern.

    Dierig ist nicht allein mit der Kritik: "Schwäbische Firmen bemängeln bei ihrem Afrikaengagement die nicht ausreichende Rückendeckung in Form von Exportversicherungen und Investitionsabsicherungen", sagt auch IHK-Experte Azouz. (mit dpa)

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