Plastiktüten sind schlecht für die Umwelt. Und Stofftaschen die bessere Alternative. Obwohl das eigentlich jeder weiß, greifen viele Verbraucher im Supermarkt noch immer zum Kunststoff. Die EU hat den Tüten den Kampf angesagt und eine Regelung auf den Weg gebracht, um den Verbrauch von Plastiktüten bis 2025 um 80 Prozent zu senken. Doch was ist genau das Problem bei den Plastiktüten? Und was ist die beste Alternative?
Wie viel Plastiktüten verbrauchen die Deutschen im Jahr?
Laut dem Umweltbundesamt werden in Deutschland pro Kopf und Jahr 70 Plastiktüten verbraucht. Bundesweit macht das 5,6 Milliarden Plastiktüten im Jahr oder 10000 Tüten pro Minute. Deutschland gehört neben Italien, Spanien und Großbritannien zu den Spitzenreitern beim Plastiktütenverbrauch.
Aus was werden Plastiktüten hergestellt?
Gegenwärtig ist der Grundstoff der meisten Plastiktüten fossiles Rohöl, was die Vorräte der endlichen Ressource weiter erschöpft.
Was genau spricht gegen Plastiktüten?
Plastiktüten sind biologisch schlecht abbaubar. Bis sie vollständig zerfallen, benötigen sie je nach eingesetztem Kunststoff 100 bis 500 Jahre. Daher werden die Plastiktüten meistens verbrannt. Laut dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) werden dabei klimaschädliche und giftige Substanzen wie Formaldehyd und Phenole freigesetzt. Aber das größte Problem ist, dass viele Tüten nicht richtig entsorgt werden. In Europa wird nicht einmal jede zehnte Plastiktüte recycelt. Die Tüten landen oft in der Natur. An Land und im Wasser gefährdet das Plastik dann Tiere, sie ersticken an den Resten. Zudem werden die CO2-Emissionen des globalen Jahresverbrauches von einer Billion Plastiktüten auf 60 Millionen Tonnen geschätzt.
Sollten Plastiktüten mehrfach verwendet werden?
BUND-Experte Rolf Buschmann kritisiert, das Problem bei einer Plastiktüte sei in aller Regel, dass sie zu dünn ist, um sie mehrfach zu verwenden. Das heißt, wenn Kunststofftüten genutzt werden, dann sollten sie seiner Meinung nach so konzipiert sein, dass sie länger genutzt werden könnten – sogenannte Mehrwegtüten. Das Problem sei aber, dass Mehrwegtüten kaum zu erkennen sind, der Handel müsse diese explizit ausweisen.
Sind kompostierbare Plastiktüten eine Alternative?
Nein, sagt der BUND. Auch wenn die Ökobilanz der kompostierbaren Alternativen aus Cellulose und Stärke besser ausfällt, enthalten sie auch einen geringen Anteil sogenannter einfacher Polymere. Sie bleiben im Kompost als gefährliche Kleinstbestandteile zurück. Aber es gibt noch ein Problem: Die Alternativen sind von anderen Plastikprodukten kaum zu unterschieden. „Geben Sie diese Tüte in den Biomüll, wird sie dort von den biologischen Verwertungsanlagen als Störstoff aussortiert“, erläutert Buschmann. „Landet diese Tüte wiederum im Gelben Sack, wird sie den Stoffkreislauf stören, weil sie eben nicht ein klassischer Kunststoff ist und daher auch nicht gut recycelbar ist.“
Sind Papiertüten als Alternativen geeignet?
Auch sie sind ein Einwegprodukt und daher ebenfalls nicht besonders ökologisch. „Beim Papier haben wir allerdings den Vorteil, dass sie hier einen geregelten Recyclingkreislauf haben“, so Buschmann.
Was ist denn die beste Alternative?
Das sind alle wiederverwendbaren Tragetaschen: Rucksack, Korb, die Stofftüte. „Und wenn ich eine Plastiktüte benötige, dann sollte ich mir eine kaufen, die ein längeres Leben vor sich hat und nicht nach dem Kurzgebrauch im Abfall landet“, rät Experte Buschmann.
Doch wie umweltschädlich sind die Plastiktüten wirklich?
Die Diskussion um die Plastiktüte sei vergleichsweise „unerheblich“, meinte kürzlich Siegfried Kreibe, Geschäftsführer des bifa-Umweltinstituts in Augsburg. Der Experte rechnet vor: Von den Plastiktüten gelangen knapp neun Gramm Plastik pro Kopf und Jahr in die Landschaft. Verzichten alle Deutschen auf die Hälfte ihrer genutzten Plastiktüten, sei es so, als ob jeder auf eine Autofahrt von drei Kilometern verzichtet. Im Klartext: Drei Kilometer zu Fuß zu gehen, habe den gleichen Effekt. Der Verzicht auf die Plastiktüte gebe zwar ein gutes Gefühl, doch erst ein gesamtes Umdenken bewirke etwas. (mit dpa)