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Überziehungszinsen: Was Sie über Dispozinsen wissen sollten

Überziehungszinsen

Was Sie über Dispozinsen wissen sollten

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    Was sind Dispo- und Überziehungszinsen?

    Dispo- und Überziehungszinsen werden fällig, wenn ein Bankkunde kein Geld mehr auf dem Girokonto hat und ins Minus rutscht. Zunächst gewährt die Bank in der Regel einen Dispositionskredit - kurz: Dispokredit oder Dispo. Dieser ermöglicht eine begrenzte Überziehung. Limit sind oft zwei oder drei Monatsgehälter. Für Überziehungen in diesem Rahmen gilt der Dispozinssatz.

    Wird das Konto noch weiter überzogen, fallen Überziehungszinsen an. Diese sind oft noch höher.

    Wo erfahren Bankkunden, wie hoch ihre Dispozinsen sind?

    Banken sollten darüber unter anderem auf Aushängen in ihren Filialen oder auf ihren Internetseiten informieren. Seit März gilt eine gesetzliche Neuregelung, wonach der Zinssatz "klar, eindeutig und in auffallender Weise" anzugeben ist, und zwar bereits auf der Internetseite. Laut Stiftung Warentest machen aber einige Banken ein Geheimnis daraus. Eine Informationsquelle ist der Kontoauszug, wenn fällige Zinsen abgerechnet werden.

    Wie verschleiern Banken die Höhe der Dispozinsen?

    Beim Vergleich aller 1433 Banken und Sparkassen ist der "Finanztest" aufgefallen, dass 129 Kreditinstitute den Dispozinssatz nicht auf ihrer Internetseite angeben. Zudem können bei 29 Banken die Kunden demnach nichts mit den Angaben anfangen: So nennt ein Geldhaus eine Zinsspanne und koppelt die Höhe an die Bonität des Kunden - wie diese errechnet wird, erläutert sie laut "Finanztest" jedoch nicht. Eine andere Bank verknüpft ihren Dispo mit einem Referenzzinssatz, ohne dessen Höhe zu nennen.

    Zudem beobachtet die "Finanztest" seit einigen Jahren, dass immer mehr Banken Kunden mit Premiumkonten locken. Bei diesen sind zwar die Dispozinsen niedriger, dafür kostet die Kontoführung aber deutlich mehr. Der Kunde muss also erst nachrechnen, welches Konto sich für ihn lohnt.

    Wie hoch sind die Dispozinsen derzeit?

    Die Unterschiede zwischen den Banken sind gewaltig. Laut "Finanztest" liegen die Dispozinssätze zwischen 4,24 und 13,75 Prozent - durchschnittlich bei 9,91 Prozent. Das sind lediglich 0,3 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr. Dabei können sich die Kreditinstitute seit März umsonst Geld bei der Europäischen Zentralbank leihen. Als "günstig" bewertet die Stiftung Warentest Konten mit einem Zinssatz von maximal acht Prozent und Kontoführungsgebühren von höchstens sieben Euro pro Monat.

    Was sind die Vor- und Nachteile von Dispokrediten?

    Vorteil ist, dass eingeräumte Dispokredite nicht erst beantragt werden müssen, sondern sofort verfügbar sind. Die Zinszahlungen verringern sich zudem mit jedem Zahlungseingang auf dem Girokonto; es gibt keine festen monatlichen Raten zur Rückzahlung. Nachteil ist die Zinshöhe. Außerdem können Banken Dispokredite kurzfristig kündigen und zurückfordern, etwa wenn sie Zweifel an der Zahlungsfähigkeit eines Kunden bekommen.

    Wie können Bankkunden hohe Dispozinsen umgehen?

    Verbraucher können mit ihrem Institut vereinbaren, dass ein Konto nicht überzogen werden darf. Es ist allerdings ratsam, zumindest einen kleinen Dispo-Rahmen von 500 Euro einzurichten. So ist es möglich, dass regelmäßig fällige Beträge wie Telefonrechnungen auch etwa während einer Urlaubsreise abgebucht werden können. Dadurch lassen sich unter Umständen teure Mahngebühren sparen.

    Die Banken sind zudem gesetzlich dazu verpflichtet, Kunden über alternative Kreditangebote zu beraten, wenn sie über einen langen Zeitraum kräftig im Minus sind.

    Gibt es Alternativen zum Dispokredit?

    Verbraucherschützer raten davon ab, das Girokonto dauerhaft zu überziehen. Die "Finanztest" empfiehlt als Alternative einen Ratenkredit. Das sind Darlehen über eine bestimmte Summe und einen bestimmten Zinssatz, die in einem festen Zeitraum zurückgezahlt werden.

    Von Ulrike Tschirner, dpa

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