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Überziehungskredite: Bundesregierung warnt trotz niedrigerer Zinsen vor Dispokrediten

Überziehungskredite

Bundesregierung warnt trotz niedrigerer Zinsen vor Dispokrediten

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    Ein Test zeigt: Abrufkredite sind oft billiger als Dispokredite, aber nicht jede Bank bietet sie an.
    Ein Test zeigt: Abrufkredite sind oft billiger als Dispokredite, aber nicht jede Bank bietet sie an. Foto: Jens Kalaene (dpa)

    Die Bundesregierung rät Verbrauchern trotz vermeintlich gesunkener Zinsen von Dispokrediten ab und will die Einhaltung der gesetzlichen Beratungspflichten untersuchen lassen. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervorgeht, liegt das Zinsniveau für kurzfristige Kredite zwar deutlich unter dem Niveau, wie vor der Finanzkrise 2008, allerdings hat sich der Abstand zu den gesetzlichen Leitzinsen kaum verringert. „Die Bundesregierung ist weiterhin der Ansicht, dass Verbraucherinnen und Verbraucher den Einsatz von Dispositions- und Überziehungskrediten möglichst vermeiden sollten“, heißt es in der Regierungsantwort.

    Regierung untersucht Beratungspflicht der Banken

    Demnach liegen die durchschnittlichen Zinsen für sogenannte revolvierende Kredite zu denen neben dem Dispo auch Rahmenkredite und Kreditkarten gehören derzeit 7,8 Prozent über dem Bankenleitzins Euribor, 2008 hatte der Abstand 8,5 Prozent betragen. Laut Bundesregierung sind die Banken verpflichtet, ihre Kunden zu warnen, wenn Dispokredite entgegen ihrer Zweckbestimmung für einen längerfristigen Finanzbedarf genutzt werden, der durch günstiger durch Ratenkredite gedeckt werden könnte. Ein Forschungsprojekt soll bis März 2021 zeigen, ob die bestehende Beratungspflicht ausreiche.

    Die Grünen fordern nun schärfere gesetzliche Rahmenbedingungen für Dispokredite, mit gedeckelten Zinssätzen. „Die Dispozinssätze von im Schnitt fast zehn Prozent sind immer noch viel zu hoch und in dieser Höhe nicht zu rechtfertigen“, sagte der Bundestagsabgeordnete Stefan Schmidt unserer Redaktion. „Die historisch niedrigen Zinsen zu denen sich Banken und Sparkassen refinanzieren, kommen bei den Verbrauchern nicht an", betonte der Grünen-Finanzexperte, der die Anfrage gestellt hat.

    „Eine Differenz von zehn Prozent zwischen Einlagezinsen und Dispozinsen ist absolut unverhältnismäßig“, kritisierte er. „Gerade in der anhaltenden Corona-Krise, in der viele Menschen durch Kurzarbeit, den Verlust ihrer Arbeit oder zurückgehende Aufträge unverschuldet mit ihrem Konto ins Minus gerutscht sind, sind solche Zinsaufschläge völlig unangebracht.“

    Dispozinsen liegen teils über 13 Prozent

    Der Ansatz der Bundesregierung allein auf Transparenz und Wettbewerb zu setzen, sei gescheitert. „Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass wir das Problem allein mit Informations- und Beratungspflichten nicht in den Griff bekommen“, sagt Schmidt. Die hohen Dispozinsen entsprächen nicht den realen Kosten der Banken, sondern seien eine Quersubventionierung der Kontogebühren. „Wir fordern einen flexiblen Deckel für Dispo- und Überziehungszinssätze, der diese in ein angemessenes Verhältnis zum Leitzins setzt“, betonte der Grünen-Politiker.

    Laut einer Untersuchung der Stiftung Warentest der Angebote von 1241 Banken und Sparkassen vom Oktober liegt der Dispozins bei durchschnittlich 9,6 Prozent, die teuersten Angebote reichten dabei über 13 Prozent.

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