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USA: Kahlschlag bei General Motors lässt Mitarbeiter verzweifeln

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Kahlschlag bei General Motors lässt Mitarbeiter verzweifeln

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    Der größte US-Autobauer General Motors (GM) hat ein großes Sparprogramm mit massivem Personalabbau angekündigt. Unser Bild zeigt betroffene Mitarbeiter in Kanada.
    Der größte US-Autobauer General Motors (GM) hat ein großes Sparprogramm mit massivem Personalabbau angekündigt. Unser Bild zeigt betroffene Mitarbeiter in Kanada. Foto: Eduardo Lima, dpa

    Robert Defelice, 47, rieb sich die Augen, als er in der Mittagspause eine Kurznachricht seiner Frau Christina las. „Das kann nicht sein“, dachte sich der Montagearbeiter im General Motors-Werk von Lordstown ungläubig. Sollte stimmen, was er da las, stellt der Autobauer im Frühjahr dort die Fertigung des Kleinwagens Chevy Cruze ein. Im Sommer hätten er und 1600 Kollegen hier im Nordosten Ohios keinen Job mehr. Ein kurzer Anruf daheim schaffte Gewissheit. General Motors (GM) hatte den Abbau jeden siebten Arbeitsplatzes in Nordamerika bereits offiziell bestätigt.

    Fünf General Motors-Fabriken droht das Aus

    Neben Lordstown will der größte amerikanische Autobauer bis Ende 2019 zwei US-Standorte und zwei weitere in Kanada schließen. Dort baut GM Limousinen seiner Marken Chevy, Cadillac und Buick. Hinzu kommen zwei Getriebefabriken in Michigan und Maryland. Der offizielle Grund sind Absatzschwierigkeiten auf dem Markt für Limousinen. Dieser sank in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 13,2 Prozent, während die Verkäufe von SUV und Pick-up-Trucks um 8,3 Prozent zulegten. Gleichzeitig braucht GM Ressourcen, sich für den technologischen Wandel der Branche zu rüsten.

    Die Konkurrenz kommt aus dem Silicon Valley von Riesen wie Google, Apple und Tesla. Die angepeilten Kostenersparnisse von 4,5 Milliarden im Jahr sollen dafür eingesetzt werden, bei der Elektromobilität und selbstfahrenden Fahrzeugen konkurrenzfähig zu bleiben. Schließlich machen den US-Autobauern auch Donald Trumps Strafzölle zu schaffen. Diese trieben die Einkaufspreise für Stahl- und Aluminium nach oben. Für GM machte das allein im vergangenen Quartal rund 300 Millionen Dollar aus.

    Der Bürgermeister hofft: „Es gibt noch einen Herzschlag“

    „Sie haben nicht gesagt, dass sie die Fabrik dauerhaft schließen“, versucht der Bürgermeister des Städtchen Lordstown, Arno Hill, aus der Erklärung GM’s etwas Positives herauszulesen. „Wir vermuten, dass es noch einen Herzschlag gibt.“

    Wie lange das so bleibt, hängt davon ab, worauf GM-Chefin Mary Barra und die mächtige Autogewerkschaft UAW sich verständigen. Die rund eine Millionen Dollar Steuereinnahmen, die ein Viertel des Haushalts des 3200-Seelen Ortes ausmachen, ist auf jeden Fall weg. Und ob General Motors das 1966 eröffnete Traditionswerk später für andere Modelle nutzen wird, steht in den Sternen.

    Der Chef des Autoteile-Zulieferer Jamestown Industries, Sylvester Townsend, ahnt Böses. „Das wird vernichtend sein“, sagt der Unternehmer, der Schutzhüllen für die Stoßstangen des Chevy Cruze liefert. Wenn GM das Werk schließt, muss Townsend seine 32 Beschäftigten entlassen – wie andere Zulieferer überall in den USA.

    Trump droht GM-Chefin Barra: Sie werden „ein Problem bekommen“

    Sollte es dauerhaft bei den Werkschließungen bleiben, müsse der Konzern mit Konsequenzen rechnen, meint der Präsident. „Sie legen sich mit der falschen Person an“, polterte Trump und forderte, die Produktion in China einzustellen, und stattdessen „verdammt noch mal schnell“ wieder in Ohio zu fertigen.

    Für US-Präsident Trump sind die GM-Werksschließungen politisch ein Problem.
    Für US-Präsident Trump sind die GM-Werksschließungen politisch ein Problem. Foto: Jim Watson, afp

    Für Trump sind die Werksschließungen politisch hoch brisant, weil er seinen Sieg im Wechselwähler-Staat Ohio bei den Präsidentschaftswahlen wesentlich den Wählern in der traditionell demokratischen Industrieregion verdankt. Auf einer Wahlkampfkundgebung im benachbarten Youngstown versprach er 2016 vollmundig, er werde die über Jahrzehnte verlorenen Jobs wieder zurückholen. „Zieht nicht um, verkauft euer Haus nicht!“

    Genau darüber denken nun Robert und Christina Defelice nach. Denn ohne das GM-Werk drohen in Lordstown die Lichter auszugehen. Wie schwer es wird, einen Arbeitsplatz zu finden, der 30 Dollar in der Stunde, Krankenversicherung und andere Zusatzleistungen zahlt, hat Christina schon erfahren. Sie verlor bereits im Juni ihren, Job als GM die Chevy Cruze-Produktion von zwei Schichten auf eine reduzierte. „Ich ahne nichts Gutes“, meint sie.

    Zufriedenheit herrscht dagegen bei den Analysten und Investoren an der Wall Street. GM stelle die Weichen zum richtigen Zeitpunkt, der Börsenkurs legte zu.

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