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Region: Trotz Mülltrennung wird immer mehr Plastik verbrannt

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Trotz Mülltrennung wird immer mehr Plastik verbrannt

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    Auch in der Region gibt es immer mehr Plastikmüll. Die Verwertung ist schwierig.
    Auch in der Region gibt es immer mehr Plastikmüll. Die Verwertung ist schwierig. Foto: Hendrik Schmidt (dpa), Symbolbild

    In Deutschland fällt mehr Verpackungsabfall an als je zuvor. Im Jahr 2014 erzeugten die Deutschen 17,8 Millionen Tonnen, berichtet das Umweltbundesamt. Gerade der Plastikberg wächst. „Die Menge an Plastikmüll ist enorm angestiegen“, kritisiert Grünen-Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn.

    Knapp drei Millionen Tonnen der Abfallmenge sind Plastik, im Jahr 2000 waren es erst 1,8 Millionen Tonnen. Viele Bürger trennen zwar fleißig ihren Müll. Doch gerade bei den Kunststoffen ist Recycling nicht einfach. Ein großer Anteil wird am Ende verbrannt.

    Im Jahr 2014 wurden in Deutschland nur 55 Prozent der Verkaufsverpackungen aus Metall, Kunststoff und Verbundstoffen stofflich wiederverwertet, also zu Rohstoffen oder neuen Produkten verarbeitet. Dies ergab kürzlich eine Anfrage der Grünen an die Bundesregierung. Der Rest – knapp 45 Prozent – landete in der Verbrennung.

    Nur 20 Prozent der Plastikabfälle werden wirklich wiederverwertet

    Kompliziert ist es vor allem, Kunststoffe wiederzuverwerten. Höhn zufolge wird nur aus 20 Prozent der Plastikabfälle neues, hochwertiges Material. Das Problem des Kunststoff-Recyclings kennt auch Norbert Völl, Sprecher des Dualen Systems, das durch den Grünen Punkt auf Verpackungen bekannt ist. „Alle Kunststoffe, die sortenrein getrennt werden können, lassen sich gut stofflich verwerten“, sagt Völl. Ein Beispiel seien Joghurtbecher aus Polypropylen, kurz PP. Ein großer Rest wird „thermisch verwertet“, also verbrannt. Auch dann habe das Sammeln aber Sinn, sagt Völl: Kunststoffe ersetzen in der Verbrennung Öl und sparen Energie ein – „zum Beispiel in Zementwerken“. Das Duale System befürworte es zudem, dass im Entwurf für ein neues Verpackungsgesetz die vorgeschriebenen Recyclingquoten deutlich erhöht werden sollen.

    Um Kunststoffe als Basis für neue Produkte gut wiederverwerten zu können, müssten diese in reiner Form und großer Menge vorliegen, erklärt Markus Hertel, Experte für Abfallwirtschaft am Bifa-Umweltinstitut in Augsburg. Dies gelinge beispielsweise bei Shampooflaschen oder Folien. „Bei Mischkunststoffen fällt es dagegen schwer, Recyclate herzustellen“, sagt er. Anders als bei Kunststoffen funktioniere die Wiederverwertung bei Glas, Metallen und Papier aber „sehr gut“.

    Das Recycling von Plastikmüll lohnt sich in vielen Fällen nicht

    In unserer Region gibt es verschiedene Systeme, um Wertstoffe zu sammeln. Die Gelbe Tonne zum Beispiel in Augsburg macht das Sammeln für die Bürger leicht und erhöht die erfasste Menge an Wertstoffen, sagt Hertel. Wertstoffhöfe führen dagegen zu geringeren Sammelmengen, aber zu höherer Qualität. Der Kreis Aichach-Friedberg berichtet mit seinen Wertstoffhöfen zum Beispiel von einer Verwertungsquote von 78,4 Prozent im Jahr 2015. Je nach Größe der Sammelstellen werden dort 21 bis 27 verschiedene Wertstoffe erfasst.

    Ein eigenes System hat der Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten: Dort geben Bürger ihre Kunststoffverpackungen in einem Sack am Wertstoffhof ab. „Wir sammeln dadurch etwas weniger, bekommen, aber relativ sauberes Material“, beschreibt Geschäftsführer Karl-Heinz Lumer die Erfahrungen. Mischkunststoffe und Kleinstverpackungen – zum Beispiel Hüllen für Schokoriegel – lassen sich ihm zufolge aber kaum stofflich verwerten. „Dafür gibt es keinen Markt“, sagt er. Die Preise für Rohstoffe seien stark gefallen. Ähnlich sieht es Grünen-Politikerin Höhn: „Das Recyceln von Plastik erscheint im Vergleich zu den Verbrennungskosten zu teuer.“

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